Schnell, sicher, günstig

Identifizierung per Selfie-Video

28. November 2019, 11:22 Uhr | Nicole Wörner
Mithilfe der App wird die Verifizierung von Personen fast ein Kinderspiel.
© ETH Zürich

Wer heute ein Bankkonto eröffnen oder ein Handy-Abo abschließen will, muss sich beim jeweiligen Dienstleister identifizieren. Das ETH-Spin-off PXL Vision hat eine einfachere Lösung: mittels Ausweis-Scan und Selfie-Video. Verschiedene Unternehmen setzen bereits auf die neue Technologie.

»Wir bringen Vertrauen in die digitale Welt, indem wir sichere, verifizierte digitale Identitäten ermöglichen.« Mit diesem Satz fasst Karim Nemr die Geschäftsidee von PXL Vision zusammen.

Der 34-Jährige ist einer der Gründer des ETH-Spin-offs, dessen Produkte irgendwann genauso selbstverständlich zu unserem Alltag gehören könnten wie die Kaffeemaschine oder das Smartphone.

Letzteres ist unverzichtbar für die Geschäftsidee der Zürcher Jungunternehmer: Das Smartphone ersetzt bei der Technologie von PXL Vision die Menschen, die heute am Bankschalter oder bei einem Mobilfunkanbieter die Identität von potenziellen Kunden überprüfen.

Der Prozess ist simpel,…

...wie Nemr demonstriert: Zuerst scannt er Vorder- und Rückseite seines Ausweises, dann macht er ein kurzes Selfievideo. Via App lädt er die Dokumente in eine Cloud auf einem zertifizierten Schweizer Server hoch, und das System prüft innerhalb von Sekunden, ob das gescannte Dokument und das Video echt sind, ob tatsächlich ein Mensch vor der Kamera steht und ob dieser mit dem Dokument übereinstimmt. Kunden kommen so sofort und automatisiert zu ihrem Mobil-Abo oder zu einem Bankkonto. An einen Kundenberater oder an Ladenöffnungszeiten sind sie nicht mehr gebunden.

PXL-​Vision-Geschäftsführer Karim Nemr ist mit dem bisherigen Geschäftsgang sehr zufrieden
PXL-​Vision-Geschäftsführer Karim Nemr ist mit dem bisherigen Geschäftsgang sehr zufrieden
© Peter Rüegg / ETH Zürich

Die Technologie namens Daego…

...(von: digitales Alter Ego) unterstützt alle internationalen Reisedokumente, aber auch andere Ausweispapiere wie etwa eine mexikanische Abstimmungskarte, die im Land als Hauptidentifikationsmittel dient. Denkbar sind auch Anwendungen im privaten Bereich, etwa um einen Babysitter oder eine Nachhilfelehrerin anzustellen. Mit der App von PXL Vision lässt sich rasch überprüfen, ob die Person, die vor der Tür steht, mit derjenigen identisch ist, die sich beworben hat.

Heutige Lösungen zur Identifikation von Personen…

...sehen mindestens eine Interaktion mit einem Menschen vor. »Bei anderen kommerziell erhältlichen Lösungen wird die Verifikation oft über einen Video-Anruf mit einem Mitarbeiter oder sogar offline in Indien durchgeführt, und zwar von Menschen«, sagt Nemr. »Dies ist nicht nur mühselig und teuer, sondern ein großes Risiko für die Privatsphäre der Nutzer.« Die maschinelle Lösung von PXL Vision sei schneller, genauer, günstiger und sicherer als eine Verifikation durch Menschen.

Das sehen auch die Kunden so:…

...Der Telekommunikationsanbieter Sunrise ist ein Partner der ersten Stunde – trotz anfänglicher Skepsis. «Die Firma hatte erst große Bedenken, ob ihre Kunden die neue Technologie akzeptieren», sagt Nemr. «Doch diese Bedenken waren unbegründet. Die Leute haben unabhängig von Alter oder Geschlecht kein Problem damit, sich digital auszuweisen.»

Mit Swiss Sign, Anbieterin der digitalen Identität SwissID, hat PXL Vision einen weiteren wichtigen Partner gewonnen. Und auch die weitere Kundenliste – darunter auch UPC und weitere Mobilfunkanbieter sowie Banken – liest sich wie ein Who-is-Who der digitalen Vorreiter der Schweiz. »Seit Beginn sind wir selbsttragend und konnten ohne Fremdfinanzierung wachsen«, sagt PXL-Vision-Mitgründer Nemr denn auch stolz.

Der Unternehmer blickt optimistisch in die Zukunft…

...Als nächstes will sich das PXL-Vision-Team in der Finanzindustrie etablieren sowie in den USA und in Asien und schließlich weltweit Fuß fassen. Insbesondere der amerikanische und der asiatische Markt seien riesig und sehr interessant. »Jährlich werden Milliarden von persönlichen Daten geklaut und missbräuchlich verwendet«, sagt Nemr. »Es gibt also ein riesiges Vertrauensproblem. Und wir haben eine Lösung dafür.«


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