Bestandsaufnahme

Smart Metering: Was machen die europäischen Nachbarn?

14. Oktober 2014, 12:46 Uhr | Hagen Lang
Europa eilt Deutschland beim Smart Meter Rollout davon (Stand Sommer 2014).
© EU-Kommission, Generaldirektion für Energie

Die EU hat im Sommer Reports über den Stand der Smart Meter Rollouts in Europa veröffentlicht. Zwischenfazit: Deutschland ist Schlusslicht.

Irgendwie hat man in Berlin keine Eile, die fehlenden legislativen Bausteine für den Smart Meter Rollout in Deutschland bereitzustellen. Ein Blick in die europäischen Nachbarländer zeigt, dass Deutschland bei Smart Metering die rote Laterne hält. Im Ausland gibt man dem Thema Priorität. Den bislang umfassendsten Gesamtüberblick zu den Smart Meter-Rollouts in der EU gab es im Sommer in Brüssel auf der Europäischen »Konferenz über den Einsatz von Smart Metern in der EU«.

Die Teilnahme von Generaldirektor Dominique Ristori von der Energie-Generaldirektion der EU-Kommission sowie Direktor Klaus-Dieter Borchardt aus gleichen Hause und weiteren hochkarätigen EU-Vertretern unterstrich die Bedeutung des Themas. Aufschlussreich auch, dass »Nicht-Deutsche«, Verwaltungsexperten aus Finnland, Holland, Großbritannien und Belgien sowie Industrievertreter von Schneider Electric, der European Smart Metering Industry Group und weiteren Industriegruppen die Agenda setzten. Die deutsche Fahne hielt David Nestle hoch, der neben seinem Fraunhofer-Hut auch noch den eines OGEMA- und STARGRID-Vertreters trug.

 

Kosten-Nutzen-Einschätzungen von Smart Metern
Der Rollout von Smart Metern korreliert mit der jeweiligen Einschätzung des Kosten-Nutzen-Verhältnisses pro Messpunkt.
© EU-Kommission, Generaldirektion für Energie

Klaus Borchardts Zeitvergleich der nationalen Smart Metering-Strategien ist schnell referiert. Deutschland ist bei den 16 großen Rollouts intelligenter Stromzähler in der EU nicht vertreten. Schweden und Italien haben ihren Rollout bereits abgeschlossen, Finnland und Malta sind im Begriff, dies zu tun. In Spanien, Österreich, Polen, Großbritannien, Estland und Rumänien ist der Rollout im vollen Gange, Griechenland, Frankreich, die Niederlande und Dänemark haben in diesem Jahr konkrete Maßnahmen eingeleitet. Luxemburg und Irland beginnen im nächsten und übernächsten Jahr mit dem Rollout. Unter den geschätzt 72 Prozent aller EU-Energieverbraucher, die 2020 Smart Meter einsetzen werden, sollten sich nicht allzu viele Deutsche befinden. Deutschland wird (zunächst) kein Schwerpunkt der 35 Milliarden Euro Investitionen sein, die für 195 Millionen intelligente Messgeräte in Europa erwartet werden. Es befindet sich auch nicht unter den sieben Mitgliedsstaaten, die bis 2020 einen Rollout intelligenter Gaszähler planen (Investitionsvolumen: 10 Milliarden Euro/ 45 Millionen Messpunkte).

Interessant ist Borchardts Übersicht über die erwarteten Messpunkt-Kosten und -Benefits in den jeweiligen EU-Ländern sowie deren Entscheidung für oder gegen einen Rollout. Tendenziell haben die Länder einem Rollout den Vorzug gegeben, die pro Messpunkt vergleichsweise geringe Kosten und hohe Benefits annehmen. Ob es sich dabei um realistische Einschätzungen handelt, wird die Zukunft zeigen. Deutschland ist eindeutig Nachzügler. Seine Hersteller können vielleicht vom »zweiten Frühling« des Smart Metering profitieren, wenn in den Vorreiter-Staaten gemachte Erfahrungen dort den Aufbau einer »Hochsicherheits«-Infrastruktur nach deutschem Vorbild nahelegen. Bis dahin heißt es auf die Verabschiedung der deutschen Verordnungen hoffen.


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