Interview mit Gregg Lowe, Cree

SiC als Schlüssel für die E-Mobilität

3. Juni 2019, 12:57 Uhr | Engelbert Hopf
Gregg Lowe, Cree: »In den nächsten zehn Jahren plant die VW-Gruppe die Vorstellung von fast 70 Elektrofahrzeugmodellen und plant, in diesem Zeitraum insgesamt 22 Millionen Elektrofahrzeuge herzustellen. Das zeigt, welche enorme Bedeutung SiC in Zukunft für die Automobilbranche haben wird.«
© Markt & Technik

Gregg Lowe, CEO von Cree, setzt auf Siliziumkarbid. Nach der Investition von 1 Mrd. Dollar in den Ausbau der SiC-Fertigungskapazitäten und den Aufbau einer vollständig Automotive-qualifizierten 200-mm-Fertigung schließt er für die Zukunft weitere Akquisitionen, auch im SiC-Bereich, nicht aus.

Markt&Technik: Herr Lowe, Sie machen Nägel mit Köpfen. Vor einem Jahr sagten Sie, Cree setze auf SiC, nun haben Sie das Beleuchtungsgeschäft von Cree verkauft. Ein logischer und notwendiger Schritt?

Gregg Lowe: Cree bedurfte einer Neuausrichtung, einer Refokussierung. Wir zählen zu den Pionieren, zu den Enablern der SiC-Technologie. SiC ist Teil unserer DNA. Dies war allerdings zeitweise etwas in den Hintergrund getreten. Ich will aber auch nicht verschweigen, dass SiC lange Zeit ein Nischengeschäft war, verglichen mit den anderen Geschäftsfeldern dieses Unternehmens. Das ändert sich jedoch mit der rasch zunehmenden Bedeutung der Elektromobilität und in naher Zukunft durch den anstehenden Rollout der 5G-Technologie. Vor diesem Hintergrund haben wir das Beleuchtungsgeschäft restrukturiert, wieder profitabel gemacht und kürzlich den Verkauf der Business-Unit an Ideal Industries abgeschlossen. Dies stellt ein zentrales Kapitel für Cree dar, da wir unseren Fokus darauf richten, ein Halbleiter-Powerhouse in den Bereichen Siliziumkarbid und Galliumnitrid zu werden.

Auf der PCIM haben Sie Anfang Mai eine Investition von 1 Milliarde Dollar in den Ausbau der Produktionskapazitäten für SiC angekündigt. Stemmt Cree das aus eigenen Mitteln?

Ja, der Verkauf des Beleuchtungsgeschäfts hat uns rund 310 Millionen Dollar gebracht, der Rest stammt aus unserer starken Bilanz.

Werden Sie im gleichen Maße in die Material- wie in die Bauteilfertigung investieren?

Ja, wir investieren sowohl in die Materialfertigung 450 Millionen Dollar als auch in den Ausbau der Komponentenfertigung. Beides wird in Durham, North Carolina geschehen. Weitere 100 Millionen Dollar werden in strukturelle und organisatorische Maßnahmen fließen, die notwendig sind, um unser SiC-Geschäft in Zukunft deutlich auszubauen. Wenn Sie das Jahr 2017 als Grundlage nehmen, dann bedeutet unsere Investition letztlich eine Steigerung der Produktionskapazität um den Faktor 30!

Sie haben vor Kurzem die Umstellung der SiC-Dioden- und -MOSFET-Produktion von 4 auf 6 Zoll abgeschlossen. Bedeutet das, Cree wird in absehbarer Zeit auf Wafer-Durchmesser von 200 mm umstellen?

Die North Fab wird eine vollständig automobilzertifizierte 200-mm-Linie sein und wir gehen davon aus, dass wir diese Fabrik Mitte 2021 mit 150-mm-Wafern in Betrieb nehmen werden. In den Folgejahren werden wir dann die Produktion entsprechend der Nachfrage auf 200-mm-Wafer umstellen.

Sie schaffen die Voraussetzungen für eine massive Produktionssteigerung – wie haben Sie Ihren Aufsichtsrat von der Notwendigkeit dieser Investitionsentscheidung überzeugt?

Marktstudien gehen davon aus, dass, wenn allein 20 Prozent der neu zugelassenen Fahrzeuge 2030 Elektrofahrzeuge sind, das einen SiC-Weltmarkt von mehreren Milliarden Dollar bedeuten würde. Es gibt auch Studien, die von einem Anteil von 30 Prozent ausgehen. Als Marktführer im Bereich der SiC-Technologie wollen wir unseren Marktanteil in diesem dynamisch wachsenden Markt in den nächsten Jahren kontinuierlich weiter ausbauen.

Der Ausbau der Produktionskapazitäten ist das eine, aber Sie dürften bei diesen Expansionsplänen auch einen massiv steigenden Bedarf an Mitarbeitern haben. Wie hat sich die Zahl der Mitarbeiter verändert, seit Sie im Herbst 2017 die Verantwortung bei Cree übernommen haben?

Unsere Gesamtbelegschaft war relativ stabil, aber der Anteil der Mitarbeiter, die sich auf Wolfspeed konzentrieren, ist gestiegen, und wir planen, weiterhin F&E-, Vertriebs-, Marketing- und Anwendungstechnik-Mitarbeiter einzustellen, um Wolfspeed bei seinem Wachstum zu unterstützen. Wir sind noch im Startmodus und die Arbeit für Cree und Wolfspeed wird als sehr attraktiv erachtet!

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