BEMD warnt

Smart Metering in der Sackgasse?

27. November 2015, 10:35 Uhr | Heinz Arnold

Deutschland ist beim Smart Metering im europäischen Vergleich laut BEMD schlecht aufgestellt. Hierzulande seien und blieben intelligente Stromzähler demnach ein Zuschussgeschäft. Deshalb stellt der BEMD zwei Forderungen.

Installation und Betrieb von Intelligenten Messsystemen seien nirgendwo in Europa so teuer wie in Deutschland. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Analyse des Bundesverbandes der Energiemarktdienstleister (BEMD).

In der Verbreitung von Smart Metering hinkt Deutschland im europäischen Vergleich hinterher. In seinen Prognosen geht das BMWi davon aus, dass bis 2020 lediglich 23 Prozent aller deutschen Stromzähler durch ein intelligentes Messsystem ersetzt oder ergänzt werden. Die Erfahrungen in anderen europäischen Ländern zeigen, dass Smart Metering erfolgreich umgesetzt werden kann. In den Niederlanden, Österreich, Schweden und England rechnet man bis spätestens 2020 mit einer hundertprozentigen Verbreitung, Italien ist bereits zu fast 100 Prozent abgedeckt.

Dort, wo Smart Metering im großen Stil eingeführt wurde, wird auch der wirtschaftliche Nutzen deutlich. So liegt in den genannten Ländern der Kostenvorteil pro Zählerstation zwischen 35 und 216 Euro. Für die deutsche Volkswirtschaft dagegen ist das Smart Metering bislang mit deutlichen Mehrkosten verbunden. Man prognostiziert eine Negativinvestition von 53 Euro pro Zählpunkt. Dies summiert sich laut Prognose bis 2020 deutschlandweit auf ein Gesamtdefizit von 600 Millionen Euro. Im Gegensatz dazu spart beispielweise die englische Volkswirtschaft – wenn man die prognostizierte Gesamtinvestition zugrunde legt – bis 2020 fast 7 Milliarden Euro ein. Italien erreicht Kostenvorteile von 3 Milliarden Euro. In allen anderen Ländern, die in der Studie untersucht wurden, liegt das Investitionsplus im dreistelligen Millionenbereich.

Deutschland steht in der Umsetzung der entsprechenden EU-Richtlinie auf einem der hinteren Plätze. Sollte sich die Umsetzung weiter verzögern, droht ein Verfahren seitens der EU-Kommission. Das wäre für die »Führungsmacht« der Energiewende ein peinlicher Umstand. Bereits im sogenannten Meseberg-Papier von 2007 ist die flächendeckende Installation von intelligenten Zählern ein Kernelement des damaligen »Integrierten Energie- und Klimaprogrammes der Bundesregierung«. Der BEMD weist auf ein weiteres Versäumnis hin – die komplexe Systemarchitektur zur Umsetzung der Datenschutzauflagen verteuert die Systeme unnötig.

 


  1. Smart Metering in der Sackgasse?
  2. Die Forderungen des BEMD

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