Forschung

Die heutige E-Mobility ist unschädlich für Herzschrittmacher

13. Juni 2018, 12:57 Uhr | Hagen Lang
Dr. Carsten Lennerz ist Wissenschaftler am Deutschen Herzzentrum München des Freistaates Bayern, Klinik an der Technischen Universität München
© privat

Für Herzschrittmacher und Herzgeräte geht von den elektromagnetischen Feldern heutiger Elektromobile keine Gefahr aus. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung e.V. an der TU München. Eine generelle Entwarnung geben die Forscher aber nicht.

»Wir wollten eine sichere Datengrundlage für Menschen mit Herzschrittmachern und Defibrillatoren schaffen, vor allem um unnötige Restriktionen zu vermeiden«, so Dr. Carsten Lennerz, Forscher am DeutschenZentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) am Deutschen Herzzentrum München, Klinik der TU München. Elektroautos werden zunehmend für den öffentlichen und privaten Transport eingesetzt.

Deshalb hat Dr. Lennerz mit Patienten überprüft, welche Auswirkungen die elektromagnetischen Felder eines Elektroautos auf die implantierten elektrischen Herzgeräte der Probanden, auch »CIEDs« genannt (Cardiac Implantable Electronic Devices) haben.

Befürchtete Komplikationen sind etwa, dass die CIEDs durch das elektromagnetische Feld Signale wahrnehmen, die nichts mit dem Herzschlag zu tun haben und daraufhin falsch reagieren. Zum Beispiel könnte ein Herzschrittmacher Signale empfangen, die einen Herzschlag vortäuschen, woraufhin das Gerät fälschlicherweise aussetzen würde. Das Herz des Patienten wird dann nicht mehr ausreichend bei seiner Pumparbeit unterstützt.

Defibrillatoren könnten auch fälschlicherweise Schocktherapien abgeben, falls das elektromagnetische Feld als Kammer-Rhythmusstörung fehlinterpretiert würde. Außerdem wird diskutiert, dass elektromagnetische Felder die implantierten elektrischen Herzgeräte umprogrammieren könnten.

Die Studie mit 108 Trägern von Herzschrittmachern oder Defibrillatoren gab DZHK-Wissenschaftler Lennerz und seinen Kollegen jedoch keinen Hinweis darauf, dass die Funktion der implantierten Geräte durch Elektroautos gestört wird. Dabei haben sie Elektroautos von vier unterschiedlichen Herstellen mit großem Marktanteil untersucht.

Die Patienten fuhren bei der Studie mit Elektroautos auf einem Rollprüfstand der TU München, wobei die Motoren die maximal Leistung erbrachten. Währenddessen wurde das EKG der Patienten aufgezeichnet, um  durch elektromagnetische Interferenzen ausgelösten Unregelmäßigkeiten bei Schrittmachern und Defibrillatoren zu geristrieren.

Parallel wurde die Stärke der von den PKW ausgehenden elektromagnetischen Feldern überwacht, die derjenigen im Straßenbetrieb entsprach. Die stärksten Felder entstanden bei Aufladevorgängen: »Die Autos sind innen so ausgestattet, dass die Insassen gut abgeschirmt sind. Deshalb ist das Aufladen der kritischere Moment«, erläutert Lennerz. Aber auch dann traten keine Wechselwirkungen mit den CIEDs auf.

»Obwohl unsere Untersuchungen zeigen, dass Fehlfunktionen sehr unwahrscheinlich sind, kann man keine dauerhafte Entwarnung geben«, sagt Lennerz. Denn die Elektroautos und die (Schnell-)Ladetechnik entwickeln sich immer weiter, sodass dann neue Untersuchungen nötig wären. Aber mit den derzeitigen Modellen können laut dem Münchener Wissenschaftler auch Patienten mit Herzschrittmachern und Defibrillatoren Elektroautos ohne Angst benutzen.

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