Smart-Meter-Roll-out

Erst die Hälfte der Messtellenbetreiber baut ein

3. Mai 2022, 7:17 Uhr | Heinz Arnold
© RWE

Der Smart-Meter-Roll-out nimmt Fahrt auf, doch Wirtschaftlichkeit, Tarifanwendungsfälle und Mehrwertdienste bereiten Kopfzerbrechen. Viele Messstellenbetreiber riskieren ihre Grundzuständigkeit.

Fast vier Jahre nach der Verabschiedung des Gesetzes zur Digitalisierung der Energiewende erfolgte am 24. Februar 2020 der offizielle Startschuss zum gesetzlichen Roll-out von intelligenten Messsystemen (iMS). Die grundzuständigen Messstellenbetreiber (gMSB) stehen aktuell an verschiedenen Stufen des Roll-outs. Das ist das Ergebnis der Studie »Smart-Meter-Roll-out – Standortbestimmung der grundzuständigen Messstellenbetreiber« der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland. 

Demnach hat inzwischen die Hälfte der befragten grundzuständigen Messstellenbetreiber (49 Prozent) mit dem gesetzlich vorgeschriebenen Einbau begonnen. 2021 waren es erst 19 Prozent. Darüber hinaus bereiten weitere 46 Prozent den Einsatz der iMS aktuell vor, wobei in diesen Fällen bis zum eigentlichen Roll-out noch mehrere Monate vergehen können.

»Seit unserer Standortbestimmung im vergangenen Jahr hat sich einiges getan. So wurden beispielsweise das Messstellenbetriebsgesetz novelliert, technische Richtlinien des BSI konkretisiert und das Stufenmodell für die Weiterentwicklung der Standards für die Digitalisierung der Energiewende veröffentlicht. Es bleibt bei der Tatsache, dass Messstellenbetreiber den Smart-Meter-Roll-out schnellstmöglich umsetzen müssen«, sagt Ralf Kurtz, Partner bei PwC Deutschland.

Wirtschaftlichkeit bleibt Top-Herausforderung 

Die gMSB sind sich der Bedeutung des Roll-outs durchaus bewusst: »Obwohl gut die Hälfte der befragten Unternehmen noch nicht mit dem Einbau von iMS begonnen haben, wollen 87 Prozent bis 2023 die gesetzlich vorgeschriebene Roll-out-Quote von über zehn Prozent erreichen«, sagt Kurtz. Dabei stellt für die überwiegende Mehrzahl (84 Prozent) der Studienteilnehmer die Sicherstellung der Wirtschaftlichkeit die größte Herausforderung dar. Darüber hinaus bereiten den Verantwortlichen Anforderungen an die WAN-Kommunikation sowie die Anbindung und Realisierung der Tarifanwendungsfälle im ERP-System aktuell Kopfzerbrechen. 

Viele Betreiber riskieren Entzug der Grundzuständigkeit 

Aber auch Komplexität und starke Abhängigkeiten der IT- und Prozessschnittstellen, Lieferengpässe sowie ein stark erhöhter Personalaufwand in der operativen Umsetzung bremsen den Einbau von iMS vielerorts noch aus. 

»Rund 13 Prozent der Betreiber befürchten, dass sie ihre Roll-out-Verpflichtung bis 2023 möglicherweise nicht einhalten können. Damit setzen sie ihre Grundzuständigkeit aufs Spiel«, warnt Matthias Gabriel, Manager bei PwC Deutschland.

Aber auch die restlichen gMSB sollten die Hände keinesfalls in den Schoß legen: So haben laut PwC-Standortbestimmung beispielsweise erst rund zwei Drittel (69 Prozent) der Unternehmen, die mit dem Roll-out gestartet sind, sowohl die Tarifanwendungsfälle (TAF) für datensparsame Tarife (TAF1) als auch für Zählerstandsgangmessung (TAF7) realisiert. Die Umsetzung weiterer TAF geht ebenfalls eher schleppend voran.

Mehrwertservices stärker in den Fokus rücken 

Zudem hat sich noch nicht einmal jeder vierte Befragte (23 Prozent) aktiv mit dem Thema Mehrwertservices auseinandergesetzt, erst rund jeder sechste (15 Prozent) hat erste Ansätze für weitere Mehrwertservices entwickelt. Und gerade einmal 6 Prozent der befragten Unternehmen haben Prozesse und Schnittstellen für den CLS-Kanal implementiert und getestet. 

»Das sind rund doppelt so viele wie bei unserer letzten Standortbestimmung, und wir raten Unternehmen zur frühzeitigen Vorbereitung des CLS-Kanals. Zumal die Bedeutung des CLS zur Anbindung des Submeterings sowie zur Fernsteuerung von Anlagen stetig steigen wird«, so Gabriel.
 


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