Smart Grids für erneuerbare Energien

Wieviel Speicher braucht das Netz wo?

31. Oktober 2018, 12:28 Uhr | Hagen Lang
Der Ausbau von Speicherkapazitäten sollte in jedem Fall unter Berücksichtigung der Netzstruktur des gesamten nationalen Stromsystems stattfinden, könnte man eine Erkenntnis der Studie zusammenfassen.
© Benjamin Schäfer / MPI für Dynamik und Selbstorganisation

Bislang wurde angenommen, dass eine zusätzliche Speichernutzung die Stromnetze entlastet und Netzausbau vermeidet. Eine Studie der Humboldt-Universität Berlin untersucht diese Annahme genauer und kommt zu ambivalenten Ergebnissen.

Für die Studie haben die Wissenschaftler Anna Pechan von der Uni Oldenburg und Paul Neetzow und Klaus Eisenack von der Humboldt-Uni Berlin ein ökonomisches Modell entwickelt, das nicht nur auf deutsche, sondern auf alle Energiesysteme weltweit anwendbar ist. Die Studie könnte künftig zu einer effektiveren Planung von Stromnetzen führen, glauben die Forscher, die die Methodik bereits auf italienische Energiesystemdaten anwandten. Dies lieferte Indizien dafür, dass Speicherung und Übertragung entweder als Ersatz oder als gegenseitige Ergänzung dienen können.

Häufig wird argumentiert, dass der Ausbau von Speicherkapazitäten und Übertragungsnetzen alternativ erfolgen könne, weil sie sich gegenseitig ersetzen und durch den Einsatz der einen Technologie die Notwendigkeit der anderen reduziert würde.

Hier sind die Ergebnisse der Studie sehr differenziert. Sie charakterisiert einerseits Situationen und Netztopologien, in denen eine zusätzliche Energiespeicher-Nutzung die durch erneuerbare Energien entstehenden Engpässe im Stromnetz abmildern und verhindern kann.

Allerdings identifizierten die Forscher auch Situationen, in denen zusätzliche, an das Energienetz angeschlossene Energiespeicher den Netzbedarf erhöhen, also möglicherweise Netzausbau induzieren. In Deutschland kann solch eine Situation eintreten, wenn im Norden Deutschlands viel Windstrom zur Verfügung steht und Speicher im Süden mit diesem günstigen Windstrom geladen werden sollen.

Hier verursachen die Speicher eine zusätzliche Belastung der Nord-Süd-Übertragungsleitungen, die bei der Auslegung und Dimensionierung des Stromnetzes mit berücksichtigt werden sollte. Speicher im Norden verringern in solchen Situationen naturgemäß die Belastung der Netze. Regionaler Wildwuchs beim Speicherausbau ohne Berücksichtigung des überregionalen Gesamtsystems könnte hinsichtlich der vermuteten “Einsparung” von Netzausbau für Überraschungen sorgen.

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