Die lange Lebensdauer einer LED-Leuchte ist keine Selbstverständlichkeit

Leuchten LED-Leuchten wirklich ewig?

29. Oktober 2010, 15:34 Uhr | Willem Ongena
Lebensdauerangaben von Leuchtdioden bekommen erst gegen den Hintergrund der geplanten Anwendung einen wirklichen Sinn.
© Osram

Die Frage »Wie lange leuchten LEDs?« dürfte ungefähr so sinnlos sein wie die Frage »Wie lange leben Menschen?« Dennoch findet man auf allerhand Leuchten und Leuchtmitteln viel versprechende Angaben, deren Deutung bei näherer Betrachtung gar nicht so leicht ist. Oft sind die Angaben sogar irreführend.

Der Leuchtdiode (LED) eilt inzwischen der Ruf voraus, dass sie eine extrem lange Lebensdauer bzw. Brenndauer hat. »Diese Aussage macht aber gar keinen Sinn«, sagt Rudi Hechfellner, Director of Applications bei Philips-Lumileds. Das überrascht zunächst, klingt es doch so, als würde der LED-Hersteller gar nicht an seine Produkte glauben. Hechfellner präzisiert: »Erstens muss man die Frage stellen, was Lebensdauer denn überhaupt heißt. Und wenn man das geklärt hat, kann es nur darum gehen, was das für die jeweilige Anwendung bedeutet. Und weil wir immer mindestens von Leuchtmitteln, wenn nicht gar von Leuchten sprechen, kann es auch nur darum gehen, wie lange dieses Leuchtmittel oder diese Leuchte seine/ihre Spezifikation erfüllt. Und was darin steht, entscheidet nicht der LED-Hersteller, sondern der LED-Kunde!«  

Mit anderen Worten: Von irgendwelchen LED-Datenblattangaben auf die Güte einer LED zu schließen, ist nicht nur nicht hilfreich, sondern ausgesprochen unseriös. Vor allem so kommen völlig unrealistische Erwartungshaltungen und allgemeine Aussagen in die Welt.

Von einer Leuchte will man im Regelfall gerne wissen, wie lange sie denn das gewünschte Licht abgibt und wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass die Prognose eintrifft. Um der Antwort auf diese Frage näher zu kommen, muss man sich zunächst die Frage stellen, was denn dazu führen kann, dass eben diese Bedingung nicht erfüllt ist. Rudi Hechfellner unterscheidet dabei drei Kriterien:

1.
Wie lange dauert es, bis die Helligkeit einen vorgegebenen Wert nicht mehr erreicht? Weil die vom Menschen wahrgenommene Helligkeit direkt vom emittierten Lichtstrom abhängt, dessen Wert man in Lumen (lm) ausdrückt, bezeichnet man diese Größe auch als Lumen Maintenance. Diese ist freilich keine feste Größe für jede Leuchte einer bestimmten Bauart, sondern eine statistische Größe, die erfahrungsgemäß in beide Richtungen streut.

2.
Ein weiteres sehr wichtiges Merkmal einer Leuchte ist der Farbort des abgestrahlten Lichtes. Dieser hängt von den Betriebsbedingungen (Betriebsstrom, Betriebstemperatur) ab. Er kann sich aber auch mit der Zeit verändern. Wichtig ist, dass das menschliche Auge auf Farbunterschiede empfindlich reagiert. Es muss also klar sein, welche Toleranz man hier zulässt und wie wahrscheinlich es im Mittel ist, dass die Leuchte diese Toleranz nach einer bestimmten Zeit nicht mehr einhält.

3.
Und schließlich gibt es noch die Möglichkeit eines Totalausfalls (catastrophic failure). Die LED leuchtet also gar nicht mehr. Für diese Variante gibt es ebenfalls eine statistische Wahrscheinlichkeit, die von den Betriebsbedingungen abhängt.

Bevor man weitere Fragen stellt, ist zu untersuchen, ob und inwiefern bestimmte Eigenschaften der eingebauten Leuchtdiode(n) bei der Beurteilung all dieser Fragen überhaupt eine Rolle spielen. Vor diesem Hintergrund erscheint es dann in der Tat fragwürdig, nach der »Brenndauer«, »Lebensdauer« oder »Lebenserwartung«  zu fragen. »In dieser Hinsicht muss noch viel Aufklärungsarbeit stattfinden«, sagt Alexander Müller, Business Development Manager bei Future Lighting Solutions, der seit acht Jahren Exklusivdistributor des Weißlicht-LED-Pioniers Philips-Lumileds ist und in dieser Zeit schon manche Überraschungen erlebt hat.


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