Eco-Verband

Das sind die Digitaltrends 2022

17. Januar 2022, 15:23 Uhr | Kathrin Veigel
Dezentralisierung des Netzes sowie Verschmelzung von realen und virtuellen Lebenswelten sieht der Verband Eco als Megatrends für dieses Jahr.
© nito/stock.adobe.com

Der Verband der Internetwirtschaft Eco erwartet 2022 einen Evolutionsschub des Netzes. Nach seiner Ansicht werden sowohl die Covid-19-Pandemie als auch der Klimawandel die digitale Transformation in Wirtschaft und Gesellschaft in diesem Jahr weiter vorantreiben.

»Die Digitalisierung ist Teil der Lösung vieler Herausforderungen, denen wir uns – ob mit oder ohne Pandemie – in den kommenden Jahren stellen müssen, sei es die Bewältigung des Klimawandels, der Umgang mit dem demografischen Wandel oder auch dem stetigen Kampf für Demokratie und Teilhabe auf der ganzen Welt«, so Eco-Vorstandvorsitzender Oliver Süme.

Zwei wesentliche Entwicklungen, die auch im Jahr 2022 weitergetrieben werden, seien eine zunehmende Dezentralisierung des Netzes, weg von Plattformökonomien, hin zu unternehmens- und branchenübergreifenden digitalen Ökosystemen, sowie eine zunehmende Verschmelzung zwischen realen und virtuellen Lebenswelten.

Technologien wie die Blockchain, künstliche Intelligenz, Virtual und Augmented Reality sowie der Boom von Kryptowährungen treiben diese Evolution des Netzes, die aktuell unter Begriffen wie Web3 und dem Metaverse kontrovers diskutiert wird. In diesem Jahr erwarte Süme einen Evolutionsschub des Internets. Gleichzeitig warnt er jedoch vor zu großer Euphorie und Sorglosigkeit im Hinblick auf die dritte Netzgeneration: »Die technologischen und regulatorischen Herausforderungen bleiben dieselben. Wir brauchen leistungsfähige digitale Infrastrukturen und sichere Dienste, nur so können wir das Vertrauen und die Akzeptanz der Nutzer:innen auf Dauer erhalten.«

Der Erfolg künftiger Evolutionsstufen des Internets hänge – wie heute auch schon – maßgeblich davon ab, wie die technische Architektur aufgesetzt werde, wie die Machtverhältnisse verteilt seien und wie die Möglichkeiten der Teilhabe ausgestaltet würden, so Süme weiter. 

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Diese digitalen Trends prägen das Jahr 2022

IT-Lieferketten vor Ransomware-Attacken schützen
Immer mehr dezentrale IT-Ressourcen in den Unternehmen verändern auch 2022 die Anforderungen an IT-Sicherheit. Nicht nur die IT im Unternehmen, sondern ganze Lieferketten brauchen einen immer höheren Schutz vor Cyberangriffen. Mit der wachsenden Komplexität steigt auch die Zahl möglicher Angriffspunkte für Kriminelle. Diesem Risiko bleiben auch 2022 vor allem mittelständische Unternehmen besonders ausgesetzt. Der Trend zu Ransomware wird sich 2022 insbesondere im Mittelstand höchstwahrscheinlich leider fortsetzen. Lieferanten und Dienstleister in der IT-Supply-Chain müssen stärker als bisher in das IT-Sicherheitskonzept der Unternehmen einbezogen werden. Unternehmen sollten außerdem für eine kontinuierliche Sensibilisierung der Mitarbeiter zum Schutz vor Phishing-Attacken sorgen.

Vertrauen ins IoT (Internet of Things) wächst
Zu viele IoT-Geräte versprechen viel, und oftmals ist die Enttäuschung über mangelnde oder mangelhafte Funktionalität groß. Dasselbe gilt für die Sicherheitsstandards von IoT-Devices. Ein Qualitätssiegel sowohl für die Funktionalität als auch für die Sicherheit ist nötig. Mit dem Datenschutz und der Datensicherheit sowie der Funktionalität steht und fällt das Vertrauen der Menschen in ein sicheres Internet der Dinge. Auch der Ausbau digitaler Infrastrukturen ist als Voraussetzung für die Umsetzung von IoT-Projekten ein Top-Thema.

Verkehrswende treibt multimodale Mobilitätslösungen
Die Vernetzung von digitalen Mobilitäts-Services und etablierten Akteuren wird sich 2022 weiter verstärken. Davon profitieren vor allem die Verbraucher. Gerade im ländlichen Raum können neue Mobilitätsservices einen wichtigen Beitrag leisten. Voraussetzung dafür ist eine flächendeckende Versorgung mit mobilem Internet. Rund um die generierten Mobilitätsdaten entstehen neue Geschäftskonzepte, die die Mobilitätsversorgung der Menschen in der Stadt und auf dem Land weiter verbessern – im Sinne einer Verkehrswende weg vom privaten PKW hin zu gemeinschaftlich genutzten Verkehrsangeboten. 

Mit New Work-Konzepten gegen den Fachkräftemangel
Der Fachkräftemangel stellt HR-Verantwortliche vor wachsende Herausforderungen. Ein Recruiting über den Tellerrand hinaus ist nötig. Neben mehr Diversity heißt das, auch vermehrt Fachkräfte aus dem Ausland anzuwerben. Etablierte Tools für eine digitale Zusammenarbeit über Ländergrenzen hinweg sind dafür eine wichtige Voraussetzung. In diesem Zuge setzen sich hybride und flexible Arbeitsmodelle immer weiter durch und etablieren sich als neuer Standard. Im Bewerbungsprozess vergrößern zudem der Einsatz von Algorithmen, weiteres Employer Branding sowie neue Matching-Plattformen und Persönlichkeitstests den Bewerber:innen-Pool.

Data Center als Enabler für eine nachhaltige Digitalisierung
Rechenzentren sind das Fundament der digitalen Transformation. Sie sind nicht nur eine wesentliche Voraussetzung zum Erreichen der Klimaziele in Deutschland und Europa, sondern tragen erhebliche Nachhaltigkeitspotenziale in sich. Fakt ist: Europäische Rechenzentren zählen bereits jetzt zu den energieeffizientesten weltweit: Die CO2-Emissionen entwickeln sich seit 2015 in ganz Europa rückläufig. Rechenzentren arbeiten heute bereits zwölf Mal energieeffizienter als noch im Vergleich zum Jahr 2010. Eine beschleunigte Energiewende und der damit verbundene Ausbau und die Verfügbarkeit von erneuerbaren Energien wird in Deutschland zu einem noch wesentlich stärkeren Absinken der CO2-Emissionen von digitalen Infrastrukturen beitragen. Daher muss es die politische Zielsetzung sein, die Energiewende in Deutschland zu priorisieren und beschleunigen, damit die ambitionierten CO2-Ziele des europäischen Green Deals von den Betreibern digitaler Infrastrukturen auch praktisch realisiert und erreicht werden können. Rechenzentren stellen außerdem eine wertvolle Wärmequelle dar. Werden die erforderlichen politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Abwärme-Nutzung geschaffen, können Rechenzentren hierzulande mehr als zehn Terawattstunden pro Jahr zum Wärmebedarf Deutschlands beitragen.

Gaia-X fördert Anwendungen der Künstlichen Intelligenz (KI)
KI-Anwendungen können 2022 von digitalen Ökosystemen und unternehmensübergreifenden Datenräumen wie Gaia-X stark profitieren. Dadurch gewinnen beispielsweise KI-basierte Serviceökosysteme für technischen Service der Industrie 4.0 an Bedeutung. Neue Use-Cases und Geschäftsmodelle entstehen voraussichtlich im Projekt Service-Meister durch den selbstbestimmten Austausch von Trainingsdaten für Machine-Learning-Anwendungen. Davon profitieren IT-Dienstleister, Kfz-Werkstätten sowie andere Projekte aus der Automobilbranche und Industrie. Die Mitte des Jahres zur Verfügung stehenden Open-Source-Softwaremodule des Gaia-X-Projektes werden Innovationen auf Basis gemeinsamer Datenräume ermöglichen.

Sichere digitale Identitäten fördern Digitalisierung
Sichere digitale Identitäten helfen natürlichen Personen mit ihren verschiedenen Ausprägungen wie Impfpass, Personalausweis oder Führerschein im Cyber-Raum erfolgreich zu agieren. Das europäische SSI-Ökosystem zur Ausgabe und Verifizierung digitaler Identitäten auf der Basis von Self-Sovereign Identity (SSI) wird sich dieses Jahr weiterentwickeln. Es löst Abhängigkeiten von Monopolisten und gibt uns als Gesellschaft die Freiheit, die digitale Zukunft unabhängiger und damit erfolgreicher zu gestalten. Self-Sovereign Identity (SSI) sorgt als Digitalisierungsbeschleuniger für eine schnellere, sichere und vertrauenswürdige Digitalisierung. Die Nutzer können selbstbestimmt ihre Identitätsdaten an Anwendungen weitergeben. Das schafft einen hohen Grad an Privatsphäre, an werte-orientierte IT und -Diensten und damit eine hohe Akzeptanz für die digitale Zukunft.


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