Roboter-Studie

Roboter-Akzeptanz steigt während der Pandemie

24. Juni 2020, 11:20 Uhr | Hagen Lang
Der androide Roboter „Elenoide“.
© Jakub Kaliszewski

Zwei Studien der TU Darmstadt haben die Akzeptanz von Robotern in Unternehmen für den Einsatz im Kundenkontakt und in Unternehmens-Teams überprüft. Danach steigt deren Akzeptanz, aber die Sorge vor den sozialen Auswirkungen bleibt.

Sollten Service-Roboter während der Pandemie vermehrt eingesetzt werden? Für welche Aufgaben im Service-Bereich wäre das denkbar? Wie wohl würde man sich im Umgang mit den Robotern fühlen? Um diese Fragen zu klären, führten Forscher von Anfang April 2020 bis Ende Mai 2020 mehrere Online-Studien anhand des in Europa einzigartigen androiden Roboters „Elenoide“ sowie des humanoiden Roboters Pepper mit rund 250 Befragten in Deutschland und weiteren 475 in den USA durch. Mehr als zwei Drittel der Befragten sehen deutliche Vorteile von Service-Robotern, hauptsächlich die Reduktion des Infektionsrisikos durch die Vermeidung zwischenmenschlicher Begegnungen, die Reduktion des Fachkräftemangels und die Reduktion der Überbelastung der menschlichen Arbeitskraft.

Auch wenn die Mehrheit eine menschliche Interaktion vorzieht, kann sie sich den Einsatz von Robotern unter anderem in den Bereichen Bezahlung (76,4 Prozent), Auskunft (74,8 Prozent) und Bereitstellung von Schutzmaßnahmen wie Gesichtsmasken und Desinfektionsmitteln (76,4 Prozent) vorstellen. Weitere Einsatzmöglichkeiten sehen die Befragten beim Reinigen und Desinfizieren der Ladenflächen, beim Auffüllen der Regale, bei der Warenannahme oder im Bereich Sicherheit. Im Vergleich fühlen sich die Befragten in den USA wohler im Umgang mit Robotern als in Deutschland. Bei der Einschätzung, wann diese Szenarien Realität werden könnten, sind sich die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer aber weitestgehend einig und gehen von rund acht Jahren aus – deutlich schneller als noch vor der Pandemie angenommen.

„In der aktuellen Situation können wir sehen, dass wir Roboter früher brauchen als wir bisher erwartet haben. Es ist zu vermuten, dass die aktuelle Situation noch einige Zeit anhalten und es auch in Zukunft zu Situationen kommen wird, in denen die bisher gewohnten Abläufe eingeschränkt werden. Um dafür gewappnet zu sein, sollten wir jetzt weiter forschen und den Einsatz von Robotern vorantreiben“, so Professorin Ruth Stock-Homburg vom Fachgebiet Marketing und Personalmanagement der TU Darmstadt.

In einer zweiten Studie haben die Forscherinnen und Forscher im selben Zeitraum die Rolle von Robotern als Team-Mitglied in Unternehmen untersucht. Auch hier zeigt sich, dass die Corona-Pandemie die Akzeptanz von Robotern deutlich erhöht. Mehr als 52 Prozent sprechen sich generell für eine Unterstützung durch Roboter in Unternehmen aus und wünschen sich in der aktuellen Situation sogar einen vermehrten Einsatz. In den Bereichen Kunden- und Besucherkontakt und Bereitstellung von Sicherheitsanweisungen und Produkten war die Akzeptanz mit jeweils rund 60 Prozent hoch.

Die Gründe hierfür sind ebenfalls das reduzierte Risiko einer Ansteckung und die Entlastung der menschlichen Arbeitskraft.Als potenzielle Einsatzgebiete können sich die Befragten außerdem strukturierte Aufgaben wie zum Beispiel Bereitstellung von Information, Ausstellung von Dokumenten oder Moderation von Sitzungen vorstellen.

In der zweiten Welle der Studie (362 Befragte) wurde unter anderem danach gefragt, für wie realistisch man den Einsatz von Robotern in unterschiedlichen Rollen hält, wie Roboter in diesen Rollen wahrgenommen würden und welche Charakteristika besonders wünschenswert wären. Die Mehrheit, 64 Prozent beziehungsweise 53 Prozent, hält den Roboter insbesondere als Team-Assistenten und als Wissensexperten für realistisch. Aber auch Roboter als Koordinatoren (schrumm Master) und Projektleiter sind für 49 Prozent beziehungsweise 42 Prozent vorstellbar. Die Befragten glauben außerdem, dass der Ausbruch der Pandemie diese Szenarien noch wahrscheinlicher macht. Besorgt zeigen sie sich, dass in der Zusammenarbeit mit Robotern soziale Aspekte verloren gehen könnten.

„Die Studie zeigt, dass Roboter vielfältige Rollen in Unternehmen einnehmen können. Roboter ist dabei aber nicht gleich Roboter, ganz entscheidend ist zum Beispiel die Menschenähnlichkeit“, erläutert Franziska Wolf, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften. Das Team um Professorin Stock-Homburg arbeitet an der Weiterentwicklung von Elenoide, die 2019 vorgestellt wurde und einer Mitarbeiterin des Labors nachempfunden ist. Die Ergebnisse der beiden Studien fließen bereits in die Forschung an Elenoide ein.


Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Technische Universität Darmstadt

Weitere Artikel zu Roboter