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HGÜ-Erdkabel sind nicht teurer als Freileitungen

15. Dezember 2014, 14:33 Uhr | Heinz Arnold
Ingo Rennert: »Unsere Rechnung ist nachvollziehbar und steht jeder Kritik offen. Mittlerweile sind jetzt auch schon Teilverkabelungen zulässig, ein erster Erfolg.«
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Erdverlegte HGÜ-Trassen galten gegenüber Freileitungen immer als viel zu teuer. Ingo Rennert von der Firma Infranetz widerspricht: »Die gesamten HGÜ-Trassen unter die Erde zu verlegen kommt billiger als Freileitungen.« Im Interview mit Energie & Technik erklärt er, warum dies aus seiner Sicht so ist.

Energie & Technik: Es gibt Schätzungen, dass es je nach Bodenbeschaffenheit und Topologie der Landschaft um bis zum Faktor 8 teurer käme, HGÜ-Kabel unter die Erde zu legen als Freileitungen zu bauen. Man kann sich ja auch vorstellen, dass es etwa in felsigem Untergrund teuer wäre, Erdkabel in 1,5 m Tiefe zu verlegen. Warum sind Freileitungen aus Ihrer Sicht günstiger?

Ingo Rennert: Felsiger Untergrund ist kein Problem, es müssen lediglich Gräben von 60 bis 70 cm Breite gefräst werden. Durchschnittliche liegt die Tiefe, in der die Kabel auf einer Strecke wie SüdLink verlegt werden, bei rund 1,2 m. Oft reicht aber auch nur 1 m, etwa unter Wirtschaftswegen, wo das Durchwurzelungsproblem nicht aufritt. Eine weitere Schwierigkeit sind beispielsweise Lehmböden, die sich nur schwer wieder verdichten lassen, nachdem die Kabel verlegt sind. Hier steht aber die Flüssigbodentechnik zur Verfügung, über die die Kabel zuverlässig, dauerhaft und wirtschaftlich verlegt werden können. Die Technik ist erprobt und wird seit über zehn Jahren angewendet, beispielsweise auch für die Verlegung von Rohrleitungen.

Lässt sich die Verlegung von HGÜ-Kabeln mit der Verlegung von Rohrleitungen, beispielweise Erdgasleitungen, vergleichen?

Dazu kann ich ein Beispiel geben: Die EthylenPipeline von Stade nach Leipzig, die über eine Entfernung von 390 km läuft, hat 320.000 Euro/km gekostet – inklusive der Pumpstationen. Und hier handelt es sich um ein dickes Rohr.

Warum gelten dann Freileitungen als viel kostengünstiger?

Weil häufig Nebenkosten vernachlässigt werden. Beispielsweise ist es sehr teuer, eine Freileitung durch Waldgebiete zu bauen. Es müssen Schneisen von 100 m Breite gerodet werden, die Aufforstung kommt sehr teuer, das wird häufig unterschätzt oder gar nicht in Betracht gezogen. Die Gemeinden, durch deren Gebiet die Freileitungen verlaufen, bekommen z.B. einmalig 40.000 € pro Kilometer, Geld, das nicht in die Kostenrechnung einfließt und am Ende doch wieder auf die Bürger umgelegt wird.

Wie sieht Ihre Rechnung für die 700 km lange SuedLink-HGÜ-Leitung aus?

Die SuedLink-Verbindung vollständig über Erdkabel zu realisieren, würde nach unserer Rechnung ohne Berücksichtigung der Umrichter 1,788 Mrd. Euro kosten. Das BMU hat die Kosten der Freileitung mit Teilverkabelungen auf 1,75 Mrd. Euro ohne Nebenkosten geschätzt. Mit Nebenkosten ergeben sich 2,236 Mrd. €. Tennet geht von 1Mrd. Euro für die reine Freileitung ohne Teilverkabelungen und ohne Nebenkosten aus. Mit Nebenkosten und ohne Teilverkabelungen ergeben sich knapp 1,5 Mrd. €. Trotzdem ein unrealistischer Wert, weil es aufgrund erheblicher Raumwiderstände auf 700 km sehr viele Teilverkabelungen geben wird.

Gibt es hierzulande bereits ausreichend Erfahrung im Bau von HGÜ-Trassen unter der Erde?

In Deutschland gibt es bereits über 1204 km HGÜ-Leitungen unter der Erde bzw. unter Wasser, was auf dasselbe hinausläuft, vor allem für die Anbindung der Off-Shore-Windparks. Erfahrung gibt es genügend. Weltweit wurden bereits knapp 5.000 Systemkilometer gebaut.


  1. HGÜ-Erdkabel sind nicht teurer als Freileitungen
  2. Wie sind Kritiker und Netzbetreiber zu überzeugen und was sind Ihre nächsten Schritte?

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