Ein kleiner Kasten einfach an einem Niederspannungsmotor befestigt – und schon lässt sich der Motor ins IoT einbinden, um vorausschauende Wartung zu betreiben, Wartungs- und Stillstandkosten zu reduzieren und den Energieverbrauch zu optimieren.
Das Potenzial wäre riesig. Mindestens 100 Mio. Niederspannungsmotoren arbeiten heute völlig ohne Überwachung. Nur in bestimmten Fällen – etwa in Papiermaschinen – lohnt sich der Aufwand, die Motoren mit Sensoren zu versehen und für den Anschluss an die Leitzentrale zu verkabeln. Nur geschultes Personal kann das durchführen, nachträgliche Änderungen oder Optimierungen sind teuer. Die meisten Motoren mussten deshalb dumm bleiben.
Das will ABB jetzt ändern. Das Geheimnis dahinter: Der kleine Kasten, der weniger als 50 Euro kosten soll, enthält eine Reihe untereinander kommunizierender Sensoren, die die Betriebsparameter des Motors aufnehmen. Dazu zählen Vibration, Temperatur und Überlastung. Es lassen sich Informationen über Betriebsstunden, den Rotorzustand, die Lagerzustände, den Kühlungszustand, der Oberflächentemperatur, der Abweichungen im Luftspalt und der Gesamtvibrationen ableiten. Den Energieverbrauch ermittelt dieser Sensortag mit einer Genauigkeit von +- 10 %. Er sendet die Daten über Bluetooth Low Energy an die Cloud-basierten Server von ABB.
Dort analysiert eine spezielle Software die Daten und macht verwertbare Informationen daraus. Zur Trendanalyse werden zeitlich protokolliert. Diese Informationen sendet das System beispielsweise an ein Smartphone oder ein internetbasiertes Kundenportal. Treten Probleme auf, warnt das System die Bediener.
Ein weiterer Vorteil: Das System kennt die Motoren ganz genau – im ersten Schritt die Motoren von ABB, die Motoren anderer Hersteller lassen sich aber ebenso einbinden. Damit wäre das System also herkömmlichen Wartungsteams überlegen, die nicht über das Know-how eines – geschweige denn vieler – Motorenherstellers verfügen können.
Die Analyse der gespeicherten Daten eröffnet im Rahmen des Internets der Dinge, Dienstleistungen und Menschen, wie ABB das IoT nennt, neue Geschäftsmodelle im Umfeld von Wartung und Service. »Es gibt schon Erfahrung mit Pilotprojekten, wir haben sehr gute Rückmeldungen bekommen«, sagt Jonas Spoorendonk, Local Business Unit Manager Motors & Generators von ABB Deutschland. Die Betreiber erhalten mit dem System erstmals eine Anlagenübersicht und können tief in spezifische Bereich vordringen – bis hin zum einzelnen Motor. So sehen sie potenzielle Probleme und können gezielt Wartungen durchführen.