Außer für Profinet steht jetzt auch für Sercos III ein Energiespar-Profil zur Verfügung

Energie sparen mit Sercos Energy

3. Januar 2011, 12:11 Uhr | Andreas Knoll
Peter Lutz, Sercos International: »Das Sercos-Energy-Profil ist nicht branchenspezifisch.«
© Sercos

Die Nutzerorganisation Sercos International hat am 19. November die Spezifikation des Energiespar-Profils Sercos Energy verabschiedet und dies auf der Messe SPS/IPC/Drives bekannt gegeben. Peter Lutz, Geschäftsführer von Sercos International, erläutert die Hintergründe.

Markt&Technik: Welche Aufga­ben und Funktionen erfüllt das Sercos-Energy-Profil? Für welche Anwendungsfälle ist es defi­niert?

Peter Lutz: Das Sercos-Energy-Profil dient dazu, Maschinen und Anlagen, die Sercos III nutzen, energiesparend zu betreiben. Hier­zu definiert das Profil Daten und Kommandos, die zwischen Steue­rungen und den angeschlossenen Peripheriegeräten herstellerüber­greifend, d.h. einheitlich, ausge­tauscht werden können. Dies ver­setzt die Steuerung in die Lage, einen energiesparenden Betrieb der Maschine bzw. Anlage sicher­zustellen.

Als Anwendungsfälle berück­sichtigt sind erstens geplante und ungeplante Pausen (kurz oder lang), zweitens der Teilmaschi­nenbetrieb (einzelne Komponen­ten werden abgeschaltet, weil aktuell nicht benötigt) und drit­tens der Teillastbetrieb (Kompo­nenten können mit geringerer Energie versorgt werden). Diese Szenarien sind in unserem White­paper »Sercos Energy« beschrie­ben, das unter www.sercos.de – Downloads – Broschüren zum Herunterladen bereitsteht.

Auf welche Branchen zielt das Sercos-Energy-Profil ab?

Das Sercos-Energy-Profil ist nicht branchenspezifisch, d.h. es lässt sich in allen Sercos-III-Anwendun­gen nutzbringend einsetzen. Na­türlich ist der Nutzeneffekt, also das Einsparpotential, umso größer, je länger die Stillstandszeit zwi­schen den einzelnen Bearbeitun­gen ist und je weniger perfekt die Maschine auf den Bearbeitungs­prozess zugeschnitten ist.

Eignet sich das Sercos-Energy-Profil nur für die Fabrikautoma­tisierung oder auch für die Pro­zess- und Gebäudeautomatisie­rung? Wenn ja, inwieweit wird es dort Einzug halten?

In allen Anwendungen, in denen Sercos III zum Einsatz kommt und Maschinen bzw. Anlagen nicht mit voller Produktivität betrieben wer­den, hilft Sercos Energy, Energie zu sparen. Ein Einsatz des Profils in der Prozess- und Gebäudeautoma­tisierung ist nicht ausgeschlossen, wobei Sercos III derzeit fast aus­schließlich Anwendungen in der Fabrikautomatisierung bedient.

Inwieweit sind die vom Sercos-Energy-Profil abgedeckten An­wendungsfälle und Funktionen anwenderspezifisch anpassbar?

Sercos Energy stellt Mechanismen zur Verfügung, die von einer intel­ligenten Steuerung bzw. dem dar­über liegenden Leitrechner genutzt werden können, um Energie ein­zusparen. Wie die Schnittstellen und Informationen genutzt wer­den, ist anwenderspezifisch an­passbar. So gesehen können die Mechanismen von Sercos Energy vorhanden sein, ohne dass sie tat­sächlich genutzt werden. Umge­kehrt gesehen ist eine intelligente Steuerung auf die Mechanismen und die relevanten Informationen aus dem Feld angewiesen. Der An­wender ist bei der Skalierung voll­ständig frei.

Wie wirkt das Sercos-Energy-Profil mit der Maschinen- oder Anlagensteuerung zusammen? Wie wird es im Sercos-III-Netz übertragen, und wie kooperiert es mit dem Sercos-III-Protokoll?

Das Sercos-Energy-Profil integriert sich nahtlos in das generische Sercos-Geräteprofil, das Basisme­chanismen und Basisinformatio­nen für beliebige Geräte zur Verfü­gung stellt. Sercos Energy setzt auf Sercos-III-Standardmechanismen auf (Kommandos, Parameterzu­griff über SVC und S/IP). Das Pro­fil definiert Standardparameter zur Beschreibung von Energiezustän­den in Geräten, zur Aktivierung dieser Zustände sowie zum Ausle­sen des aktuellen Gerätezustands und von Energiemesswerten, so­fern das Gerät dies unterstützt. Eine schlanke Implementierung in Geräte ist ebenso möglich wie eine effiziente Protokollimplementie­rung. Vorhandene State Machines in Geräten werden berücksichtigt, und das Zusammenspiel mit Ser­cos Energy ist einheitlich defi­niert.

Auch Anlagen, die bereits in Betrieb sind, lassen sich über ein Firmware-Update mit Sercos Ener­gy nachrüsten. Die Voraussetzung ist lediglich, dass die Geräte Ver­brauchswerte erfassen können.

Erfordert die Anwendung des Sercos-Energy-Profils in einem bestehenden Sercos-III-Netz Mo­difikationen an dem Netz und seinen Komponenten?

Um Sercos Energy einsetzen zu können, sind keinerlei Änderungen am Netzwerk notwendig. In den meisten Fällen genügt ein Firmwa­re-Update. Selbstverständlich müs­sen die Steuerung und die ange­schlossenen Peripheriegeräte das Profil unterstützen. Bei Nachrüs­tungen ist somit ein Software- bzw. Firmware-Update notwendig.

Wie schnell wird das Sercos-Energy-Profil Ihres Erachtens in die Fertigungsindustrie vordrin­gen? Sind bereits Sercos-Energy-Produkte angekündigt?

Mitgliedsfirmen haben bereits pa­rallel zur Spezifikationsarbeit mit der produktbezogenen Validierung und Implementierung begonnen, so dass zeitnah mit Produkten ge­rechnet werden kann. Konkrete Zeitpläne der Hersteller liegen mir nicht vor. Ich gehe jedoch davon aus, dass die ersten Sercos-Energy-Produkte noch im 1. Halbjahr 2011 verfügbar sein werden.

Inwieweit lehnt sich das Sercos-Energy-Profil an das bereits zur Hannover Messe 2010 verab­schiedete Profienergy-Profil an?

Eine Anlehnung an das Profiener­gy-Profil ist gegeben, um für den Endkunden eine durchgängige Kommunikation von der Leitebene bis zum einzelnen Aktor zu er­möglichen. Allerdings geht der Funktionsumfang des Sercos-Ener­gy-Profils über den von Profiener­gy hinaus, indem es einerseits eine schlanke Implementierung in ein­fache Geräte ermöglicht, anderer­seits aber zusätzliche Use-Cases bedienen kann, etwa Teilmaschi­nenbetrieb und Teillastbetrieb.

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