Gutes Niveau mit punktuellen Schwächen

Anlagensicherheitsreport des TÜV erschienen

28. Mai 2018, 15:21 Uhr | Hagen Lang
Ob eine künftige Tankstelleninfrastrukur für Strom oder, wie im Bild, Wasserstoff, sicherer sein wird, als das derzeitige, mängelanfällige Tankstellennetz?
© Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg

Das Anlagensicherheitsniveau in Deutschland ist grundsätzlich hoch, allerdings gibt es bei Tankstellung und Aufzügen häufig Beanstandungen wegen erheblicher Sicherheitsmängel. 3.500 Aufzüge mussten wegen gefährlicher Mängel 2017 sofort stillgelegt werden.

Fast ein Fünftel aller Tankstellen besaßen im vergangenen Jahr erhebliche Mängel. Der Anlagensicherheitsreport enthält die Mängelstatistik aller Prüfungen, die von den zugelassenen Überwachungsstellen (ZÜS) im Jahr 2017 an Aufzügen, Druckanlagen und bestimmten Anlagen in explosionsgefährdeten Bereichen vorgenommen wurden. Dabei sehen die Experten eine große Herausforderung: bislang sind Datenschutz und Cybersicherheit noch kaum Bestandteil der regelmäßigen Prüfungen.    

»Um das bewährte Sicherheitsniveau in Deutschland halten zu können, ist vor allem die Politik gefragt«, erklärt Joachim Bühler, Geschäftsführer des TÜV-Verbandes, »Neben Sicherheitsventilen und Kesselwänden müssen künftig auch Algorithmen, digitale Schnittstellen und die Sicherheit von Daten unabhängig geprüft werden.« Die Voraussetzung dafür ist aber, dass die TÜV-Prüfer einen diskriminierungsfreien Zugang zu den aktuellen Diagnosedaten und Softwareversionen der sicherheits- und emissionsrelevanten Systeme erhalten. »Hackerangriffe beweisen jetzt schon, dass es neben mechanischen auch digitale Sicherheitsventile braucht«, so Bühler. »Der Gesetzgeber muss hier zügig die Rechtsvorschriften anpassen. Wir brauchen ein Sicherheitsupdate für die Industrie 4.0!«    

Die explosionsgefährdete Anlage, mit der die Bundesbürger am häufigsten in Berührung kommen, ist die Tankstelle. Die Anforderungen an Sicherheit und Umweltschutz sind hoch, weshalb sie regelmäßig geprüft werden müssen. Allerdings finden die Prüfer nur etwa die Hälfte (49,3 Prozent) aller Tankstellen in einwandfreiem Zustand vor. Über 18 Prozent haben sogar erhebliche Mängel, die für einen sicheren Betrieb beseitigt werden müssen. »Gerade bei Tankstellen, die täglich von Millionen Menschen angefahren werden, zeigt sich, dass regelmäßige Prüfungen für ein hohes Sicherheitsniveau erforderlich sind«, sagt Bühler. Das gilt auch für Explosionsgefahren, die im Industriebereich – z. B. bei Lageranlagen – auftreten können. Hier ist ebenfalls nur die Hälfte komplett mängelfrei. 

Auch bei Druckanlagen, die vor allem in Industrieunternehmen eingesetzt werden, zeigt das System der unabhängigen technischen Überwachung in Deutschland seine Wirkung. »Sicherheit, Qualität und Verlässlichkeit stehen sinnbildlich für 'Made in Germany'«, erklärt Bühler. Bei den wiederkehrenden Prüfungen von Druckbehältern und Dampfkesseln liegt die Quote der mängelfreien Anlagen durchweg bei über 70 Prozent – der Anteil erheblicher Mängel bei unter fünf Prozent. »Entscheidend ist aber, dass Probleme, etwa durch feine Risse, frühzeitig erkannt und dadurch gefährliche Entwicklungen von vornherein verhindert werden«, so Bühler.

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