Konjunkturumfrage

Bayerische Metall- und Elektro-Industrie in tiefer Rezession

22. Juli 2020, 10:38 Uhr | Newsdesk, hl
bayme vbm Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt
© vbw

Noch nie bewerteten die Unternehmen die Geschäftslage so schlecht wie 2020. Das ergibt die aktuelle Sommer-Konjunkturumfrage der bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeberverbände bayme vbm.

Um 40 % ging die Produktion der bayerischen Unternehmen der Metall- und Elektro-Branche 2020 gegenüber dem Vorjahr zurück. bayme vbm Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt erklärte: „Zwar hoffen wir ausgehend von einem sehr niedrigen Niveau auf eine leichte Erholung im zweiten Halbjahr. Das Jahr 2020 ist für die Metall- und Elektroindustrie in Bayern jedoch ein verlorenes Jahr.“

Und die Krise ist noch nicht ausgestanden, so Brossardt: „Wir befürchten im Jahresverlauf einen Beschäftigungsrückgang um 30.000 Arbeitsplätze auf dann insgesamt 840.000. Dank des Instruments der Kurzarbeit, unternehmenseigenen Maßnahmen sowie anderen staatlichen Unterstützungsprogrammen wurden bis jetzt nicht noch mehr Stellen abgebaut. Die Beschäftigungspläne der Unternehmen verdeutlichen den Ernst der Lage. Diese sind sowohl an den Inlands- als auch an den Auslandsstandorten im negativen Bereich. Fast 61 Prozent der Betriebe rechnen mit einem weiteren Stellenabbau in Bayern.“

Bestenfalls rechnet Brossardt im Jahresdurchschnitt um einen Rückgang der Produktion um 15 Prozent in 2020. Dazu müssen die Aufträge im zweiten Halbjahr aber wieder anziehen, wobei 86 % der Unternehmen das sonst hilfreiche Auslandsgeschäft als negativ bewerten. Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt: „Die Corona-Krise wirkt wie ein Brandbeschleuniger, der jegliche protektionistische Tendenzen oder planerische Unsicherheiten durch die Brexit-Diskussion in den Schatten stellt. Folglich bezeichnen knapp 81 Prozent der Betriebe das aktuelle Inlandsgeschäft als negativ. Vor einem halben Jahr waren es 16,3 Prozent. Für die Automobil- und Zulieferbranche kommt erschwerend ein grundsätzlicher Transformationsprozess hinzu, so dass praktisch alle Betriebe in diesem Sektor die Lage als schlecht einschätzen.“

64 Prozent der Unternehmen befürchten für das Jahr 2020 eine sehr kritische Ertragslage: 43 Prozent rechnen mit Verlusten, weitere 15,6 Prozent erwarten eine schwarze Null und 5,5 Prozent gehen von einer Nettoumsatzrendite von unter zwei Prozent aus. Um aus diesem Tal der Tränen zu kommen, bedarf es laut Brossardt weiterer Unterstützungsmaßnahmen:

„Aktuell sehen wir Anzeichen einer ersten Bodenbildung. Die bayerische und deutsche Politik hat die Unternehmen schnell, pragmatisch und zielgerichtet unterstützt. Doch für die mittel- und langfristige Krisenbewältigung sind umfassende Unterstützungsmaßnahmen, wie eine Verlängerung der Kurzarbeiterregelung bis zum Ende des nächsten Jahres, ein verstärkter Bürokratieabbau sowie ein Verzicht auf neue Belastungen wie beispielsweise das Sorgfaltspflichtengesetz, zwingend notwendig. Vom Tarifpartner erwarten wir eine verantwortungsvolle Berücksichtigung dieser konjunkturellen Situation im Hinblick auf das Auslaufen des Tarifvertrages Ende 2020“.


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