Single Pair Ethernet

Große Erwartungen bei den Marktteilnehmern

17. Mai 2021, 16:00 Uhr | Ralf Higgelke
Die Single Pair Ethernet System Alliance unterstützt die Steckgesichter nach IEC 63171-2 (IP20) und IEC 63171-5 (M8 und M12) (links), das SPE Industrial Partner Network hat sich auf das Steckgesicht IEC-63171-6 verbindlich geeinigt (rechts).
© Harting, Phoenix Contact

Single Pair Ethernet gilt als der kommende Standard für die Vernetzung im Industrial Internet of Things. Markt&Technik hat eine ganze Reihe von Marktteilnehmern in diesem Bereich gefragt, wie sie die weitere Entwicklung sehen und welche Herausforderungen zu meistern sind.

Bei der Automatisierung herrschen immer noch verschiedenste Feldbusse vor, aber damit eine einheitliche Ethernet-basierte Vernetzung vom Sensor bis in die Cloud im Rahmen von Industrie 4.0 und dem Industrial Internet of Things (IIoT) möglich ist, spielt Single Pair Ethernet (SPE) eine Schlüsselrolle. Damit lässt sich die letzte Meile bis zum Sensor schließen.

In solch einem attraktiven Umfeld tummeln sich naturgemäß viele Marktteilnehmer und kämpfen um mögliche Marktanteile. Markt&Technik fragte verschiedene Akteure, wie sie die weitere Entwicklung sehen und welche Herausforderungen zu meistern sind.

Herausforderungen bei SPE

Geht es um die Herausforderungen, stimmen viele der Befragten Jan Behrend zu. Der Produktmanager Glasfaser-/Kupferverkabelung bei EFB-Elektronik meint: »Aktuell sind noch nicht alle notwendigen Komponenten zur Umsetzung der Technologie am Markt verfügbar, beispielsweise Switches oder PHYs.« Dem fügt Thomas Korb, Leitung Produktmanagement bei Escha, hinzu: »Leider stehen sich hier im Wesentlichen zwei konkurrierende Interface-Lösungen gegenüber, die um die Gunst der Anwender buhlen. Zudem ist auch der Aus­wahlprozess der heutigen Feldbusorganisationen noch nicht abgeschlossen.«

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Dr. Oliver Kleineberg, Hirschmann Automation and Control »Damit Single Pair Ethernet ein Erfolg wird, müssen alle Beteiligten ein durchgängiges Ecosystem zur Verfügung stellen, in das Anwender sinnvoll migrieren können.«
© Hirschmann Automation and Control

Damit SPE ein Erfolg wird, müssen »alle Beteiligten ein durchgängiges Ecosystem für SPE zur Verfügung stellen, in das Anwender sinnvoll migrieren können«, erklärt Dr. Oliver Kleineberg, Global CTO Industrial Networking bei Hirschmann Automation and Control. Neben dem SPE Industrial Partner Network, bei dem Hirschmann beteiligt ist, hat sich auch eine SPE System Alliance zusammengefunden, um die Verbreitung von Single Pair Ethernet voranzutreiben.

»Der Anwender sollte Single Pair Ethernet anwendungsbezogen implementieren, da noch nicht alle Übertragungslängen zur Verfügung stehen«, betont Johannes-Josef Lentzen, Produktmanager Cable bei Friedrich Lütze. »SPE wird zum einen als Ergänzung zu zwei- und vierpaarigen Ethernet-Verbindungen gesehen und zum anderen ermöglicht SPE die einfache Anbindung an Sensoren. Dies hat zum Vorteil, dass die Sensoren zusätzlich mit Spannung versorgt werden.«

Worauf ist beim Einsatz von SPE zu achten?

»SPE bietet heute bereits Protokolle von 10 Megabit/s bis 10 Gigabit/s mit den unterschiedlichen Übertragungslängen, aber es ist nicht in der Lage, wie Standard-Ethernet die schnellstmöglichen Übertragungsgeschwindigkeit bei 100 m Kanallänge automatisch zu detektieren«, gibt Matthias Fritsche, Normenexperte der Harting-Technologiegruppe und Leiter der Technischen Arbeitsgruppe im SPE-Industrial-Partner-Netzwerk, zu bedenken.

Harting-Technologiegruppe
Matthias Fritsche, Harting-Technologiegruppe »Auch wenn SPE heute Protokolle von 10 Mbit/s bis 10 Gbit/s mit den unterschiedlichen Übertragungslängen bietet, kann es nicht wie Standard- Ethernet die schnellstmöglichen Übertragungsgeschwindigkeit automatisch detektieren.«
© Harting-Technologiegruppe

Dass nicht alles in der Fabrik mit Single Pair Ethernet vernetzt wird, sind sich auch viele Befragte sicher. Stellvertretend meint dazu Ralf Moebus, Leiter Produktmanagement Industrial Communication bei U.I. Lapp: »Man sollte das gesamte Ethernet-Netzwerk in der Fertigung im Blick haben. In vielen Fällen ist es weiterhin sinnvoll, auf vierpaarige Ethernet-Installation zu setzen, um zum Beispiel die höchste Datenübertragungsrate zur Verfügung zu haben – also keine Flaschenhälse einbauen, nur damit etwas Kupfer eingespart wird. Auch an zukünftige Anlagenerweiterung denken. Auch Standard-Ethernet-Geräte müssen noch anschließbar sein.«

Der Kunde muss seine Anwendung im Blick haben, sind sich auch viele Befragte einig. »Zu beachten ist auch immer die Anwendung und das jeweilige Einsatzgebiet, die dafür vorgesehenen Anforderungen der Übertragungstechnik und dementsprechend die Auswahl des Kabeltyps, der Kabelstrecke sowie die Anschlussart über Steckverbinder oder Anschlussklemme«, resümiert Patrick Hirt, Experte für Single Pair Ethernet bei Metz Connect.

Thomas Keller, Projektmanagement Medical & Industries bei Rosenberger Hochfrequenztechnik, ergänzt den Fragenkatalog: »Welche Datenraten und welche Übertragungslänge wird benötigt? Wie groß ist der zur Verfügung stehende Bauraum, also wie kompakt soll die Bauform sein? Welche Schutzklasse wird benötigt, also wie robust muss es sein, wie sind die Einsatzbedingungen? Und wie sieht es mit der Steckkompatibilität zwischen unterschiedlichen Schutzklassen aus?«


  1. Große Erwartungen bei den Marktteilnehmern
  2. Große Erwartungen bei den Umsätzen
  3. Ist die Interoperabilität gewährleistet?

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