EEG per Folie

Mini-EEG-Folie ersetzt Elektroden-»Helm«

12. Juni 2017, 13:03 Uhr | Hagen Lang
Ein Proband trägt das cEEGrid am Ohr
© IfADo

Bislang musste an Patienten zur Messung von Hirnströmen aufwendig eine monströs wirkende Elektroden-Kappe verkabelt werden. Eine flache, von deutschen Forschern entwickelte Folie misst Hirnströme unauffällig hinterm Ohr.

Ursprünglich stammt die Idee, mit einem Mini-EEG hinter dem Ohr Hirnströme zu messen aus dem Team um den Oldenburger Neuropsychologen Prof. Stefan Debener. Die erste Version der cEEGrid getauften Apparatur erfolgte im DFG Exzellenzcluster »Hearing4All«. Im Team um Dr. Merlene Pachararra vom Dortmunder Leibnitz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo) wird die Tauglichkeit der Folie zur Messung von Hirnströmen weiter untersucht, wobei die Forscher nicht am möglichen kommerziellen Erfolg des cEEGrid partizipieren.

Dass Menschen »Hirnströme« erzeugen und diese nicht-invasiv von außen messbar sind, entdeckte der Coburger Neurologe Hans Berger in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Dazu muss heutzutage eine Versuchsperson mit 64 Elektroden »verkabelt« werden, wobei das Bestreichen der Elektroden mit Gleitgel ein anschließendes Haarewaschen unabdingbar machen. Das Oldenburger Forscherteam hat als Alternative das c-förmige Mini-EEG »cEEGrid« aus Kunststofffolie entwickelt, das sich wie ein dünnes Aufklebetattoo schnell hinter dem Ohr befestigen und angenehm tragen lässt. Eine drahtlose Übertragung der EEG-Signale ist ebenfalls möglich.

Die Zuverlässigkeit der durch das »cEEGrid« generierten Daten wurde von den IfADo-Forschern eruiert. Dazu mussten Probanden mit Elektroden-Kappe und cEEGrid Aufgaben am PC lösen, deren EEGs anschließend verglichen wurden.

EEG-Kappe
Die Elektrodenanordnung, wie sie gegenwärtig standardmäßig für EEGs eingesetzt wird.
© Thuglas - Public Domain

»Wir konnten zeigen, dass Form und Gestalt des Mini-EEGs bei visuellen und kognitiven Parametern denen der Kappe ähneln«, sagt Pacharra. »Allerdings sind diese Signale beim Mini-EEG vergleichsweise schwach.« In folgenden Studien soll der Algorithmus, der die Daten des EEG analysiert, weiter angepasst werden, um Störsignale, die durch Bewegung entstehen, besser isolieren zu können und so die Signalqualität zu erhöhen.

Die Verbesserung und Verstärkung der Signalqualität ist der nächste Schritt, den die Forscher gehen müssen. »Gelingt es auch mobil ein deutliches EEG abzuleiten, dann könnten wir in einem nächsten Schritt die kontrollierten Laborbedingungen verlassen. Arbeitsplatzsimulationen mit dem EEG hinterm Ohr könnten folgen«, sagt Julian Reiser, Doktorand in dem Projekt. Ist das Mini-EEG marktreif, lassen sich alle Neurologischen Standardanwendungen, aber auch arbeitsmedizinische und kognitive Untersuchungen viel leichter und für die Versuchsperson weniger belastend durchführen.


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