Neue Stromtrassen alleine genügen nicht

Smart System ist viel mehr als Smart Grid

17. Mai 2011, 10:56 Uhr | Heinz Arnold

Ein neues Overlay-Netz, automatisierte Verteilungsnetze, Speicher auf allen Systemebenen - alles muss ineinander greifen, damit die Energiewende gelingen kann. »Neue Stromtrassen und ein paar Änderungen an einigen Punkten des Systemdesigns - das wird keinesfalls reichen«, sagt Prof. Dirk Westermann von der TU Ilmenau.

Er geht sogar noch einen Schritt darüber hinaus: »Smart System, das bedeutet auch die Neudefinition von Verantwortlichkeiten, Marktregeln, Geschäftsmodellen, Tarifstrukturen und Anreizsystemen.«

Für das europäische Overlay-Netz empfiehlt der VDE, vorhandene Verkehrstrassen, beispielsweise Autobahnen oder Schienenwege zu nutzen. Grundsätzlich kämen auch Pipeline-Trassen, Kanäle und Binnenwasserstraßen in Frage.

Laut der Studie des VDE stellen AC-Freileitungen immer noch die kostengünstigsten Möglichkeit für den Aufbau von Stromautobahnen dar. Aber auch gasisolierte Rohrleiter stellen wegen der hohen AC-Übertragungsleistung eine Alternative dar, erfordern aber erhebliche Anlaufkosten. Bei HGÜs schlagen die hohen Stationskosten negativ zu Buche, sie eisen aber relativ günstige Gesamtkosten auf. Außerdem müssten noch leistungsstarke Voltage-Source-Converter und DC-Leistungsschalter entwickelt werden.

Aus der Sicht des VDE wäre es am besten, Freileitungen, Kabel und GIL sinnvoll zu kombinieren.

Eine interessante Alternative wäre es, gleich Tunnel zu bauen, in denen die Kabel zur Energieübertragung nur ein Bestandteil wären. Hier wäre es beispielsweise möglich, ganze Kabelfabriken zu bauen, die die Tunnel dann mit Endloskabel versorgen könnten.  Der Vorteil: Es gebe dann keine anfälligen Muffen, die heute alle 1000 m erforderlich sind. Und die Tunnel böten die Möglichkeit, neue Techniken zu nutzen, beispielsweise Supraleiterkabel, sobald sie wirtschaftlich sinnvoll wären. »Die Akzeptanz von Tunneln wäre größer als für die anderen Alternativen, sie bieten Potenzial für Leistungssteigerungen, sie sind installations- und wartungsfreundlich, ließen sich auch für weitere Infrastrukturmaßnahmen nutzen und wären so insgesamt eine sehr sinnvolle Investition in die Infrastruktur«, sagt Martin Pokojski von der Energietechnischen Gesellschaft im VDE. 

Und die Kosten für solche Tunnel? »Weil der Bau der Tunnel-Infrastruktur eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, kämen beispielsweise Private Public Partnerships in Frage«, antwortet Pokojski. »Das wären aber sinnvolle Investitionen in die Zukunft, von denen mehrere Generationen profitieren könnten.«


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