"Gehst Du zum Bauteil..."

"...vergiss die Werkzeugmaschine nicht!"

6. April 2016, 12:11 Uhr | Hagen Lang
Mittels Wechselfüßen, die magnetisch sein können, bewegt sich die portable Maschine wie eine Raupe über große Bauteile.
© IFW

Ingenieurwissenschaftler des Produktionstechnischen Zentrums Hannover bauen die erste mobile hochpräzise Werkzeugmaschine. Damit wird erstmals die Vor-Ort-Bearbeitung immobiler Bauteile möglich.

Of sind Bauteile zu groß, zu schwer oder aus anderen Gründen immobil, sodass der Transport zu Werkzeugmaschinen nicht praktikabel ist. Das brachte Thomas Krawczyk und zwei weitere Entwickler des Instituts für Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen (IFW) des Produktionstechnischen Zentrums der Leibniz Universität Hannover auf die Idee, eine Werkzeugmaschine zu konstruieren, die zum Bauteil kommt.

"Stellen Sie sich vor, Sie wollen ein paar Löcher in Ihre Wand bohren und bringen Ihr Haus deshalb zur Bohrmaschine", sagt Wirtschaftsingenieur Thomas Thomas Krawczyk. "So ist es zurzeit bei Bauteilen, auch sehr großen, beispielsweise solchen für Schiffe, Windkraftanlagen oder Flugzeuge: Sie werden zur Werkzeugmaschine gebracht. Wir finden, dass es umgekehrt sein sollte."

Die handliche Maschine aus dem IFW kann sich am Bauteil selbst festhalten und auf oder an ihm klettern. Momentan ist sie als 5-Achs-Fräsmaschine ausgelegt, verfügt aber auch über Optionen zum 3-D-Drucken und Nieten. 2015 gewann das damals zweiköpfige Entwicklerteam dafür den hannoverimpuls-Startup-Preis und Anfang 2016 ein EXIST-Gründerstipendium. Ende 2016 soll der Prototyp für den Einsatz in der Automobilindustrie startklar sein. Momentan existieren schon fünf potentielle Kunden.

Die Befestigungseinrichtungen der Maschine lassen sich sowohl am äußeren Gehäuse wie auch am Spindelgehäuse einfach wie Schuhe wechseln. Mit solchen magnetischen "Schuhen" hält sich die Maschine am Bauteil fest und verschiebt sich wie eine Raupe über die Bauteiloberfläche. Ein externes Lasermesssystem sorgt für die exakte Positionierung.

In einer grafischen Animation der Forscher drucken ihre mobilen Maschinen einen kompletten Flugzeugrumpf. "Zurzeit liegt unser Schwerpunkt auf dem Fräsen mit hoher Genauigkeit", sagt Thomas Krawczyk, "aber letztlich ist es egal, ob wir eine Spindel, einen Druckkopf oder eine Nietvorrichtung in unser mobiles Konzept integrieren." Besonders im Bereich Qualitätssicherung freuen sich die Ingenieure noch über Anregungen aus der Industrie für neue Einsatzszenarien.


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