Forschungsprojekt

Smart Grids und Smart Energy endlich verbrauchertauglich machen

8. August 2016, 11:47 Uhr | Hagen Lang
Praktisch keine Einsparungen konnten nicht-technikaffine Normalnutzer in europäischen Pilotprojekten zur Integration von Smart Grid/Home/Energy erzielen. Die Technik war von Technikern für Techniker gemacht und überfordert Normalbürger zumeist
© Janina Dierks - Fotolia.com

Pilotprojekte intelligenter Stromnetze mit Energiekundeninteraktion zeigen, dass die Ingenieure die Wünsche und Fähigkeiten der Anwender/Kunden nicht beachten. Ein Forschungsprojekt aus den Niederlanden soll dies jetzt ändern.

Na Toll: Wieder ein Pilotprojekt zum Smart Grid-/ Smart Home-/ Smart Energy-Integration irgendwo in Europa, bei dem nerdige User minimale Energiemengen im einstelligen Prozentbereich einsparen. Prof. Angèle Reinders (Sustainable Energie & Design) von der University of Twente hat niederländische und österreichische Smart Grid-Versuche analysiert und festgestellt, dass die »Normaluser« regelmäßig überfordert sind. Die »Nerds« (oft verrentete Ex-Ingenieure) unter den Probanden erreichen häufig Energie- und Kosteneinsparungen, aber Normalbürger haben nichts von der neuen Technik.

Prof. Reinders erhält von der niederländischen Organisation für wissenschaftliche Forschung (NWO) nun Fördermittel in Höhe von 1,7 Millionen Euro, um die Problematik im Forschungsprojekt »Co-Evolution of Smart Energy Products and Services« (CESEPS)zu untersuchen und – wenn möglich – abzustellen.

Professor Reinders erklärt: »Wir untersuchen, wie Endverbraucher in der Praxis das Konzept von Energiesystemen und -produkten erleben. Es zeigt sich, dass viele Energieprojekte überwiegend mit einer technischen Bandbreite aufgestellt sind. Menschen können beispielsweise ihren Geschirrspüler oder Trockner so programmieren, dass diese bei einem Angebot von nachhaltiger Energie oder bei niedrigem Strompreis im Netz eingeschaltet werden. Die Schnittstellen sind allerdings noch zu oft Zukunftsmusik.«

In den niederländischen Pilotgemeinden Groningen (PowerMatching City), Heerhugowaard und in einem Dutzend anderer Gemeinden sowie vielen österreichischen Projekten ergab die Auswertung, dass die Probanden eine Art »Hülle« automatisch funktionierender Energietechnologien um ihre Wohnungen herum haben, die kaum praktische Einflussmöglichkeiten auf die eigene Energieeffizienz bieten.

Bei dem Projekt CESEPS »entwickeln wir ein Gesamtbild, das gut zum menschlichen Verhalten passt«, so Prof. Reinders. »Wir schauen auf Nutzungserfahrungen, Energiemessungen und neue Energieprodukte und -dienste.« Am Ende soll eine benutzerfreundliche Integration von Smart Grid/ Home und Energy stehen. Dazu reicht es nicht, Schnittstellen bereitzustellen. Sie müssen so gestaltet sein, dass sie von Normalnutzern bedienbar sind. Sonst bleiben die (Ex-)Ingenieure unter sich.


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