Exklusive Umfrage zu Exit-Szenarien

„Wir brauchen Planungssicherheit“

27. April 2020, 11:56 Uhr | Engelbert Hopf
ECPI, Corona Virus, Covid-19
© ECPI

Laut unserer aktuellen Umfrage in der deutschsprachigen Elektronikbranche vermissen die Unternehmen vor allem verbindliche Vorgaben seitens der Politik, die eine längerfristige Planung ermöglichen würden. Eine klare Exit-Strategie sei nicht erkennbar.

Zwar wird betont, dass die Regierungen es bis jetzt geschafft hätten, ohne Panik zu erzeugen eine absolute Ausnahmesituation zu managen. Doch die Art, wie von staatlicher Seite informiert wird, empfindet die Mehrheit der Befragten in der Elektronikbranche offenbar als dürftig oder mittelmäßig.

Kritisiert wird in diesem Zusammenhang vor allem die Sprunghaftigkeit vieler Maßnahmen. So würden alle paar Tage neue Vorgaben und Rahmenbedingungen diskutiert. Auch die häufig gepflegte Praxis, Maßnahmen scheibchenweise und zeitlich versetzt aus anderen Ländern und Regionen zu übernehmen, sorgt nicht unbedingt für das Bild einer klaren und stringenten Handlungsstrategie in der Corona-Krise. Vor diesem Hintergrund geht die Mehrheit der Befragten davon aus, dass bis zur Bekanntgabe möglicher Exit-Szenarien für die Industrie noch einige Zeit vergehen dürfte, und die Übergänge sich deshalb eher fließend gestalten dürften.

Da eine Rückkehr zur gewohnten Normalität ohne die Verfügbarkeit eines Impfstoffes nicht möglich erscheint, versuchen einzelne Interessengruppen, die jeweilige Bedeutung ihrer Branche in der Krise, oder die Notwendigkeit nicht nur nationaler, sondern vor allem koordinierter europaweiter Maßnahmen bei den politisch Verantwortlichen zu Gehör zu bringen.

Umfrage zu Exit-Strategien

Helge Puhlmann, Yamaichi Electronics Deutschland
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Oliver Konz, Executive Vice President der WürthGroup
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So haben etwa die European Passive Components Association (EPCIA) und der ZVEI einen Appell an alle Regierungen vorangetrieben, die Branche der passiven Bauelemente, ihre Forschungs- und Entwicklungsarbeit sowie die Fertigungen und zugehörigen Lieferketten als „wesentliche Infrastruktur“ und „wesentliches Geschäft“ einzustufen. Passive Bauelemente sind systemrelevant, so die Botschaft an die Politik, und zwar nicht nur für die Medizintechnik sondern auch um den Betrieb lebenswichtiger Systeme wie Analgen zur Wasseraufbereitung oder Stromversorgung abzusichern.

Zwar wünscht sich die Mehrheit der Befragten ein koordiniertes europaweites Vorgehen, der Glaube daran ist aber vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Maßnahmen in einem föderal geführten Land wie Deutschland eher gering. Aus diesem Grund werden die Branchenverbände nicht müde, auf die Notwendigkeit koordinierter Maßnahmen in Europa hinzuweisen. Jüngstes Beispiel dafür ist der VDMA, der eine schnelle Grenzöffnung als entscheidend für das Wiederanlaufen der Wirtschaft einstuft. Grenzschließungen haben den Binnenmarkt in Europa zerstört. Ohne funktionierenden Binnenmarkt, so die klare Warnung des VDMA, werde man die Wirtschaft nicht wieder ans Laufen bekommen.

Ob das Primat der Politik über die Wirtschaft auch in den nächsten Wochen noch Bestand haben wird, dürfte letztlich davon abhängen, wie lange sich Unternehmen den Lockdown von Werken leisten können. Daher sollte es zu den Prioritäten der Politik gehören, einen geordneten Exit zu orchestrieren. Mehr über die Einschätzungen der einzelnen Befragten zu möglichen Exit-Szenarien nicht nur für die Elektronikindustrie erfahren Sie in der obigen Bilderstrecke.


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