Absurditäten bei Tesla

Solargeschäft implodiert, Autoherstellung im Zelt

26. Juni 2018, 11:21 Uhr | Hagen Lang
Hat 624 Millionen Dollar private Kredite aufgehäuft: Tesla Chef Elon Musk.
© Kiichiro Sato | AP | dpa

Weil Tesla Solars PV-Anlagen-Installation im 1. Quartal 2018 nur die Hälfte des 1. Quartals 2017 erreichte, werden über ein Dutzend Standorte geschlossen. Nun startet die Produktion des Model 3 in einer mit Ersatzteilen gebauten Produktionslinie in einem riesigen Zelt.

Man fühlt sich an Zeiten der New Economy um das Jahr 2000 erinnert: Firmen mit fragwürdigen Geschäftsmodellen wurden an der Börse mit Milliardenbeträgen bewertet. Elon Musks Tesla-Imperium scheint aus demselben Holz geschnitzt zu sein: Nachdem das Unternehmen erst kürzlich verkündet hatte, 9 Prozent, bzw. etwa 3000 Mitarbeiter zu entlassen, erfuhr Reuters, dass das Unternehmen weiterhin 12 Standorte der Solartochter Tesla Solar schließen wolle.

Seit dem vierten Quartal 2015, als Tesla Solar ca. 253 MW PV-Anlagen installierte, ging es mit dem Geschäft bergab. Im 1. Quartal 2018 wurden nur noch 76 MW installiert. 2016 hatte Musk 2,6 Milliarden Dollar gezahlt, um das Unternehmen Solar City seinem E-Mobilitäts- und Batterie-Speicher-Unternehmen einzuverleiben. Gegenüber Reuters gab Tesla an, den Umsatz im Solargeschäft langfristig auf das Niveau der Automotive-Sparte heben zu wollen.

Die teuren Villen und Flugzeuge Elon Musks, der Unterhalt von Schauspielerinnen und Kindern wollen finanziert werden. Umso schmerzhafter für Tesla-Großaktionär Musk, dass der Beleihungswert der Tesla Aktien kürzlich auf 25 Prozent ihres Aktienwertes gekürzt wurde. Die Refinanzierung Musks privater Kredite in Höhe von 624 Millionen Dollar, und deren Ausweitung werden immer schwieriger.

»Nuts« - »verrück« nennen Automotive-Experten laut Bloomberg Teslas hektischen Versuch, die von Musk versprochenen 5.000 Model 3-Teslas pro Woche jetzt bis Ende des Monats zu produzieren. In einem zwei Fußballfelder großen Zelt in Freemont, Kalifornien stehen die neuen Produktionslinien für das Model 3, die mit Ersatzteilen in nur drei Wochen errichtet wurden.

Als »Wahnsinn« und »absurd« bezeichnet Max Warburton, Experte für das Benchmarking von Autoproduktionslinien gegenüber Bloomberg das Projekt, in diesem Zelt ernsthaft Autos produzieren zu wollen. »Mir fehlen die Worte. Es ist Wahnsinn. Mir tun alle Kunden leid, die eines dieser Autos abnehmen. Die Qualität wird schockierend sein.«

Ohnehin plagten Tesla-Besitzer in den USA monatelange Wartezeiten auf Ersatzteile für ältere Tesla-Modelle, die sich durch die Fokussierung auf das Modell 3 nicht verbessern werden.

Von den ursprünglich für die zweite Hälfte 2017 angekündigten 100.000 bis 200.000 produzierten Model 3 konnte Tesla im ersten Quartal 2018 nur 9.766 Stück ausliefern. Würde Tesla weiterhin weniger als 5.000 Model 3 pro Woche produzieren, wären die ohnehin gesenkten Umsatzprognosen für das Jahr 2018 erneut Makulatur. Aktionäre sollten sich auf eine stürmische Zukunft der Tesla-Aktie gefasst machen.

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