Intelligente Zähler

»Kostensenkung für Verbraucher bleibt Wunschtraum«

22. Juli 2010, 13:28 Uhr | Heinz Arnold

Intelligente Stromzähler werden für den Kunden kaum zu Kostensenkungen beitragen – selbst wenn die verbrauchsintensiven Geräte im Haushalt vernetzt wären – wovon wir noch weit entfernt sind. Diese Meinung vertritt Energie&Technik-Leser Herbert Sax in folgenden Leserbrief.

   
Solange die EU oder die Bundesregierung diese Produkte nicht vorschreiben, bzw. die Versorger von sich aus aktiv werden, passiert zu diesem Thema seitens der Verbraucher gar nichts. Vor 15 Jahren hatte ich bereits das Ziel die Kosten meines privaten Stromverbrauchs zu verringern. Aus diesem Grund ließ ich für 100 DM Anschlussgebühren einen Doppelzähler mit Tag- und Nachtstrom-Erfassung installieren. Anfangs sparten wir auch erheblich, weil wir verbrauchsintensive Geräte konsequent nur in der Niedertarifzeit betrieben. Mein damaliger Versorger Isar-Ampere-Werke wurde dann von EON übernommen. EON hat es im Laufe der letzten fünf Jahre aber geschafft, durch stetige Tarif- und Grundgebühr-Erhöhungen, den Nachtstrom so unattraktiv zu machen, dass selbst bei einem Nachtstromanteil von nahezu 45 Prozent meine Stromrechnung höher wurde, als mit dem EON 24-Stunden Basistarif. Inzwischen habe ich den Versorger gewechselt, und spare damit über 350 € pro Jahr.

Mit oder ohne Smart-Meter, die dominierenden Versorger Deutschlands werden in ihren eigenen vier Bundesländern (EON, Vattenvall, ENBW und RWE), in die sie Deutschland aufteilten, keine Tarifstruktur offerieren, die ihnen weniger Einnahmen als heute einbringen. Im Gegenteil, mit flexiblen Verbrauchstarifen wird der Strompreis für die Bürger noch unübersichtlicher und wir bekommen Zustände wie bei den Handy-Tarifen.

Ich stimme ihnen zu, dass es eigentlich notwendig wird, die Verbrauchsspitzen bei zunehmendem Öko-Energieanteil über gestaffelte Tarife zu kappen. Dies ist aber erst dann sinnvoll, wenn sich verbrauchsintensive Geräte wie Waschmaschine, Trockner, Warmwasserspeicher usw. automatisch auf günstige Tarife aufschalten können. Das erfordert jedoch eine Vernetzung von verbrauchsintensiven Haushaltsgeräten, von denen wir noch weiter entfernt sind, als von den intelligenten Stromzählern. Der Bürger wird sicher keine Lust haben, zehnmal am Tage auf den Stromzähler oder den PC zu schauen, ob sein Versorger gerade ein niedriger kWh-Preis offeriert.

Selbst wenn alle verbrauchsintensiven Haushaltsgeräte mit dem Zähler vernetzt sind, werden die Versorger ihre Tarife so gestalten, dass ihnen gegenüber dem derzeitigen technischen Status, kein Umsatz verloren geht. D.h. der Strom, der nachts und zu lastschwachen Tageszeiten billiger wird, verteuert sich dafür tagsüber im Mittel über den Tarif hinaus, den wir heute bereits zahlen. Für den Verbraucher werden die vernetzten Haushaltsgeräte aber teurer und er muss zudem noch die Kosten für die neuen Stromzähler übernehmen, hat aber eigentlich keinen finanziellen Nutzen. Ich bin daher mehr als skeptisch, dass ohne behördliche Reglementierungen dieses Thema nur durch Privatinitiative vorankommt. Durch die vorschnelle Privatisierung der Stromversorgung hat sich die Bundesregierung solch eine Initiative schwer gemacht.  

Wind und Sonne sind aus meiner Sicht so unzuverlässig, dass auch eine automatisierte Verbrauchsanpassung keine Lösung darstellt, sollte ihr Anteil an der Energieerzeugung steigen. Wir sind gewohnt den Strom jederzeit zu bekommen wann wir ihn brauchen. Wächst der Ökostromanteil weiter, was zu vermuten ist, brauchen wir Technologien die ihn mit akzeptablem Wirkungsgrad speichern können. Mein Lösungsansatz ist daher eher der Aufbau von Pumpspeicherwerken, z.B. in Norwegen, und der konsequente Umbau unserer Höchstspannungsverteilernetze auf Gleichstromübertragung (HGÜ). Dies ermöglicht Energie-Langstreckentransport ohne nennenswerte Verluste und mit dem vorhandenen 380-kV-Verteilernetz ergäbe sich auch eine Verdoppelung der Übertragungskapazität. Wir haben durch die die Energie verteuernde Solarstrom-Subvention, die komplett die Verbraucher zahlen, schon so viele Milliarden ausgegeben, dass wir damit ein komplett ausgebautes HGÜ Verteilernetz hätten finanzieren können. Was bekamen wir aber als Gegenwert? Vernachlässigbare 1,5% mehr Elektroenergie. Sie sehen wie dumm Politik werden kann, wenn Nichtfachleute die Strategie bestimmen.    
 
 
Herbert Sax
E-Mail: Herbert.Sax@t-online.de


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