Großauftrag über verlustarme HGÜ-Technologie

Siemens erhöht Stromübertragungskapazität zwischen England und Schottland

21. Februar 2012, 11:43 Uhr | Carola Tesche
Über ein Seekabel wird die elektrische Energie zwischen der geplanten HGÜ-Station in Hunterston an der Westküste von Schottland nahe Glasgow und der zweiten Station im Nordwesten Englands übertragen.
© Siemens Energy Solutions

Siemens Energy wird im Konsortium mit dem italienischen Kabelhersteller Prysmian eine Gleichstromleitung in der Irischen See installieren. Der Auftragswert für das Konsortium liegt bei mehr als 1,1 Mrd. Euro.

Auftraggeber sind der britische Netzbetreiber National Grid Electricity Transmission (NGET) und Scottish Power Transmission (SPT), die für das Projekt das Gemeinschaftsunternehmen NGET/SPT Upgrades gegründet haben.

Die Verbindungsleitung zwischen Schottland und England wird in verlustarmer Hochspannungsgleichstrom-Übertragungstechnik (HGÜ) ausgeführt und eine Kapazität von 2200 MW aufweisen. Es ist das erste Mal, dass ein HGÜ-Seekabel mit 600 kV verlegt wird, bis dato lag die höchste verwendete Spannung bei 500 kV.

Das Projekt Western HVDC Link soll die Kapazität innerhalb des britischen Übertragungsnetzes erweitern und so die von der Regierung angestrebte Reduzierung der CO2-Emissionen unterstützen. Die neue Verbindungsleitung soll helfen, Stromerzeugung und -verbrauch innerhalb des Netzes weiterhin in Balance zu halten, während der Ausbau der dezentralen und fluktuierenden Erneuerbaren Energien voranschreitet. Die Inbetriebnahme der Leitung ist für Ende 2015 vorgesehen.

»Das Anheben der Spannung um 20 Prozent gegenüber bisherigen Leitungen erhöht die Kapazität in gleichem Maße. Darüber hinaus werden die Übertragungsverluste um rund ein Drittel reduziert«, sagt Udo Niehage, CEO der Division Power Transmission im Siemens-Sektor Energy. Höhere Spannungen erlauben größere Übertragungskapazitäten bei gleichem Kupfer-Querschnitt, was die Materialkosten senkt. Zudem fallen die Übertragungsverluste geringer aus. Die geplante Verbindung zwischen Schottland und England wird einen Gesamtverlust von weniger als drei Prozent aufweisen. Darin ist sowohl der ohmsche Widerstand der Kabel als auch die Umwandlung von Wechselstrom in Gleichstrom und zurück in Wechselstrom enthalten.

Das Konsortium aus Siemens und Prysmian wird den Interconnector schlüsselfertig errichten. Das beinhaltet sowohl das Legen des Seekabels auf der 420 km langen Route als auch die Installation der HGÜ-Konverterstationen im schottischen Hunterston und der zweiten im Nordwesten Englands. Die in den Übertragungsnetzen vorhandene Wechselspannung von 400 kV wird in den Konverterstationen von Siemens in Gleichspannung von ±600 kV umgewandelt. Zwischen den Stationen wird die elektrische Energie mit Gleichspannung in dem von Prysmian gelieferten 600-kV-Seekabel übertragen. Anschließend wird der Gleichstrom für die weitere Übertragung und Verteilung wieder in Wechselstrom konvertiert. Die Verbindung kann Energie in beide Richtungen übertragen.

Mit der HGÜ-Technik lassen sich Übertragungsverluste deutlich reduzieren. Für kabelgebundene Hochspannungsverbindungen von mehr als 80 km Länge ist HGÜ das einzige System für eine verlustarme und wirtschaftliche Stromübertragung, weil bei einer Drehstromleitung dieser Länge ein Großteil der elektrischen Energie in Form von Blindleistung verloren gehen würde.


Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Siemens AG Industry Solutions

Weitere Artikel zu Siemens AG Sector Energy

Weitere Artikel zu Energietechnik

Weitere Artikel zu Netze (Smart Grid)