»Selbst die Tiefkühltruhe mit einer halben Stunde Verzögerung kann helfen«

Home Automation: Amortisation nach fünf Jahren ist realistisch

3. Mai 2011, 10:34 Uhr | Heinz Arnold
Peter Kellendonk, Kellendonk: »Intelligente Eigenstromnutzung ist sicher eines der großen Themen der nahen Zukunft, bitte bedenken Sie, dass wir bereits mehr als 1 Million Photovoltaikdächer haben!«
© Kellendonk

Ist die in den Haushalten verschiebbare Last so hoch, dass es sich lohnt, dafür ein Home-Automation-System aufzubauen? Diese Frage hat die Leser beschäftigt. Peter Kellendonk, Geschäftsführer von Kellendonk, geht im folgenden Interview auf einige kritische Fragen zum Thema Lastverschiebung und Home Automation ein.

Energie & Technik: Sind die Möglichkeiten, in einem Haushalt Lastverschiebung durchzuführen, nicht begrenzt?

Peter Kellendonk: Eine Lastverschiebung von 500 KWh in einem durchschnittlichen Haushalt halte ich für realistisch, bedenken sie aber bitte, dass wir es mit ca. 40 Millionen Haushalten alleine in Deutschland zu tun haben. Kleinvieh macht bekanntlich auch Mist, wir reden hier – hochgerechnet von den 500 KWh pro Haushalt – von einer verschiebbaren Leistung von ca. 2,4 GW – was ein bis zwei Kraftwerksblöcken entspricht. Dabei geht man allerdings davon aus, dass die Hausgeräte gleichverteilt Tag und Nacht laufen. Tatsächlich ist das aber jetzt noch nicht so, die reale Peak-Last liegt also sicherlich um ein Vielfaches über den grob überschlagenen 2,4 GW.

Desweiteren gibt es aber auch wesentlich energieintensivere Geräte im Haushalt, wie beispielsweise eine Wärmepumpe und eine in immer höheren Stückzahlen verbaute Heizungstechnik in Gebäuden. Sie machen den Haushalt für Lastmanagement künftig wesentlich interessanter.

Ich möchte aber den Blick von den absoluten, aufs Jahr und das gesamte Bundesgebiet hochgerechneten Zahlen wegleiten auf die Effekte einer dezentralen Regelung.

Hier gilt es, lokale Ungleichgewichte im Energienetz auszugleichen, da kann selbst die Tiefkühltruhe mit einer halben Stunde Verzögerung helfen. Da spielen weniger absolute Zahlen eine Rolle, als ganz bewusst in einem lokalen Umfeld die Möglichkeit zu schaffen, Last an- und abzuschalten.

Nehmen sie als Beispiel die kleinste aller Zellen, das Haus mit einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach. Es leuchtet sofort ein, die Hausgeräte tagsüber nur dann laufen zu lassen, wenn die Sonne scheint. Noch redet aber der Wechselrichter nicht mit der Waschmaschine, das wird der EEBus ändern!

Hier spielen übrigens dann auch alle Kühlgeräte mit. Intelligente Eigenstromnutzung ist sicher eines der großen Themen der nahen Zukunft, bitte bedenken Sie, dass wir bereits mehr als 1 Million Photovoltaikdächer haben!

Was das Kochen und das Entertainment betrifft, so dürfte allerdings die Bereitschaft des Bürgers begrenzt sein, sein Verhalten anzupassen.  

Was machen wir mit dem enorm hohen Altbestand von Geräten?

 Hier ist eine intelligente Vorschaltbox die Lösung. Wichtig ist hierbei aber ein technischer Ansatz, der solche Vorschaltboxen über dieselbe Infrastruktur anspricht, wie die zukünftigen, intelligenten Geräte. Der Kunde wird es nicht akzeptieren, wenn die heute gekauften Vorschaltgeräte nicht mit den morgen zu kaufenden Endgeräten kompatibel wären.

Daher benötigen wir auch bei solchen einfachen Smart-Home-Systemen bereits heute Standards. Der EEBus ist ein solcher, übergreifender Standard. Erste EEBus fähige Plugs werden im Herbst von diversen Herstellern auf den Markt kommen.


  1. Home Automation: Amortisation nach fünf Jahren ist realistisch
  2. Smart Meters: Deutschland kann führende Rolle spielen

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