Bei den klassischen Automotive-Relais »sehen wir den Trend weg von den Plug-In-Relais hin zu den PCB-Relais«, sagt Hongfa-Manager Dr. Christian Veit. Dies erfordere künftig von den PCB-Relais das Beherrschen hoher Schaltströme von bis zu 70 A.
Um den dabei auftretenden Temperaturanstieg in den Griff zu bekommen, gebe es noch »einiges an Entwicklungsarbeit zu leisten«, betont Veit, Director Strategic Business Development&Marketing Europe bei Hongfa Europe. Eine ebenfalls wichtige Rolle spielt das Schalten hoher Gleichströme beim Thema der lokalen Energiespeicherung. Hier könne der chinesische Relaishersteller, weltweit mittlerweile unter den Top 3, von der Expertise mit Batterietrennrelais profitieren: »Der Schwerpunkt unserer F&E-Aktivitäten lag in den vergangenen 2 Jahren im Bereich E-Mobility auf den Batterietrennrelais (DC-Schützen).« Einerseits ging es bei der Produktserie HFE18V hin zu höherer Performance, konkret also um das Beherrschen immer höherer Kurzschlußströme. Andererseits gelang es Hongfa mit dem kostengünstigeren Design der Produktserie HFE82V, dem hohen Preisdruck zu entsprechen.
Regional sind die Wachstumstreiber bei Hongfa seit Jahren China und Europa: Mehr als 60 % des Umsatzes kommen aus China, zweitstärkste Region ist Europa. »Diese Position wollen wir weiter stärken«, sagt Veit. 2015 lag das europäische Umsatzwachstum im zweistelligen Prozent-Bereich. Auch im 1. Halbjahr 2016 konnte das Tempo beibehalten werden, und momentan deute alles darauf hin, dass der Umsatz erneut im zweitstelligen Bereich wachse. Für 2017 laute das ehrgeizige Ziel, in Europa wiederum zweistellig zuzulegen. Hauptumsatzbringer »ist der sehr spannende und sehr stark diversifizierte« Industriekunden-Bereich, gefolgt vom Automotive- und Stromzähler-Segment.
Das stärkste Wachstum verzeichnete Hongfa mit Automotive-Relais. Für die nahe Zukunft erhoffe man sich zusätzlich starkes Wachstum im Bereich Intelligent-Building mit der Hauptanwendung Lighting Control (Relais für hohe Einschaltströme) und im Bereich Industrial Automation 4.0 mit den Interface-Relais. Lieferschwierigkeiten seien derzeit am Markt keine zu beobachten, lediglich bei den Würfelrelais und einigen Power-Relais müsse der Kunde schon mal 10 Wochen und länger warten. Grund dafür sind laut Veit zum einen die verhaltene Investitionspolitik von Marktbegleitern im Bereich Automotive und zum andern Produktabkündigungen von Mitbewerbern bei den Würfelrelais und Power-Relais.
Um den Anforderungen neuester Anwendungsgenerationen zu genügen, »werden elektromechanische Relais ständig weiterentwickelt«, versichert Andries de Bruin, Senior European Product Marketing Manager bei Omron Electronic Components Europe. Beispielsweise werden Leistungsrelais für längere Einsatzzeiten in intelligenten Stromzähler-Messgeräten gebraucht, ebenso aber in Komponenten, die höheren Eingangsströmen standhalten, wie sie für Anwendungen mit induktiven Lasten (stromsparender Beleuchtung) erforderlich sind. Gleichzeitig unterliegen Relais »dem gleichen Minimierungsdruck hinsichtlich der Kosten und Baugröße wie andere Bauelemente«, betont de Bruin.
Um Relais für eine spezifische Anwendung zu entwickeln, müssen u.a. Kontaktmaterial und -Design, Spulenisolierung und Gehäusematerial passen. Vor allem neue Beleuchtungstechnologien weisen oft sehr hohe Eingangsströme auf. »Hier wurden bis vor kurzem für Relais die Nennströme oft schlichtweg höher als notwendig gewählt, also überspezifiziert, um keine Probleme mit den Eingangsströmen zu bekommen«, versichert de Bruin. Kontaktmaterialien wie AgSnIn sowie spezielle Justagemassnahmen machen dies überflüssig, denn hierdurch kann ein Relais einer Einschaltbelastung von 40 A widerstehen und dennoch mit 1 A Nennstrom abschalten, ohne dass die Lebensdauer beeinträchtigt wird.