Fraunhofer Gesellschaft

Referenzarchitektur für das Industrial Data Space

28. März 2017, 16:52 Uhr | Hagen Lang
Lösungen für die Echtzeitüberwachung sensibler Transportgüter werden gerne als künftiges »Geschäftsmodell« des künftigen Industrial Data Space genannt. Wer heute mit welchen Daten überhaupt noch »handeln« bzw. sie austauschen darf, muss angesichts sich verschärfender Datenschutzgesetze aber erst noch einmal gründlich geprüft werden.
© fotolia / industrieblick

Um Geschäftsdaten mit Geschäftspartnern gemeinsam zu nutzen und auszutauschen brauchen Unternehmen klare Richtlinien. Die Fraunhofer-Gesellschaft hat für das »Industrial Data Space« ein Referenzarchitekturmodell entwickelt und bereits ein Pilotprojekt mit der Salzgitter AG erfolgreich durchgeführt.

Zwölf Fraunhofer-Institute sind an der Initiative beteiligt, die auf der Hannover Messe ihr Referenzarchitekturmodell zum Industrial Data Space vorstellen wird. Das Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik ISST hat bereits mit dem Stahlkonzern Salzgitter AG ein umfangreiches Pilotprojekt durchgeführt, das den automatischen und sicher verschlüsselten Austausch von Lagerdaten zwischen Kunden- und Lieferantensystemen durch sogenannte Smart Data Apps realisiert hat.

Kunden können bei der Salzgitter AG die Verfügbarkeit des gewünschten Stahls zum Wunschtermin abfragen, das System nennt ihnen die verfügbare Menge. »Der aufwändige manuelle Datenabgleich entfällt komplett«, so Prof. Dr.-Ing. Heinz Jörg Fuhrmann, Vorsitzender des Vorstands der Salzgitter AG, zum Nutzen dieses Anwendungsbeispiels für das Industrial Data Space.

Smart Data Apps stellen die Benutzeroberfläche und Funktionalitäten zur Verfügung, sie bauen auf der »Konnektor« genannten Softwarekomponente auf. Diese vom Fraunhofer-Institut für Angewandte und Integrierte Sicherheit AISEC um die Security-Komponente erweiterten Konnektoren sind das Herzstück des Industrial Data Space-Architektur.

Außer der Echtzeitüberwachung von Lagerdaten sind derzeit Echtzeitüberwachungen von Transporten im Fokus. Z.B. kann der Lebensmitteltransport verbessert werden, wenn Parameter wie Temperatur, Erschütterungen oder Lichteinfall mit dem Transportgut verknüpft werden, sodass der Empfänger weiß, dass die Ware z.B. nicht geöffnet, einer zu hohen Temperatur o.ä. ausgesetzt war.

Auch die gemeinsame gewerbliche Nutzung von Daten, auch personenbezogenen, schwebt als »rote Möhre« immer wieder über dem Begriff Industrial Data Space, die zu neuen Geschäftsmodellen führen soll. »Wir können uns vorstellen, dass über den Industrial Data Space eine Art Marktplatz für Daten entsteht, in dem Unternehmen mit Daten handeln«, meint Prof. Boris Otto, Forschungschef des Industrial Data Space und Institutsleiter am Fraunhofer ISST.

Allerdings muss diese Idee mit Blick auf die EU-Datenschutz-Grundverordnung, die ab 25. Mai 2018 strafbewehrte Datenschutzanforderungen an Unternehmen stellt, noch einmal in Ruhe neu gedacht werden. Wir leben nicht mehr in der wilden Zeit der neunziger Jahre, als computergespeicherte Daten ein freies Handelsgut waren, sondern bereits in der Phase bürokratischer Datenschutz-(Über-)Regulierungen. Ob und wo die behaupteten »neuen Geschäftsmodelle« durch Industrial Big Data nicht mit der neuesten Datenschutzgesetzgebung kollidieren, sollte in Ruhe geprüft werden.

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