Inside Job

Smart Meter-Hacker stehlen 10 Prozent von Maltas Strom

25. Februar 2014, 11:19 Uhr | Hagen Lang
Die maltesische Hauptstadt Valetta ist Schauplatz des weltweit ersten Strombetrugsskandals mit Smart Metern.
© Maximilian Bühn

Kriminelle haben etwa 1.000 Smart Meter auf der Insel Malta manipuliert und alleine 2012 Strom im Wert von 30 Millionen Euro »abgezweigt«. Verantwortlich für den Diebstahl war offenbar eine Gruppe korrupter Angestellter beim Energieversorger Enemalta.

Ein Smart Meter Skandal erschüttert derzeit die Mittelmeerinsel Malta. Offenbar hat eine Gruppe von Technikern des staatlichen Energieversorgers Enemalta etwa 1.000 Smart Meter manipuliert, sodass diese bei großen Stromverbrauchern bis zu 75 Prozent weniger Verbrauch erfassten. Wie der Malta Independent schreibt, machte der Betrug allein 2012 10 Prozent des gesamten maltesischen Stromverbrauchs aus, der Schaden betrug 2012 30 Millionen Euro. Insgesamt neun Mitarbeiter des Energieversorgers Enemalta wurden bislang verhaftet, von denen einer bereits zu einer Haftstrafe von 2 Jahren verurteilt wurde.

Malta unternahm vor fünf Jahren einen ambitionierten Schritt zum Austausch aller Ferraris-Zähler und investierte 70 Millionen Euro, um die Insel flächendeckend mit 250.000 Smart Metern auszustatten. Statt der erwarteten Ersparnis sieht sich der nationale Energieversorger Enemalta nun mit einem Schaden in Höhe eines mittleren zweistelligen Millionenbetrages konfrontiert, dessen abschließende Höhe noch nicht bezifferbar ist.

Gegenseitig beschuldigen sich die amtierende Labour-Partei und die oppositionelle Nationalistische Partei der Korruption und Vetternwirtschaft, Vorwürfe, die wohl in beide Richtungen nicht unberechtigt sind. So intervenierte die regierende Labour-Partei in die derzeit laufenden polizeilichen Ermittlungen und »amnestierte« kurzerhand etwa 1.000 Individuen, die von den korrupten Mitarbeitern der Enemalta manipulierte Smart Meter für Preise ab 1.200 Euro aufwärts erwarben und damit ihre Stromverbräuche um bis zu 75 Prozent »reduzierten«. Bei den »Individuen« handelt es sich größtenteils um Verantwortliche von Firmen mit großem Stromverbrauch. Die seit vergangenen März amtierende Labour Partei kontert die Vorwürfe damit, dass der Skandal unter der oppositionellen Nationalistischen Partei entstanden und von Labour beendet worden sei.

Über den Typ des manipulierten Smart Meters und die Dauer des Betruges ist bislang noch nichts bekannt. Da die Manipulation einige Zeit unerkannt blieb, zeichnet sich ab, dass die Betrüger den Stromverbrauch unwissender Enemalta-Kunden über manipulierte Smart Meter nach oben manipulierten, um den Gesamtverbrauch auf Bezirksebene stabil zu halten und keinen Verdacht aufkommen zu lassen. Energieversorger Enemalta ist ein beliebter »Parkplatz« für Günstlinge der maltesischen Parteien, weshalb der Skandal neben dem maltesischen Steuerzahler die politische Klasse Maltas insgesamt beschädigen könnte.

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