Ungelöstes Ärgernis

Kompatibilität bei PV-Steckern

5. November 2012, 17:56 Uhr | Corinne Schindlbeck
Matthias Schuster, Yamaichi: »Die Y-Sol Reihe ist offiziell kompatibel zu Lumberg.«
© Yamaichi

Steckverbinder-Hersteller übernehmen in der Regel keine Gewährleistung bei Über-Kreuz-Verbindungen mit Steckern anderer Hersteller - obwohl es bei Installationen immer wieder dazu kommt. Was im Schadensfall bedeutet, dass der Installateur haftet. Wie stehen Hersteller zum Thema Kompatibilität bei PV-Steckverbindern?

Reinhard Probst, Program Manager Renewable Energy bei Lapp: »Die von uns eingesetzten und entwickelten Steckverbinder ’Epic Solar 4’ und ’Epic Solar 4 Thin’ sind mit den wichtigsten am Markt befindlichen Systemen steckbar. Darüber hinaus stehen wir mit einigen Herstellern in Verhandlungen, um die Kompatibilität unserer Produkte gewährleisten zu können.«

Matthias Schuster, Produktmanager bei Yamaichi: »Die Y-Sol Reihe ist offiziell kompatibel zu Lumberg. Hier haben beide Unternehmen Toleranzen der Steckgesichter ausgetauscht. Bei anderen Marktteilnehmern ist das nicht der Fall. Hier können wir für unsere Seite zwar sagen, dass der Stecker steckbar ist. Dies wurde auch mit TÜV-Tests über Kreuz nachgeprüft. Dennoch haben wir immer nur unsere Seite der Steckkombination im Griff.« Gibt es Fortschritte hin zu einem gemeinsamen Standard? »Es gibt hierzu Aktivitäten von einigen Komponentenherstellern, hier werden aber nur sehr langsame Fortschritte gemacht, denn einige Hersteller fürchten, ihre Marktstellung zu verlieren«, so die Auskunft von Schuster.

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Dr. Rüdiger Meyer, Phoenix Contact
Dr. Rüdiger Meyer, Phoenix Contact: »Unsere Steckverbinder sind bewusst nicht steckbar mit denen der Marktbegleiter.«
© Phoenix Contact

Eric Leijtens, General Manager TE Solar bei TE Connectivity: »TE stellt zwei große Produktlinien an Steckverbindern her: Das Solarlok-System und den neuen PV4-Steckverbinder. Mit dem Solarlok-System bieten wir beinahe ein Unikat am Markt. Es ist die beste Wahl, wenn Kunden sicher sein möchten, dass alle Komponenten der Verbindungslösung von einem Anbieter kommen. Der neue PV4-Connector orientiert sich an dem Steckverbindertyp, der sich in der Industrie als Standard etabliert. (Der MC4 von Multi Contact, Anm. d. Red.) Sowohl unsere Entwickler als auch das Testteam von TE haben den PV4-Connector so angelegt und geprüft, dass er problemlos selbst dann funktioniert, wenn man ihn mit Verbindern anderer Hersteller kuppelt.«

Wie sieht TE die aktuelle Entwicklung bezüglich Standards und Normen? Eric Leijtens zeigt sich für »sinnvolle Initiativen« prinzipiell offen: »Wir wären bereit, uns an einer Initiative zur Standardisierung zu beteiligen.« Im gleichen Zug sieht er aber auch Grenzen: Da PV-Anlagen oft in extremen, klimatisch sehr unterschiedlichen Bedingungen eingesetzt würden, erfordere das, dass sie aus unterschiedlichem Material und mit anderem Design hergestellt würden. Ein Modul an der Nordseeküste müsse aufgrund des Salzgehalts in der Luft besonders korrosionsbeständig sein, Anlagen in der Wüste müssten hohe Temperaturen aushalten können. Für jedes der Module und Einsatzgebiete sei daher eine andere Anschlusstechnik erforderlich. »Wenn dafür Standards eingeführt werden, bremst das die Innovationskraft der Entwickler.«, glaubt er. Kooperationen beschränkten sich daher bei TE auf die enge Zusammenarbeit mit Kunden.

Dr. Rüdiger Meyer vom Produkt Marketing Pluscon Solar von Phoenix Contact warnt vor allem vor Billig-Anbietern: »Unsere Steckverbinder sind bewusst nicht steckbar mit denen der Marktbegleiter. Die Komponenten unserer Anschlusstechnik sind optimal aufeinander abgestimmt und können nicht mit qualitativ minderwertigen Verbindern anderer Hersteller kombiniert werden. Das gibt unseren Kunden die Sicherheit, dass aus der Verbindungstechnik keine Risiken aus der von ihnen nicht kontrollierbaren Feldinstallation erwachsen. Eine echte Kompatibilität ist nur möglich, wenn alle Komponenten der zu kombinierenden Steckverbinder aufeinander abgestimmt sind. Das betrifft die Kontaktmetalle und deren Beschichtungen, durchaus aber auch die verwendeten Kunststoffe und Dichtungsmaterialien. Andernfalls wird es zur vorzeitigen Alterung der eingesetzten Materialien kommen. Im besten Fall führt das zu einer starken Verminderung der Systemerträge, im schlimmsten Fall zieht es eine Gefahr für Leib und Leben der Anlagenbetreiber sowie eine Gefährdung der getätigten Investitionen nach sich.« Daher bedarf es zu der genannten Abstimmung der Komponenten unterschiedlicher Steckverbinder eines regelmäßigen detaillierten Abgleichs der Konstruktionsdetails dieser Produkte, ergänzt Meyer. »Der Wettbewerbsgrundsatz der betrachteten Märkte schließt ein solches Verhalten inhärent aus. Vor diesem Hintergrund kann es keine kompatiblen Steckverbinder von Anbietern geben, die nicht miteinander kooperieren.«


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