Preisträger

Elektro-Leichtbaufahrzeug trägt dreifaches Eigengewicht

9. September 2014, 14:37 Uhr | Hagen Lang
© Fraunhofer IWU

Auf der Internationalen-Automobil-Ausstellung (IAA) stellt das Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU das Leichtbaufahrzeug »KULAN« vor.

Das für den landwirtschaftlichen Einsatz gedachte Elektromobil wurde Preisträger im Wettbewerb »Deutschland Land der Ideen 2014/15« mit dem Thema »Innovation im ländlichen Raum«. Zur von der Initiative POLY-LAB.Net unter Koordination des Fraunhofer IWU entwickelten Technologiedemonstration erklärt Marcus Knobloch, Netzwerkmanager von POLY-LAB.NET und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer IWU: »In der Entwicklung neuer Leichtbaumaterialien in Verbindung mit emissionsneutralen Elektrotechnologien für Antriebe sehen wir ein großes, bisher weitestgehend ungenutztes Potenzial für die Hersteller landwirtschaftlicher Nutzfahrzeuge«.

Extreme Leichtbauweise resultiert in einem Gewicht von nur 300 kg. So besteht die Ladefläche etwa aus einer Sandwichstruktur mit einem am Fraunhofer IWU entwickelten Aluminiumschaumkern und Decklagen aus glasfaserverstärktem Polyurethan. Der Werkstoff ist besonders leicht, biegesteif, belastbar und feuerfest. Derzeit werden am Fraunhofer IWU gemeinsam mit dem Netzwerkmitglied Pestel PUR-Kunststofftechnik GmbH neue Fertigungstechniken entwickelt, um die Materialkombination in die Serienentwicklung zu überführen. Der Sitz entstand gemeinsam mit der Firma Lakowa und besteht aus einem sehr leichten, durch Thermoformen tiefgezogenen, Sandwichmaterial aus Kunststoff-Schaum und ABS-Decklagen. Die Lagermulde als Aufsatz wurde aus recyclingfähigem Altpapier gemeinsam mit den Firmen Kunz Engineering und Fasergusswerk Polenz hergestellt. Das Unternehmen fertigt aus Altpapier mittels Faserguss sehr leichte und belastbare Bauteile. Der Vorteil: Die Mulde ist komplett verrottbar, denkbar wäre ein Einsatz als Behälter für Grünabfälle.

Neben der Karosserie wurde auch an einzelnen technischen Komponenten Gewichtseinsparungen umgesetzt. So sind im KULAN keine konventionellen Schweinwerfer und Blinker verbaut, die vergleichsweise schwer, teuer und technisch anfälliger sind, sondern leichte und zuverlässige Kunststoff-Blöcke, die mit Dioden verschiedener Farben versehen werden. Die Bauteile entwickelt der auf Lichtwerbung spezialisierte Netzwerkpartner VGS Marketing GmbH. Einen weiteren Gewichtsvorteil brachte die Verwendung einer hydraulischen Lenkung. Diese wurde aus dem Bootsbau adaptiert und bewirkt durch den Wegfall des schweren Lenkgestänges eine Masseeinsparung von mehreren Kilogramm. Das geringe Gewicht erhöht zudem die Reichweite des Elektromotors.

Die Firma Auto Böttcher, seit 15 Jahren spezialisiert auf E-Mobilität, hat eigens für den KULAN ein patentiertes »intelligentes« Batterie-Management-System entwickelt, das die Versorgung des Elektromotors auf ein Optimum zwischen Leistung und Verbrauch reguliert. Der Akku reicht vollgeladen für bis zu sechs Stunden bzw. bis zu 300 km, je nach Traglast, Streckenprofil und Temperatur. »Wir wollen die vielen Innovationen, die im Fahrzeug verbaut sind, jetzt so schnell wie möglich in die Praxis bringen. Dazu suchen wir in erster Linie noch Partner aus dem Nutzfahrzeugbereich«, ergänzt Marcus Knobloch.

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