Wie Versorger neue Geschäftsmodelle entwickeln können

Den richtigen Weg in neue Geschäftsfelder finden

28. Februar 2013, 15:18 Uhr | Christian Klöppner, Principal Consultant, Devoteam
Intelligente Netze bieten Erzeugern, Netzbetreibern, Dienstanbietern und Verbrauchern neue Chancen.
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Der Einzug der Intelligenz in die Versorgungsnetze steht in einem direkten Zusammenhang mit dem Auf- und Ausbau einer leistungsstarken IT- und Telekommunikationsinfrastruktur (ITK). Das Ziel ist eine vollständige informatorische Integration aller Bausteine in den Versorgungsnetzen.

Intelligente Netze bieten für alle Beteiligten im Öko-System - Erzeuger, Netzbetreiber, Dienstanbieter und Verbraucher - neue Chancen. In einer Studie hat der Energieversorger EWR GmbH aus Remscheid verschiedene Geschäftsmodelle und Rahmenbedingungen rund um Smart Grid, Smart Metering und Telekommunikation bewerten lassen.

Der Wettbewerb bei den regionalen Versorgungsunternehmen wächst, und die Margen sinken. Die Versorger sind somit gefordert, neben den traditionellen Geschäftsmodellen neue Umsatzpotentiale zu entwickeln. Neue Möglichkeiten entstehen außerhalb des regulierten Bereiches zum einen im Umfeld von Smart Home, Gebäudeleittechnik, Energiemanagement, Energieeffizienz, Contracting und Power2Gas, zum anderen über die Vermarktung von IT- und TK-Leistungsangeboten. Das Datenaufkommen der Versorger wird durch Smart Grid, Smart Meter, Smart Home und Energiemanagement (ISO 50001) weiter wachsen, und es werden zunehmend höhere Bandbreiten und eine Echtzeit-Kommunikation nachgefragt. »Aufgrund der durch die Energiewende auf uns zukommenden Aufgaben und des Bedarfs an zusätzlichen Umsatzquellen außerhalb des regulierten Bereiches suchen wir nach neuen Strategien, die wir aus unseren Kernkompetenzen heraus nachhaltig entwickeln können«, erklärt Prof. Dr. Thomas Hoffmann, Geschäftsführer der EWR.

Die Versorger werden einen Großteil der Kapazitäten und Ressourcen ihrer leistungsfähigen TK-Netze nicht selbst benötigen. Vor diesem Hintergrund hat der Remscheider Energieversorger EWR externe Beratung gesucht. »Wir haben nach einem erfahrenen Partner auf Augenhöhe Ausschau gehalten«, sagt Mike Giera, Geschäftsbereichsleiter Netze der EWR. Dieser sollte sowohl umfassende Erfahrungen und Kompetenzen in der Energie- und Versorgungsbranche, aber auch in der IT- und Telekommunikationsbranche einbringen. Den Zuschlag bekam das Weiterstadter Beratungsunternehmen Devoteam. Aufgabe der Consultants war es, in einer Studie aufeinander aufbauende Geschäftsmodelle, die unterschiedliche Reifegrade der EWR berücksichtigen, zu bewerten und die Ausgangsvoraussetzungen sowie die ITK-Potenziale für die Vermarktung zu beurteilen. Die Studie schließt mit Empfehlungen ab, sowohl für ein Start-up-Geschäftsmodell als auch für die strategische Weiterentwicklung dieses Geschäftsmodelles von EWR.

Umfassend analysiert

In einem ersten Schritt haben die Berater eine Sekundäranalyse durchgeführt. Dafür wurden unter anderem mehrere Modellregionen für Smart Grids aus dem E-Energy-Förderprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie herangezogen. Die Vorstellung, ein einheitliches Vorgehen aus den Modellregionen als Standard für den Aufbau von Smart Grids ableiten zu können, hat sich nicht bestätigt. Gründe dafür sind unterschiedliche Voraussetzungen bei den Kriterien. Dazu gehören die jeweils vorhandenen ITK-Infrastrukturen, lokale TK-Angebote, Versorgungssicherheit, Bevölkerungs- und Gewerbestrukturen sowie topologische und kommunale Randbedingungen.

Als Ergänzung zur Sekundäranalyse haben die Weiterstadter Berater Interviews bei den Fachleuten von EWR aus den Funktionsbereichen Unternehmensentwicklung, Finanzen, Markt & Vertrieb, Netze und IT durchgeführt. Insbesondere untersuchte die Primäranalyse Themen wie die strategische Ausrichtung, das Produktportfolio, die internen Dienste, die technische Infrastruktur, die betrieblichen Prozesse, die IT, den Vertrieb sowie die gegenwärtigen Organisationsstrukturen. Die Interviews wurden über einen standardisierten Fragebogen persönlich durchgeführt, die Ergebnisse wurden bewertet, Kernaussagen und Erfolgsfaktoren wurden herausgearbeitet und konsolidiert.

Status quo erhoben

Durch das Zusammenführen der Primär- und Sekundäranalysen und die systematische Bewertung von entscheidungsrelevanten Kriterien konnten die Berater ein sehr gutes Bild über den Status quo und die Voraussetzungen bei EWR für die Erschließung neuer ITK-Geschäftsfelder herausarbeiten. Aus der SWOT-Analyse sind Potenziale hervorgegangen, insbesondere hinsichtlich der Erfahrungen von EWR in den Bereichen Messsysteme, dem Betrieb des TK-Netzes des Stadtwerke-Verbundes, dem aufgebauten GIS-System mit der technischen Dokumentation der betriebenen Anlagen und Netze sowie das Know-how von EWR bei der Integration von Geschäftspartnerleistungen in den Feldern Abrechnung, Zählerauslese und Rechnungsstellung. Positiv wurden auch die erprobten und stabilen Entscheidungswege eingeschätzt, und das EWR hat bereits erste Kundenanfragen für Projekte wie Energiemanagement, Datensicherung in der Cloud und Breitband-Access vorliegen. Als ein weiteres Ergebnis der Empfehlungen aus der Studie hat EWR ein Pilotprojekt für ein Gewerbegebiet gestartet.


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