»1 Million Elektroautos in Deutschland? Gegenüber Asien ist das gar nichts.«

Elektromobilität: Die deutsche Industrie gehört zu den Gewinnern

14. September 2010, 12:52 Uhr | Heinz Arnold

Standardisierungen voranzutreiben, um die Kosten für Elektroautos auf ein wettbewerbsfähiges Niveau zu bringen, ist das Ziel des ZVEI. Es kommt laut Christoph Stoppok, Leiter Bereich Components, Mobility&Systems, ZVEI, darauf an, schnell zu handeln, denn auch andere Länder wenden viel Energie beim Thema Elektromobilität auf. Peter Gresch, Geschäftsführer von Brose und Vorsitzender der Automotive Product Group im ZVEI, sieht bei deutschen Firmen große Geschäftspotenziale – auch ohne Subventionen vom Staat.

Energie & Technik: Um den Elektrofahrzeugen und der E-Mobility zum Durchbruch zu verhelfen, müssen die Kosten sinken. Ausgerechnet was den größten Kostenfaktor, die Batterien, anbelangt, sind durchschlagende Kostenreduzierungen in absehbarer Zeit nicht zu erwarten. Sehen sie dennoch Möglichkeiten, um die Kosten so zu senken, dass Elektroautos wettbewerbsfähig werden?

Gresch: Um die Kosten in den Griff zu bekommen, sind Standards erforderlich – auf der Ebene der Systeme genauso wie auf der Ebene der Komponenten. Dazu haben wir Arbeitskreise ins Leben gerufen. Das betrifft Felder wie die Bordnetz-Infrastruktur, die Steckverbinder, die Leitungen und die Elektronik insgesamt.

Stoppok: Unsere Mitglieder decken ja zu 95 Prozent der Elektromobilität ab, von den Automobilherstellern über die Zulieferer, die Komponentenhersteller, seien es elektromechanische Komponenten  oder elektronische, bis zur Leistungselektronik und dem Smart Grid. Selbstverständlich darf der Sicherheitsaspekt nicht vernachlässigt werden, auch dafür gibt es Arbeitskreise.

Zu denen, die in der Elektromobilität mitspielen möchten, gehören aber auch die Stromversorger, Telekommunikationsunternehmen und IT-Unternehmen, um nur einige zu nennen. Es müssen also ganz unterschiedliche Branchen zusammen arbeiten. Was kann der ZVEI tun, um die Branchen zusammen zu führen?

Stoppok: E-Mobility ist – noch – keine eigene Branche. Deshalb wollen wir eine Plattform schaffen. Ein Beispiel dafür ist das Kompetenztreffen Elektromobilität, das am 23. Februar 2011 in Köln stattfindet. Hier bringen wir die Automobilhersteller, deren Zulieferer, die Hersteller von elektronischen Komponenten bis zu Gebäudeinstallateuren und Energieversorger zusammen. Die Elektromobilität bringt vielen Firmen, die bisher gar nichts mit der Automobilindustrie zu tun hatten, die Chance, ihr Wissen einzubringen. Das Know-how im Bereich der geregelten Antriebe beispielsweise, das die Firmen im Industriemarkt aufgebaut haben, lässt sich jetzt im Elektroauto anwenden. Das geht hin bis zu einer Zusammenarbeit mit der Bahn beispielsweise bei der Frage: Wie kann die Bahn die Reichweite von Elektrofahrzeugen ergänzen?

Die Bandbreite der Branchen, die zusammen arbeiten und sogar zu einheitlichen Standards finden müssen, ist also beträchtlich. Wahrscheinlich hat es in der Industriegeschichte bisher noch kein vergleichbares Projekt gegeben. Wie kann das sinnvoll gesteuert werden und wie kann man Standardisierungen vorantreiben, die die Firmen eigentlich aus Wettbewerbsgründen zumindest zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht wollen?

Gresch: Das stimmt, es wäre eine Zusammenarbeit in einem Umfang nötig, wie es sie bisher noch nicht gegeben hat. Wir gehen das Problem offensiv an, aber wir können natürlich nicht gegen die Interessen unserer Mitglieder handeln.

Stoppok: Standardisierungen jetzt zentral aufsetzen zu wollen, würde theoretisch zwar schnell zum Ziel führen, ich bin aber aus praktischen Gründen für einen dezentralen Ansatz. Er führt zu tragfähigeren, robusteren und effizienteren Ergebnissen. Und die Motivation der Mitspieler ist höher.

Gresch: Es kommt darauf an, in Bereichen, die nicht wettbewerbsrelevant sind, sehr schnell zu klaren Spezifikationen und Normen zu kommen. Würde das zu lange dauern, könnten wir das Ziel nicht erreichen, die Kosten in einen vernünftigen Rahmen zu halten.

Was tut der ZVEI also konkret?

Stoppok: Wir organisieren pro Jahr über Veranstaltungen mit mehreren 100 Teilnehmern zum Thema Elektromobilität. Diese Veranstaltungen führen zu konkreten Ergebnissen. Deshalb ist der Zulauf außerordentlich hoch, ich habe das noch bei keinem anderen Thema erlebt. Und wir bekommen sehr gute Kritiken zu den Veranstaltungen, die uns zeigen, dass die Beteiligten Nutzen daraus ziehen. Wenn sie das Gefühl hätten, ihre Zeit zu verschwenden, würden sie uns das auch sagen.

 

 

 

 

 


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