Netzausbau ist nur ein Element

Dena II: Regelenergie aus Erneuerbaren?

30. November 2010, 7:40 Uhr | Heinz Arnold

Können die Erneuerbaren Energien die Regelenergie liefern, deren Bedarf sie verursachen? Der BEE meint dass dies weitgehend gelingen könnte. Unumstritten ist diese Position nicht.

Dr. Peter Menke, Siemens-Sektor Energy:»Die Erneuerbaren Energien können und müssen einen Beitrag zur Regelenergie leisten, aber von einer ausgeglichenen Einspeisung sind wir noch weit entfernt.«
Dr. Peter Menke, Siemens-Sektor Energy:»Die Erneuerbaren Energien können und müssen einen Beitrag zur Regelenergie leisten, aber von einer ausgeglichenen Einspeisung sind wir noch weit entfernt.«
© Siemens Sektor Energy

In seiner Reaktion auf die Dena-II-Studie kam der Bundesverband der Erneuerbaren Energien zu dem Schluss, dass Regelenergie zur Stabilisierung der Stromnetze nicht mehr nur aus konventionellen Kraftwerken, sondern immer häufiger aus Erneuerbaren Energien kommen werde. »Die variablen Einspeiseverläufe der Erneuerbaren können durch die optimale Kombination der jeweiligen Technologien schon heute ausgeglichen werden«, sagt BEE-Geschäftsführer Björn Klusmann.

Das hält Dr. Peter Menke, CTO der Division Power Transmission im Siemens-Sektor Energy, für eine recht weitgehende Interpretation der Dena-II-Studie: »Die Erneuerbaren Energien können und müssen einen Beitrag zur Regelenergie leisten, aber von einer ausgeglichenen Einspeisung sind wir noch weit entfernt.«

Dass die Erneuerbaren Energien – allen voran die Energie aus Windrädern – die Regelenergie aus sich heraus aufbringen kann, deren Bedarf sie verursacht, hält er für eher unrealistisch – auch im Verbund mit Bioenergie würde das Potenzial nicht ausreichen. Ganz ohne konventionelle Kraftwerke werde also die Energieversorgung in Deutschland und Europa bis auf absehbare Zeit nicht funktionieren können.

Was die Dena-II-Studie aber zeigt: Der Netzausbau ist unbedingt erforderlich, um die Energie über weite Strecken transportieren zu können. Wie werden die nächsten Schritte aussehen? Dr. Menke rechnet damit, dass die Netzbetreiber demnächst konkrete Vorschläge für den Netzausbau auf den Tisch legen werden. »Dann sehen wir, wie diese Vorschläge von der Politik und der Öffentlichkeit angenommen werden.«

Dauert das ganz Prozedere nicht ein wenige zu lange, insbesondere wenn der Blick auf die Taten fällt, die nach der Dena-I-Studie (2005) folgten? Zur Erinnerung: von den damals als unbedingt erforderlich angesehenen 850 km zusätzlicher Trassen sind gerade mal 90 km gebaut.

Menke zufolge besteht dringender Handlungsbedarf, man sollte allerdings auch nicht in Hektik verfallen. »Alle Beteiligten sollten in den Entscheidungsprozess eingebunden werden, das dauert seine Zeit.«, so Menke, »Über die grundsätzliche Notwendigkeit des Netzausbaus herrscht mittlerweile ein breiter Konsens in Fachwelt und großen Teilen von Politik und Öffentlichkeit. Und in wirklich sensiblen Bereichen kann mit Hilfe neuer Technologien, wie gasisolierten Leitungen, auch unter die Erde gegangen werden.«

Allerdings stellen neue Stromtrassen auch nur einen Baustein dar, um das große Ziel zu erreichen, die Energie weitgehend aus erneuerbaren Quellen zu gewinnen. Was fehlt sind große Speicher. Zwar wird mit Druckluft experimentiert und kürzlich war von Pumpspeicherwerken die Rede, die in alte Bergwerke gebaut werden könnten. Gemeinsam ist all den Ansätzen, dass sie noch in der Erprobungsphase sind und der Einsatz in der Realität noch weit entfernt erscheint. Nur Pumpspeicherwerke stehen zur Verfügung, hier ist ein Ausbau in Deutschland allerdings kaum möglich. Und Pumpspeicherwerke in den Alpen oder in Skandinavien zu bauen und einzubinden, führt wieder auf das bekannte Problem: dafür wären neue Stromtrassen erforderlich.

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