Siemens nimmt HGÜ-Konverterstation in Betrieb

HGÜ verdoppelt Stromaustauschkapazität zwischen Frankreich und Spanien

22. April 2015, 10:43 Uhr | Heinz Arnold
Aufbau der HGÜ-Verbindung Frankreich-Spanien: Siemens lieferte die beiden schlüsselfertigen Stromrichterstationen
© Siemens Pressebild

Mit einer Übertragungsleistung von 2 GW und 320 kV an den beiden DC-Kabeln stellt die neue HGÜ-Übertragung zwischen Spanien und Frankreich gleich zwei Weltrekorde auf – und sie zeigt, wie sich Übertragungsengpässe im europäischen Netz beseitigen und Erneuerbare Energien integrieren lassen.

Bisher gab es vier herkömmliche AC-Anbindungen zwischen Spanien und Frankreich, im Sommer wird die fünfte von Siemens auf Basis der HVDC-Plus-Technik aufgebauten Hochspannungsgleichstromübertagung (HGÜ) ihren vollen Betrieb aufnehmen. Dann verdoppelt diese Verbindung auf einen Schlag die Gesamtaustauschkapazität zwischen beiden Ländern. Derzeit sind die Stationen in Santa Llogia südwestlich von Figueras  Figueras in Spanien und Caixas westlich von Perpignan in Frankreich bereits unter Spannung und führen Tests durch. Beide Stationen sind über zwei von Prysmaian entwickelte 320-kV-DC-Kabel verbunden, die Entfernung beträgt 64,5 km.

Tim Dawidowsky, Siemens
Tim Dawidowsky, Siemens: »HGÜ-Verbindung zwischen Santa Llogia und Craixas ist ein Modell für ganz Europa und stellt einen zukunftsweisenden Weg dar, wie die Engpässe in den europaweiten Übertragungsnetzen nach und nach beseitigt werden können.«
© Siemens Pressebild

Es handelt sich um trockene Kabel, also nicht um die herkömmlichen mit Ölpapier isolierten Kabel, wodurch sich die Spannung auf den jetzigen Rekordwert von 320 kV erhöhen ließ. Den Auftrag zum Bau der HGÜ-Verbindung mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von rund 700 Millionen Euro erteilte Inelfe (Interconnexion Electrique France Espagne), eine Projektgesellschaft der Stromversorger Réseau de Transport d'Electricité (RTE), Paris, und Red Eléctrica de Espana (REE), Madrid.

Unterirdische Kabel, weniger Platz

Warum die Betreiber sich für den Bau der 700 Mio. Euro teuren Hochspannungsgleichstromübertragung entschieden haben, hat mehrere Gründe. Erstens stieß die Aussicht auf eine ursprünglich erwogene AC-Verbindung über Freileitungen auf den Protest der Anwohner. Deshalb hatte schon 2008 die EU entschieden, das Vorhaben zu unterstützen, diese Verbindung auf HGÜ-Basis zu realisieren, nicht zuletzt auch, um die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie auf diesem Gebiet zu stärken. Ein Vorteil der HGÜ besteht darin, dass sich die Kabel problemlos unterirdisch verlegen lassen. Die beiden Kabel folgen weitgehend einer Bahntrasse, allerdings wurde auch ein 8,5 km langer Tunnel durch die Pyrinäen erforderlich, der – ebenfalls ein Novum – ausschließlich für die Kabel gegraben wurde. Auf das Kabel entfiel übrigens die Hälfte der Investition in Höhe von 700 Mio. Euro, die andere Hälfte auf die beiden Konverterstationen.

Doch die HGÜ bietet noch weitere Vorteile. Sie erreicht eine sehr hohe Übertragungsleistung – und das auf sehr engen Raum. Denn die bei der AC-Übertragung erforderlichen Filterbänke fallen komplett weg, so dass die Konverterstationen sehr viel weniger Platz beanspruchen.


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