Kongo liegt weit vorne

Die Top-Ten-Kobalt-Produzenten

23. Juni 2021, 11:40 Uhr | Heinz Arnold
Kobalt ist ein grau glänzendes Metall, das die Bergarbeiter im Mittelalter wenig schätzten und deshalb als "Kobold" bezeichneten. Heute findet es vor allem in Batterien Einsatz.
© Björn Wylezich/stock.adobe.com

Mit einem Anteil von 60 Prozent ist die Demokratische Republik Kongo größter Förderer von Kobalt, die Produktion von raffiniertem Kobalt findet aber zu 70 Prozent in China statt.

Im folgenden finden die zehn Länder, in denen weltweit die größten Mengen an Kobalt gefördert werden. Und weiter unten lesen Sie, warum das Kobalt ein Kobold ist.

1. Demokratische Republik Kongo

Die Demokratische Republik Kongo (DRC) ist mit Abstand der weltweit größte Förderer von Kobalt: 60 Prozent der Weltproduktion kommen aus dem Kongo. Allerdings ist der Ausstoß von 100.000 t im Jahr 2019 auf 95.000 MT 2020 gefallen.

Weil die Nachfrage nach Kobalt steigt, steht die Demokratische Republik Kongo unter verschärfter Beobachtung: Denn es herrschen in den Minen oft gefährliche Arbeitsbedingungen und Kinderarbeit. Außerdem sollen im Umfeld des Kobaltabbaus Menschenrechte verletzt werden. Das gelte besonders für die vielen kleinen Minen, in denen die Arbeiter oft mit unzureichenden Ausrüstungen die Erze von Hand abbauen (sogenanntes artisinal and small-scale mining, kurz ASM).

Deshalb hatte Apple schon 2017 den Kauf von Kobalt aus der Demokratischen Republik Kongo zeitweise gestoppt. Die London Metal Exchange hat Schritte eingeleitet, um sicherzustellen, dass alle gelisteten Unternehmen entsprechend der Responsible Sourcing Guidelines unter ethisch vertretbaren Bedingungen arbeiten.

2018 hat der Kongress der Demokratische Republik Kongo das Bergbaugesetz überarbeitet und die Steuern auf Kobalt, Kupfer und andere Metalle erhöht. Kürzlich wurde ein neues staatseigenes Unternehmen gegründet, um das mit Hilfe von Handarbeit in ASMs geschürfte Kobalt zu kaufen und zu vermarkten. Ziel ist es, die gesamte Wertschöpfungskette zu kontrollieren und Einfluss auf den Kobaltpreis zu nehmen, auch um die Staatseinnahmen zu erhöhen.  

Laut Investing News wird die Demokratische Republik Kongo auf absehbare Zukunft der wichtigste Produzent von Kobalt auf der Welt bleiben. Glencore ist an zwei Minen im Kongo beteiligt: Katanga und Mutanda. In seinem Geschäftsbericht 2020 erklärt Gelncore, dass ASM in der Demokratischen Republik Kongo weiterhin eine wichtige Rolle spielen wird. 2 Millionen Menschen in der DRC seien in diesem Sektor beschäftigt. Im Rahmen der Responsible Minerals Initiative und der Global Battery Alliance würde sich Glencore bemühen, Programme und Rahmenrichtlinien zu entwickeln, um ethisch unbedenkliches ASM zu ermöglichen.

2. Russland

Russland hat 2020 laut Investing News 6.300 t Kobalt gefördert. Weil die Batterieproduktion in Europa erweitert werden soll, könnte der Bedarf an Kobalt aus Russland wachsen. Die Kobaltreserven in Russland sollen bei 250.000 t liegen. Doch rangiert Russland in der Förderung von Kobalt weit hinter der DRC. Das russische Unternehmen Norilsk Nickel gehört zu den weltweit fünf größten Produzenten von Kobalt.

3. Australien

Die Kobaltproduktion in Australien ist von 5.740 t in 2019 auf 5.700 t leicht gefallen. Weil sich die Anwender wegen der Schwierigkeiten in der Demokratischen Republik Kongo nach alternativen Quellen für Kobalt umschauen, dürfte Australien künftig weiter an Bedeutung gewinnen.

4. Philippinen

Der viertgrößte Kobaltproduzent der Welt kam 2020 auf einen Ausstoß von 4.700 t. 2019 waren es noch 5.100 t gewesen. Präsident Rodrigo Duterte war bisher alles andere als ein Freund der Bergbauindustrie, weil er davon ausging, dass die Umweltschäden durch den Bergbau die wirtschaftlichen Vorteile bei weitem übersteigen. Anfang 2021 hatte er aber das Verbot für die Eröffnung neuer Bergwerke aufgehoben, was auf einen Sinneswandel hindeuten könnte.

5. Kuba

2020 ist die Kobaltförderung in Kuba von 3.800 t im Jahr 2019 auf 3.600 t gefallen. Hier betreiben die kanadische Sherritt International und die kubanische General Nickel of Cuba in der Region Moa ein Joint-venture für die Förderung von Kobalt und Nickel.

6. Kanada

Kanada hat sich im vergangenen Jahr mit 3.200 t unter den größten Kobaltproduzenten der Welt von Platz 8 auf Platz 6 vorgeschoben. In der Provinz Ontario befindet sich die sich eine Bergbaustaustadt mit dem bezeichnenden Namen Cobalt, die allerdings vor allem wegen ihrer Silberminen bekannt war, wo aber auch Kobalt gefördert wurde. Ihre Blüte erlebte Cobalt zwischen 1900 und 1910. Vielleicht erlebt Cobalt ein Re3vival, denn einige kleinere Bergbauunternehmen sind überzeugt, in der Gegend weitere Kobaltvorkommen erschließen zu können. Wenn sie Recht behielten, könnte Kanada die Kobaltproduktion künftig steigern.

7. Papua Neuguinea

Im vergangenen Jahr kam das Land auf eine Fördermenge von 2.800 t.

8. China

Mit einer Förderung von 2.300 MT steht China auf Platz  8 der weltgrößten Förderer von Kobalt. Allerdings dominiert China die Weiterverarbeitung von Kobalterzen und führt große Mengen des Rohstoffs ein, vor allem aus der DCR. Derzeit beträgt der Weltmarktanteil von China raffinierten Kobalt bei 70 Prozent. China ist auch der weltweit größte Abnehmer von Kobalt, dass vor allem für die Batterieherstellung verwendet wird.

9. Marokko

Die Produktion von Marokko fiel von 2.300 t im Jahr 2019 im Folgejahr auf 1.900 t. Im Juli 2017 hatte BMW bekanntgegeben, für 100 Mio. Euro Kobalt für die Batterieproduktion in Marokko einzukaufen und hatte dazu einen Vertrag mit dem Bergbauunternehmen Managem Group unterzeichnet, der bis 2025 läuft. Diese Menge entspricht einem Fünftel dessen, was BMW für seine Batterieproduktion benötigt. Vier Fünftel beschafft sich der Autohersteller aus Australien. Damit will BMW sicherstellen, dass nur Rohstoffe verwendet werden, die unter ethisch verantwortbaren Bedingungen gewonnen und verarbeitet wurden.

10. South Africa

Die Förderung von Kobalt ist in Südafrika von 2.100 MT im Jahr 2019 im vergangenen Jahr auf 1.800 MT zurückgegangen. Unter anderem ist hier auch Norilsk Nickel aktiv, die ein Joint-venture mit African Rainbow Minerals betreibt.

Der Kobalt-Preis zieht wieder an

Laut der deutschen Rohstoffagentur werden 2026 voraussichtlich 55 Prozent des weltweit produzierten Kobalts in Batterien Einsatz finden, 16 Prozent gehen in Superlegierungen, 7 Prozent in Karbide und Diamantwerkzeuge, 4,5 Prozent in Magnete. Daneben gibt es kleinere Anteile, die beispielsweise in Keramik und Farbstoffe gehen. Der größte Teil des Kobalts wird in Kupfer- und Nickelminen als Nebenprodukt gefördert. Der Preis für 1 t Kobalt ist laut der London Metal Exchange. Seit Ende vergangenen Jahres bis Mitte März von 32.000 Dollar auf über 52.000 Dollar geklettert, jetzt liegt er bei 45.000 Dollar. Seit Ende 2015 hatte der Preis im März 2018 mit 94.000 Dollar seine Spitze erreicht und ist bis 2019 bis auf 25.000 Dollar gefallen. Die Schwelle von 40.000 Euro hat er erst wieder Ende Januar 2021 überschritten.

Kobalt, der Kobold

Als die Bergleute im Mittelalter so schöne Metalle wie Silber und Kupfer im Harz und Erzgebirge gewannen, stießen sie bisweilen auf Substanzen, die zwar wie Silber- und Kupfererze aussahen, sich aber nicht verhütten ließen. Und sie rochen oft nach Knoblauch: Da musste wohl ein böser Kobold im Spiel sein und deshalb gaben sie diesen Erzen Schimpfnamen: Kobalt nannten sie eines, direkt abgeleitet von Kobold, ein anderes Nickel und ein weiteres Wolfram („Wolfsschaum“). So schrecklich war der Versprecher von Annalena Baerbock im ARD-Sommerinterview 2019 also gar nicht.

Koboldhaft benimmt sich das Kobalt auch heute noch. Nicht das Metall an sich, das zu schürfen und zu raffinieren keine großen Schwierigkeiten mehr macht, sondern der Preis springt koboldhaft auf und ab. Das Metall macht also seinen Namen, dem ihm Paracelsus (1526) und Agricola (1546) offiziell gegeben hatten, weiterhin alle Ehre.

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