Offene Software-Plattform hilft beim Energiesparen

Vernetzte Geräte sollen automatisch auf flexible Stromtarife reagieren können

3. August 2010, 13:33 Uhr | Andreas Knoll

Mit einer neuen Software-Plattform für Energie-Management vermögen sich die Kunden künftig auf flexible Stromtarife optimal einzustellen. Sie können den Strom beispielsweise zu kostengünstigen Zeiten nutzen, was die Auslastung der Netze verbessert und der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energieträgern entgegen kommt, deren Ertrag bekanntlich stark schwankt.

Angesichts stetig steigender Strom- und Heizkosten besinnen sich immer mehr Verbraucher aufs Energiesparen. Der Staat hilft: Ab 2011 müssen die Energieversorger variable Strompreise anbieten (EnWG §40,3), die die Kunden anregen sollen, ihren Verbrauch bewusst zu steuern. Hier setzt eine neue, offene Software-Plattform an. Sie soll Mieter und Wohnungseigentümer künftig beim Umgang mit den flexiblen Tarifen und beim intelligenten Energieverbrauch unterstützen. Entwickelt wurde die als »OGEMA-Framework« (Open Gateway Energy Management Alliance) bezeichnete Software vom Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik IWES in Kassel. Die Java-gestützte, frei erhältliche Open-Source-Plattform für Energie-Management verbindet die Energieverbraucher und -erzeuger mit den Leitstellen der Netzbetreiber und Energieversorger. Mittels eines Displays können Kunden einen variablen Strompreis beobachten und zu kostengünstigen Zeiten beispielsweise die Spülmaschine starten.

»Über variable Tarife lässt sich die Nachfrage nach Strom steuern«, erläutert Dr.-Ing. Philipp Strauß, Bereichsleiter am IWES, das Konzept der Software. »Ist die Auslastung gering, könnte der Strom günstiger angeboten werden.« Dies mache es für Verbraucher lukrativ, beispielsweise nachts die Waschmaschine laufen zu lassen. »Flexible Preise bieten einen Anreiz, den Stromverbrauch vermehrt in die Zeiten zu verlagern, in denen etwa ein Überangebot an Windenergie besteht«, ergänzt Strauß. »Schließlich wird es mit dem Wandel hin zu erneuerbaren Energien immer wichtiger, seinen Verbrauch an das Angebot anzupassen.«

Weil aber wohl kaum ein Kunde mehrmals am Tag die Strompreisentwicklung beobachten will, haben die Forscher für das OGEMA-Framework eine Software namens BEMI (Bidirektionales Energie-Management-Interface) programmiert, die diese Aufgabe übernimmt. Sie steuert Geräte wie Kühlschrank, Waschmaschine, Wärmepumpe und Klimaanlage automatisch, sofern sie datentechnisch vernetzt sind. Doch nicht nur die IWES-Forscher dürfen für OGEMA programmieren: Analog zu anderen Open-Source-Projekten wie Linux kann jeder Entwickler seine Ideen, wie Energie automatisiert und effizienter eingesetzt werden soll, in Software für die Plattform umsetzen. »Bislang gibt es noch kein offenes System für den Home-Automation-Bereich, das es verschiedenen Herstellern ermöglicht, Apps dafür zu erstellen«, betont IWES-Gruppenleiter Dr.-Ing. David Nestle die Besonderheit des OGEMA-Frameworks.

Um das Konzept weiter zu entwickeln und bekannt zu machen, hat das IWES im Sommer dieses Jahres die OGEMA-Allianz gegründet. Einige Unternehmen wie der Mannheimer Energieversorger MVV und der Solargroßhändler Entrason sind bereits beigetreten. »Wir hoffen, dass in kurzer Zeit zahlreiche Anwendungen entstehen«, sagt Nestle. »Sie sollen die Bedürfnisse von Privathaushalten und kleinen Gewerbebetrieben abdecken.« Denkbar sind Apps, die den Betrieb von Elektrogeräten an die Stromerzeugung der eigenen Photovoltaikanlage anpassen oder einzelne Heizkörper zeitlich mit dem Tagesablauf der Kunden abstimmen.

Derzeit entwickeln die Forscher die erste Version der OGEMA-Software. Sie wird noch dieses Jahr kostenlos zum Download unter www.ogema-alliance.org angeboten. Im Rahmen des E-Energy-Projekts »Modellstadt Mannheim« sowie des EU-Projekts »SmartHouse/SmartGrid« startet am 1. Oktober 2010 ein erster Feldversuch: Zunächst wird der Einsatz in 200 Haushalten getestet. Im kommenden Jahr ist ein Feldversuch mit 1500 Kunden geplant.


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