Klimafreundlicher Straßengüterverkehr

E-Lkw mit vollintegrierter Photovoltaik nimmt Fahrt auf

25. Oktober 2021, 12:17 Uhr | Kathrin Veigel
Die in den Kofferaufbau des Elekto-Lkw integrierten Solarmodule nutzen das gesamte Dach vollständig aus.
© Fraunhofer ISE

Ab sofort fährt auf Deutschlands Straßen ein 18-Tonnen-Lkw, der mit einer 3,5-Kilowatt-Peak-Photovoltaikanlage ausgestattet ist. Der direkt am Fahrzeug produzierte Solarstrom kann fünf bis zehn Prozent des LKW-Energiebedarfs decken.

Im Projekt »Lade-PV« hat das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) gemeinsam mit Industriepartnern und dem Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme (IVI) Solarmodule und Leistungselektronik für die Integration in Nutzfahrzeuge entwickelt. Ein Nutzfahrzeug mit integriertem Hochvolt-Photovoltaik-System und Einspeisung in die 800-V-Traktionsbatterie ist nun für den Straßenverkehr zugelassen worden.

»Durch die erfolgreiche Inbetriebnahme unseres Hochvolt-Photovoltaik-Systems haben wir unser Ziel erreicht, die Machbarkeit von Fahrzeugintegrierter Photovoltaik für schwere E-Nutzfahrzeuge zu demonstrieren. Die in den LKW integrierten Komponenten funktionieren wie erwartet«, erklärt Christoph Kutter, Projektverantwortlicher am Fraunhofer ISE.

Die vom Fraunhofer ISE entwickelten, besonders leichten und robusten PV-Modul-Prototypen hat das Unternehmen Sunset Energietechnik gebaut. TBV Kühlfahrzeuge integrierte die Module dann in den Kofferaufbau eines Framo-Elektro-LKW, der als erstes Demonstrator-Fahrzeug dient.

Sicheres Strommanagement dank Trennungsvorrichtung

Damit die Stromerträge hoch aber Material- und Verkabelungsaufwand niedrig sind, sind die Solarmodule im Dach in Serie verschaltet. Die dadurch entstehenden Spannungen von bis zu 400 V könnten bei einem Unfall ein Sicherheitsrisiko darstellen.

Um dieses Risiko zu unterbinden, hat das Fraunhofer ISE eine Trennungsvorrichtung entwickelt. Sie sitzt in der Anschlussdose jedes PV-Moduls und ist in der Lage, die Stromverbindung im Falle eines Unfalls innerhalb von Millisekunden dezentral und ohne zusätzliche Kommunikationskanäle zu trennen. Im gesamten System liegen dann nur noch ungefährliche Kleinschutzspannungen vor.

Genau wie die PV-Module wurde auch die Leistungselektronik an die Anforderungen des Nutzfahrzeugs angepasst. Projektpartner M&P Motion Control and Power Electronics entwickelte einen Gleichstromsteller, der via CAN-Bus mit der Fahrzeugsteuerung kommuniziert und im Sicherheitskonzept des Fahrzeugs eingebunden ist. Der Photovoltaikstrom vom Dach wird direkt in das Bordnetz des Nutzfahrzeugs eingespeist.

Test unter Realbedingungen

Der Lkw mit Photovoltaiksystem ist für das Unternehmen Alexander Bürkle täglich im Freiburger Umland im Einsatz und wird nun für ein Jahr regelmäßig geprüft, um die Stromertragsprognose zu validieren und die Komponenten unter Realbedingungen zu überwachen.

Außerdem an Bord des Demo-Lkw ist das Energieprognosemodell »IVImon« des Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme IVI. Dieses prognostiziert abhängig vom Verbrauch im Fahrzeug und der Sonneneinstrahlung für verschiedene Routen die Reichweite, Ladezeiten und Stromerzeugung.


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