Smart Grid: Operation am offenen Herzen

Eine HGÜ-Pilotanlage wäre sehr hilfreich

5. Oktober 2010, 12:53 Uhr | Heinz Arnold
© ABB

Neue 380-kV-Freileitungen zu bauen und auch HGÜ-Übertragungen als Stromautobahnen durch Deutschland zu ziehen – die Basistechniken dazu sind vorhanden. Die technischen Herausforderungen liegen auf einer anderen Ebene: die neue Techniken in das bestehende Netz zu integrieren, während es stabil weiter laufen soll.

»Die Hochspannungsgleichstromübertragung (HGÜ) muss in eine zentrale Rolle hineinwachsen«, erklärt Prof. Jochen Kreusel, Leiter des Geschäftsbereichs Marketing & Vertrieb Energietechnik von ABB und Mitglied des Präsidiums des VDE.  »Deshalb wäre eine Pilotanlage sehr hilfreich.«

In eine zentrale Rolle soll die HGÜ laut Kreusel deshalb hineinwachsen, weil sie einige Vorteile bietet: Die Verluste liegen weit niedriger als die von 380-kV-Drehstrom-Freileitungen und eine HGÜ-Freileitung nimmt weit weniger Platz in der Landschaft weg, die Freileitung lässt sich besser in die Natur integrieren.
Nun stellen weder die 380-kV-Freileitungen noch die HGÜs wirklich neuen Techniken dar. Selbst die hierzulande noch weniger bekannten HGÜs für den Stromtransport über weite Strecken haben die Marktführer ABB und Siemens in Afrika, China, Indien und Südamerika bereits gebaut. Worin liegt also die Herausforderung?
»Eine HGÜ in China zu bauen, ist etwas ganz anderes in Deutschland bzw. Europa«, antwortet Kreusel. »Es geht nicht in erster Linie um die HGÜ-Technik an sich, es geht darum, sie in das europäische Verbundnetz zu integrieren.«

Das komplexeste Verbundnetz der Welt

Dazu muss man wissen, dass das europäische Verbundnetz das größte und komplexeste der Welt ist. »Da kann man nicht einfach mal so eine 400-km-HGÜ reinpflanzen«, stimmt Prof. Christian Rehtanz vom Lehrstuhl für Energiesysteme und Energiewirtschaft der Technischen Universität Dortmund zu. Wie sich eine HGÜ in dieses komplexe Netz so einbauen lässt, dass sie dessen Stabilität nicht gefährdet, erforschen gegenwärtig Hersteller wie ABB und Siemens zusammen mit Versorgern, Netzbetreibern und Universitäten.  

Pilotanlagen dringend erforderlich

»Wir haben verschiedene technische Optionen, wir müssen sie aber auch ausprobieren können«, sagt Dr. Peter Menke von der Power Transmission Division von Siemens Energy. »Im Moment schauen wir nur auf die Äpfel, um fest zu stellen, welcher sauer ist. Wir müssen aber wohl oder über reinbeißen, um das zu prüfen – und ich fürchte, zumindest etwas säuerlich werden alle schmecken.« Denn jede Alternative hat ihre Vor- und Nachteile.


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