Klimaneutrale Strahlungsheizung

Heizen mit Carbon

14. August 2014, 11:27 Uhr | Corinne Schindlbeck
Die Fotomontage zeigt die Idee von »Smarttex«: eine nur wenige Millimeter dicken Textilbetonplatte mit Carbongarnen zur Innenraumerwärmung
© HTWK Leipzig/V. Fraas GmbH

Wissenschaftler aus Leipzig und Greiz arbeiten an einer nachhaltigen Gebäudeheizung auf Basis von in die Fassade integrierten Carbonfasern.

Um die Funktion des Heizens künftig direkt in die Gebäudefassade bzw. in Zimmerwände  integrieren zu können, entwickeln Experten der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK) ein elektrisches Heizsystem auf Basis von Carbonfasern. Im Projekt »Smarttex – Klimaneutrale Strahlungsheizung in Textilbeton« sollen die technischen Möglichkeiten von faserbewehrtem Beton genutzt werden, bei dem die übliche Bewehrung aus Stahl durch Carbon- oder Glasfasern ersetzt wird. Weil sich an Carbongarne eine definierte Spannung anlegen lässt und durch den spezifischen Widerstand des Fasermaterials Wärme erzeugt werden kann, kann so die komplette Wand zur Strahlungsheizung werden.

»Durch die Carbonbewehrung lässt sich Textilbeton auch mit intelligenten Zusatzfunktionen wie Beleuchtung, Sensorik zur Messung des Feuchtegehalts oder eben Beheizbarkeit ausstatten«, erklärt Prof. Frank Hülsmeier, Leiter des HTWK-Architekturinstituts. Durch die Doppelnutzung – Stabilität und Beheizbarkeit – faserbasierter Fassadenelemente ließe sich damit künftig nicht nur der Aufwand zum Verbau herkömmlicher Heizsysteme einsparen, sondern auch neue Energiekonzepte entwickeln, um den Gesamtenergiebedarf verringern und so die Gesamtökobilanz verbessern zu können.

Auch am Textilforschungsinstitut Thüringen-Vogtland e. V. (TITV) in Greiz forschen Textilwissenschaftler an aktiven Wärmebringern auf Textilbasis zur Klimatisierung von Räumen. In einem vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderten Projekt arbeiteten die Greizer mit Industriepartnern an dreidimensionalen Abstandsgewirken, die als großflächige Heiz- oder Kühlelemente zur Raumklimatisierung eingesetzt werden können. Als Heizmedium wird durch die mediendichten 3D-Textilien Wasser geleitet, die später an Wänden, Decken oder Raumteilern in Gebäuden und Fahrzeugen den Innenraum temperieren sollen. Laut TITV-Projektleiter Dr. Hartmut Vorwieger liege der Vorteil der textilen Wärmetauscher gegenüber aktuellen Heizlösungen vor allem in den günstigeren Materialkosten und ihrer Eignung für niedrige Vorlauftemperaturen, was die Nutzung von erneuerbaren Energien wie zum Beispiel Erdwärme ermögliche.


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