Mit branchenspezifischen Lösungen in einen neuen Markt

Panasonic steigt in die Gebäudeautomatisierung ein

3. April 2012, 18:06 Uhr | Andreas Knoll
Kurt Meissner, Panasonic Electric Works Europe: »Fabrik- und Gebäudeautomatisierung gehen immer mehr ineinander über.«
© Panasonic Electric Works

In Europa vorwiegend für Maschinen- und Prozessautomatisierungstechnik bekannt, bietet Panasonic Electric Works mittlerweile Branchenlösungen an und hat seinen Vertrieb und Service entsprechend umstrukturiert. Jetzt steigt das Unternehmen nach dem asiatischen auch in den europäischen Markt für Gebäudeautomatisierungs-Systeme ein.

Kurt Meissner, Product Manager PLC/HMI/Drives bei Panasonic Electric Works Europe, informiert über technische Trends sowie die derzeitige Situation und die weiteren Pläne des Unternehmens in Sachen Gebäudeautomatisierung.

Markt&Technik: Panasonic Electric Works ist in puncto Gebäudeautomatisierung noch relativ unbekannt. Seit wann ist das Unternehmen in dem Bereich tätig?

Kurt Meissner: Wir haben die ersten in Europa entwickelten Produkte für die Gebäudeautomatisierung, zwei Kommunikationsbaugruppen für das Bussystem BACnet, im vergangenen Herbst erfolgreich am Markt platziert. Der Anteil der Gebäudeautomatisierungs-Lösungen am Gesamtumsatz des Unternehmens mit Automatisierungstechnik entspricht hier aber noch der Startphase. Dies soll sich jedoch ändern: Wir sind dabei, auch in Europa bewusst in den Gebäudeautomatisierungs-Markt einzusteigen, wobei Anfragen von Anlagenautomatisierungs-Kunden den entscheidenden Anstoß gebracht haben.

Ist Ihr Unternehmen auf den Einstieg in die Gebäudeautomatisierung vorbereitet?

Ja, die nötigen Voraussetzungen dafür sind gegeben, sowohl in organisatorischer als auch in technischer Hinsicht. Panasonic hat sich in den vergangenen Jahren zu einem anerkannten Anbieter branchenspezifischer Lösungen unter anderem in Sachen Wasser-/Abwasser, Energieverteilung, Fahrzeugelektronik, Fernwirktechnik und Sicherheitstechnik entwickelt und seinen zuvor nach Länderschwerpunkten strukturierten Vertrieb und Service nach Branchenschwerpunkten ausgerichtet. Internationale Projektgruppen mit Ingenieuren unter anderem aus Deutschland und Italien erstellen jetzt Branchenlösungen inklusive den nötigen Komponenten.

Zum anderen bieten unsere ursprünglich für die Maschinen- und Prozessautomatisierung entwickelten Speicherprogrammierbaren Steuerungen, Bediengeräte, Energiezähler und Fernwirkkomponenten auch optimale Lösungen für die Gebäudetechnik. Diese müssen folglich weiterentwickelt werden, beispielsweise durch Kommunikations-Komponenten wie die neuen BACnet-Module, LON-Gateways, Datenlogger, Webtechniken und Software.

Um als etablierter Automatisierungstechnik-Hersteller in neue Geschäftsfelder einzusteigen, ist es erforderlich, nicht nur die Hardware anzubieten. Der Kunde verlagert seine Engineering-Anforderungen zunehmend auf seine Lieferanten. Dies bedeutet für uns, dass wir Gesamtlösungskonzepte vorstellen müssen, ob mit oder ohne geeignete Partnerunternehmen. In Asien ist Panasonic damit schon länger unterwegs.

Gibt es irgendwelche Einschränkungen, was die Eignung Ihrer Fabrikautomatisierungs-Produkte für die Gebäudeautomatisierung anbetrifft?

Dies hängt in erster Linie davon ab, wie und wo im Gebäude die Produkte eingesetzt werden. Industriesteuerungen sind nach den entsprechenden Normen der IEC-61131-Serie ausgelegt, die ein Isolationssystem gemäß der Überspannungskategorie II fordern. Wenn man sich in der Gebäudeautomatisierung in der Überspannungskategorie III bewegt, vergrößern sich die Anforderungen an die Luftstrecken. In diesem Fall lassen sich die Steuerungen aber durch geeignete Mittel zur Reduzierung der Überspannungskategorie, etwa ein trennendes Netzteil, trotzdem einsetzen. Im Allgemeinen sind die Produkte in den Schaltschränken jedoch ohne weitere Einschränkungen nutzbar.

Darüber hinaus gibt es Überlappungen bei den Anforderungen an Gebäude- und Fertigungssteuerungen, so dass Synergien möglich und sinnvoll sind. Zusätzliche Anforderungen an die Gebäudeautomatisierungstechnik resultieren aus gesetzlichen Regelungen, etwa den Sicherheitsvorschriften für Personenaufzüge. Wichtig in diesem Zusammenhang ist auch das Thema Security, also die Sicherheit vor Datenmanipulation. Technisch sehen wir darin weniger Probleme, wenn die Gebäudedaten nicht mit Personendaten (siehe BSI-Standards) verknüpft werden.

Während in der Automatisierungsbranche mittlerweile die Überzeugung verbreitet ist, Fabrik- und Prozessautomatisierung wüchsen zusammen, werden Fabrik- und Gebäudeautomatisierung oft noch als völlig getrennte Bereiche betrachtet. Ist diese Sichtweise überholt?

Definitiv ja. In beiden Bereichen stehen mittlerweile die Kommunikationsfähigkeit und Datenerfassung neben den eigentlichen Regelprozessen im Vordergrund. Ein Beispiel aus der Gebäudetechnik soll dies verdeutlichen: Per Smartphone die Heizung aktivieren, also fernsteuern, oder den Energiebedarf der Waschmaschine erfassen und auswerten, ist heutzutage ohne weiteres möglich. Für die Prozessautomatisierung gilt Entsprechendes: Per iPad die Anlage warten, parametrieren und visualisieren, ist bereits Stand der Technik.

Deshalb werden die Steuerungen so konzipiert, dass sie möglichst vielseitig vernetzbar sind und kommunizieren können. Internet- und Fernwirkfähigkeit muss gegeben sein, Sensoren müssen sich leicht anschließen lassen, und alle Geräte sollten Standardprotokolle unterstützen. Dies zeigt, dass Fabrik- und Gebäudeautomatisierungsgeräte zusammenwachsen.

Apropos Fernwirkfähigkeit: Die Fabrikautomatisierungs-Produktpalette von Panasonic ist neben SPSen stark auf die Fernwirktechnik ausgerichtet. Inwieweit kommt dies dem Unternehmen beim Einstieg in die Gebäudeautomatisierung entgegen?

Tatsächlich hilft uns die Fernwirktechnik beim Einstieg in die Gebäudeautomatisierung sehr. Unser industrielles Webserver-Modul »FP Web-Server 2« lässt sich leicht mit allen Panasonic-Steuerungen kombinieren, die dann über EtherNet/IP kommunizieren. Das Modul fungiert dabei als Kommunikations-Manager für Daten, egal ob diese übertragen, geloggt oder visualisiert werden sollen. Ergänzend steht für die Erstellung von Websites die Software »FP Web Designer« zur Verfügung, die auch ohne Programmierkenntnisse bedienbar ist. Sie ermöglicht den Zugriff über moderne Kommunikationsgeräte wie Smartphones und iPad sowie das »Toughpad« von Panasonic, aber auch über Gebäudeleittechniksysteme.

Als Ergänzung steht zum lokalen Speichern der Daten ein Erweiterungs-Modul bereit, das beispielsweise Sensor-Messwerte auf SD-Karte aufzeichnet und damit eine lückenlose Protokollierung der Daten gewährleistet, auch wenn die Datenübertragung zur Zentrale vorübergehend gestört ist.


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  2. Panasonics Produktportfolio für die Gebäudeautomatisierung

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