EVU macht im Datenstrom den Fahrtenschwimmer

SEAS-NVE: Erfolgreicher Smart Meter Rollout

2. April 2014, 12:00 Uhr | Hagen Lang
Über Powerline Communication (PLC) sind die Smart Meter bei SEAS-NVE mit den Datenkonzentratoren verbunden, die wiederum den Input für das Echelon System Software Utility Data Center liefern. Die Fehlerrate bei der Datenkommunikation liegt nur zwischen 0,1 und 0,3 Prozent.
© Echelon

Verglichen mit den 380.000 Smart Metern, die der dänische Energieversorger SEAS-NVE 2012 installierte, sind die Smart-Meter-Pilotprojekte in Deutschland kleine Fische. Überraschend war für SEAS-NVE die Datenflut und dass die Meter die konstruktive Neustrukturierung von Geschäftsprozessen ermöglichen.

Als die dänischen Energieversorger SEAS und NVE nach ihrer Fusion 2005 zum größten (und genossenschaftlich organisierten) EVU Dänemarks vor dem Problem standen, 40.000 Zähler auswechseln zu müssen, entschied man sich für den »großen Wurf«, den kompletten Austausch aller Zähler gegen »intelligente« Smart Meter. Zweieinhalb Jahre dauerte es, bis der finnische Service Provider Eltel Networks 380.000 Smart Meter der Firma Echelon installiert hatte. Durchschnittlich je 43 Smart Meter senden ihre Daten an einen Datenkonzentrator, von denen insgesamt 8.716 die Daten an das zentrale Data Center bei SEAS-NVE übermitteln. Mit einer Fehlerrate zwischen 0,3 und 0,1 Prozent kann die über Powerline Communication (PLC) stattfindende Kommunikation mit den Smart Metern als sehr stabil bezeichnet werden. In der Zentrale von SEAS-NVE übernimmt die Echelon Networked Energy Services (NES) System Software die Daten der Smart Meter und von Netzzustandssensoren und liefert sie inhouse an die weiterverarbeitende Software aus.

Von Beginn an war klar, dass SEAS-NVE die Smart Meter nicht nur zu Abrechnungszwecken nutzen würde, sondern auch zur Netzüberwachung, Spannungsqualitätsmessung usw. Die Smart Meter verfügen über Funktionen wie Lastprofilerstellung, Messung der Stromqualität, Fernlastprofilauslese, Fernabschaltung und Stromdurchsatzbegrenzung. Zeit und Kosten des Unternehmens zur Netzüberwachung und -stabilisierung sowie Fehlerdiagnose und -behebung im Feld konnten erheblich reduziert werden.

Eine wichtige Rolle spielten die Echelon-Smart-Meter bei der Gewährleistung der Netzqualität, als sich 2012 die Anzahl der in das Netz zu integrierenden Solaranlagen verzehnfachte. Bei der Integration von ca. 3.500 Solaranlagen sparte SEAS-NVE nach eigenen Schätzungen 1 Million Dollar, weil die Smart Meter per Fernprogrammierung einfach auf die Anforderungen der neuen »Prosumer« angepasst werden konnten. Diese können jetzt z.B. an ihren Smart Metern die Menge des solar erzeugten Stromes selbst ablesen. Über die NES System Software überwacht das EVU die Netzqualität und kann schon im Ansatz erkennen, ob die Solarstrom-Einspeisung in Netzabschnitten zu Problemen führt. Bislang war es nicht nötig, die Solarstromeinspeisung zwangsweise zu begrenzen.

Protokolle ermöglichen schnelle Lösung von Netzproblemen

Die Identifizierung und Lokalisierung von Netzproblemen hat sich stark vereinfacht und verursacht erheblich weniger Kosten als vor dem Smart Meter Rollout. Anstatt auf Kundenbeschwerden zu warten und einen Techniker vor Ort zu schicken, der durch manuelle Messungen ein Problem identifizieren muss, reicht der Rückgriff auf die Spannungs- und Ereignisprotokolle, die die NES System Software anlegt und mit der etwa Spannungsverluste oder Fehlfunktionen und Ausfälle von Metern jederzeit nachvollziehbar sind. Die Ursachen von Stromausfällen, ob auf Versorger- oder Verbraucherseite, sind leichter für SEAS-NVE zu identifizieren. Die Wartungskosten wurden gegenüber dem vorher genutzten System deutlich reduziert, wie Bo Danielsen, Leiter der Abteilung Smart Metering/Smart Grid bei SEAS-NVE erklärt: »Wir sind in der Lage, das Verbrauchsmuster des Kunden zu überprüfen, ob er seine Lastgrenze überschreitet, bis zum Ausfall einer Sicherung, und wir bitten ihn, das Problem zu untersuchen. Wenn die Elektriker den Kunden heute die Rechnung schicken, spart uns das etwas über 9 Millionen Dänische Kronen pro Jahr (ca. 1,5 Millionen Dollar).«

Die vom EVU erhobenen Stromverbrauchs- oder auch Stromproduktionsdaten stellt es seinen Kunden in einem Webportal bereit, in dem sie ihre Verbrauchssituation kontrollieren können. Durch den mit der stündlichen Verbrauchsdatenerhebung »gefühlten« Echtzeit-Zugriff der Kunden auf ihre Verbrauchssituation gelingt es SEAS-NVE auch besser, die Kunden mit Marketing und Wettbewerben zu motivieren. In einem Stromsparwettbewerb mit 40.000 Teilnehmern konnten diese im Mittel 17 Prozent Energie einsparen.




  1. SEAS-NVE: Erfolgreicher Smart Meter Rollout
  2. Herausforderung Datenflut

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