Offene Plattformen machen das intelligente Haus attraktiv und erschwinglich

Das Smart Home aus dem App-Store

23. August 2012, 16:29 Uhr | Heinz Arnold
© Prosyst

Auf Basis weltweiter Standards und entsprechender Plattformen können Smart-Home-Angebote nach dem »App«-Prinzip erstellt werden, was laut Thomas Hott, CEO von ProSyst, den Durchbruch bringen wird: »Die Zeit dafür ist aus vielerlei Gründen reif!«

Energie & Technik: Smart Home ist ein vielverwendetes Schlagwort, der Markt für Smart-Home-Systeme hat sich bisher aber nur sehr zögerlich entwickelt. Nun sollen die intelligenten Zähler ins Haus Einzug halten. Könnte dies einen Schub für Smart-Home-Systeme bringen?

Thomas Hott: Smart Metering allein ist für die Verbraucher nicht besonders attraktiv. Sie fragen sich, wozu der ganze Aufwand gut ist, wenn sie am Ende 50 Euro Stromkosten pro Jahr sparen. Wenn sie dagegen einfach zu installierende Systeme bekommen, die ihnen erlauben, das Haus aus der Ferne zu überwachen und einzelne Geräte und Funktionen über ihre Smart-Phones zu steuern, dann wird das Paket plötzlich interessant.

Aber gerade diese Smart-Home-Systeme haben sich bisher nicht durchgesetzt, auch weil einheitliche Standards dafür bisher fehlten…

Das ist richtig, was wir brauchen, sind offene, standardisierte Plattformen, auf deren Basis dann verschiedene untereinander kombinierbare Anwendungen und Dienstleistungen entstehen können. Beste Beispiele dafür sind die Geschäftsmodelle von Apple und Google rund um Smart-Phones. Hier können viele Firmen Apps entwickeln und die Verbraucher können sich herunter laden, was immer sie gerade brauchen oder was ihnen Vergnügen bereitet. Gerade in dieser Skalierbarkeit liegt einer der Hauptvorteile dieser offenen Plattformen. Es ist sicherlich kein Zufall, dass Telekommunikationsunternehmen weltweit etwas sehr Ähnliches für den Smart-Home-Markt entwickeln. Die Deutsche Telekom hat mit ihrem QIVICON-Projekt hierbei eine Vorreiterrolle übernommen.

Wie wird dies konkret funktionieren?

Um beim Beispiel der Telekom zu bleiben: Sie stellt ein Gateway zur Verfügung, das hinter dem heimischen DSL-Router sitzt, dazu eine entsprechende Backend-Infrastruktur sowie Entwicklungswerkzeuge, mit denen Partner wie Miele, e.on, EnBW, EQ-3 oder Samsung Apps entwickeln. So lässt sich dann etwa ein Heizungsthermostat über das Handy steuern oder die Waschmaschine nimmt einen günstigeren Strompreis zum Anlass, sich früher einzuschalten. Weitere Partner und damit weitere Apps werden hinzu kommen. Der Verbraucher kann sich dann in Zukunft im App-Store aussuchen, was er gerade installieren will.

Vorstellbar wäre zum Beispiel, dass er dort eine »Überwachungs-App« bei einem entsprechenden Anbieter kauft, der ihm dann zunächst die benötigte Hardware, also in diesem Fall  Bewegungsmelder, weitere Sensoren sowie Kameras liefert. Zu Hause verbinden sich die Geräte automatisch mit dem Gateway, die entsprechende Software wird automatisch geladen – schon ist das Sicherheitssystem fertig und der Verbraucher erhält eine Warnung auf dem Handy, wenn etwas im Haus nicht stimmt. Er kann sich dann sofort anschauen, was vor Ort passiert.

Welche Vorteile haben ein Unternehmen wie beispielsweise Miele davon?

Zum einen erlauben sie dem Endkunden den Zugriff und die Steuerung der Geräte aus der Ferne und zu anderen erhalten die Unternehmen den vollen Zugriff auf ihre Systeme, sie können beispielsweise Wartungen und Software-Updates durchführen und Fehler diagnostizieren. Damit wird der Kundenservice verbessert und es sind neue, verbrauchsabhängige Geschäftsmodelle möglich. 

Welche Standards sind in diesem Umfeld für Sie besonders wichtig?

Für uns als Hersteller von Middleware für lokale Service-Plattformen und Remote Management Systeme steht zunächst die OSGi-Allianz an erster Stelle, in der wir seit 1999 als eines der aktivsten Mitglieder vertreten sind. Hier wurde auf Java-Basis eine modulare, skalierbare und fernwartbare Softwarestruktur spezifiziert, die sich weltweit im gesamten m2m-Bereich immer mehr durchsetzt. Außerdem  arbeiten wir in der Home Gateway Initiative (HGI) mit, in der viele Telekommunikationsunternehmen vertreten sind, und im Broadband Forum.

 


  1. Das Smart Home aus dem App-Store
  2. Immer neue Standards? Problem gelöst!

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