Elektroautos zur Netzstabilisierung

Hyundai testet V2X mit dem Ioniq 5

8. April 2022, 10:01 Uhr | Irina Hübner
Hyundai führt zwei V2X-Pilotprojekte mit modifizierten Ioniq 5 durch: eines mit dem Fokus auf V2H und eines mit dem Fokus auf V2G.
© Hyundai

Mit V2X-Technik können Elektroautos Strom ins öffentliche Netz zurückspeisen. Das stabilisiert das Stromnetz im Zeitalter regenerativer Energien. Hyundai testet V2X nun mithilfe modifizierter Ioniq 5 in mehreren Pilotprojekten.

Hyundai führt aktuell in Deutschland und in den Niederlanden zwei V2X-Pilotprojekte mit modifizierten Hyundai Ioniq 5 durch: jeweils eines mit dem Fokus auf V2H (Vehicle to Home) und V2G (Vehicle to Grid).

Das V2H-Pilotprojekt in Deutschland wird von Hyundai CRADLE (Centre for Robotic-Augmented Design in Living Experiences) Berlin durchgeführt. Dabei wird die Möglichkeit getestet, innerhalb eines geschlossenen Energiesystems den Strom mit dem Haus zu teilen.

V2G und die Hyundai-Plattform E-GMP.
V2G und die Hyundai-Plattform E-GMP.
© Hyundai

Mehrere modifizierte Hyundai Ioniq 5 sind dabei mit demselben bidirektionalen On-Board Charger ausgestattet, der bereits jetzt in den Serienmodellen des E-CUV zum Einsatz kommt. Darüber hinaus verfügen die Pilotfahrzeuge über eine spezifische Software, um die V2H-Technologie unter Alltagsbedingungen zu erproben.
Außerdem unterstützt Hyundai in Zusammenarbeit mit dem niederländischen Mobilitätsanbieter »We Drive Solar« die Stadt Utrecht dabei, die erste bidirektionale Stadt der Welt zu werden.

Im Rahmen des Projekts wird »We Drive Solar« zunächst eine Flotte von 25 Hyundai Ioniq 5 für eine Carsharing-Lösung bereitstellen, die Bewohnern jüngst entstandener Wohnsiedlungen angeboten wird. Im nächsten Schritt soll die von Hyundai in den modifizierten IONIQ 5 eingesetzte V2G-Technologie über die von »We Drive Solar« hierfür entwickelten öffentlichen Ladesäulen getestet werden.

Hyundai setzt auf V2G-fähige Fahrzeuge

Bereits heute erlaubt die von Hyundai entwickelte Electric Global Modular Platform (E-GMP) des Ioniq 5, externe elektrische Geräte aufzuladen und mit Strom zu versorgen. Hiermit lassen sich während der Fahrt oder im Stand beispielsweise E-Bikes, E-Scooter oder Notebooks mit bis zu 230 V Wechselstrom speisen. Diese Technologie wird Vehicle to Load (V2L) genannt und liefert eine Leistung von bis zu 3,6 kW. Diese reicht aus, um beispielsweise eine mittelgroße Klimaanlage oder einen 55-Zoll-Fernseher bis zu 24 Stunden lang zu betreiben.

V2L und V2G sind technisch verwandt, arbeiten jedoch mit unterschiedlichen Softwarelösungen. Für den Austausch der Energie mit dem Stromnetz im Rahmen von V2G muss zunächst ein Kommunikationsprotokoll zwischen dem BEV und dem Netz definiert werden. Hyundai plant, den für bidirektionales Laden geeigneten On-Board Charger, der auch in den Serienmodellen des Ioniq 5 verbaut ist, zu einem späteren Zeitpunkt auch für die V2G-Technologie nutzbar zu machen. Darüber hinaus will Hyundai demnächst ein neues Elektrofahrzeug vorstellen, das ab Werk über die V2G-Technologie verfügt.

 

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Vehicle to Grid: Der Porsche Taycan als Pufferspeicher fürs Stromnetz

 

Was genau ist V2X und V2G?

Die Vehicle-to-Everything-Technologie, kurz V2X, fasst eine Reihe technologischer Innovationen zusammen, die das Stromnetz stabilisieren und den Einsatz erneuerbarer Energiequellen unterstützen können – mithilfe des Stroms aus rein batterieelektrischen Fahrzeugen.

Ein Anwendungsbeispiel der Vehicle-to-Everything-Technologie (V2X) ist Vehicle to Grid (V2G). Diese Technologie ermöglicht es, Strom aus den Batterien von batterieelektrischen Fahrzeugen (BEV) in das öffentliche Stromnetz (englische Bezeichnung: grid) einzuspeisen. Durch diesen Einsatz von BEVs als Stromlieferanten profitiert die Energielandschaft, denn Besitzer eines E-Modells können aktiv zur Stabilisierung ihres lokalen Stromnetzes beitragen, was insbesondere bei einem immer höheren Anteil erneuerbarer Energiequellen am Energiemix entscheidend ist.

Anstatt Reservekraftwerke mit hohem Emissionsausstoß zu betreiben, kann das Stromnetz beispielweise nachts, bei Windstille oder zum Abfedern von Spitzenlasten auf den in den Hochvoltbatterien der E-Fahrzeuge gespeicherten Strom zurückgreifen. Idealerweise ist das grüner Strom, wenn dieser ursprünglich aus Sonnen- oder Windenergie stammt.

Mit V2G lässt sich der Energiebedarf besser steuern

Der über eine spezielle Ladesäule ins Netz zurückgegebene Strom steht dann lokalen Energieversorgungsunternehmen und im nächsten Schritt wiederum anderen Nutzern zur Verfügung. In Kombination mit einer flexiblen Stromtarifgestaltung können die Besitzer ihre BEVs zu vergleichsweise niedrigen Kosten in den Schwachlastzeiten aufladen, sodass das E-Fahrzeug wieder über genügend Batteriekapazität verfügt, sobald es benötigt wird. Die Netzbetreiber profitieren bei diesem System gleichzeitig von signifikant niedrigeren Betriebskosten beispielsweise durch den Wegfall von Zwischenspeichern.

Für V2G müssen Elektroautos mit der richtigen Hardware ausgestattet sein. Dazu gehört ein bidirektionales Ladegerät, das sowohl das Laden als auch das Entladen der Antriebsbatterie des Fahrzeugs ermöglicht. Für die adäquate Steuerung dieser Funktionen bedarf es außerdem einer angepassten Software.

Das Elektroauto versorgt das eigene Zuhause

Elektrofahrzeuge können darüber hinaus auch Haushalte und Gebäude mit Strom versorgen. In einem geschlossenen elektrischen Ökosystem, das unabhängig vom öffentlichen Stromnetz ist, versorgt ein BEV ein Haus mit Strom und senkt so nicht nur die Energiekosten des Haushalts, sondern reduziert auch die Nachfrage im lokalen Stromnetz.

Diese Nutzung des BEV-Stroms ist unter dem Begriff Vehicle to Home (V2H) zusammengefasst oder wird als Vehicle to Building (V2B) bezeichnet, wenn die in E-Fahrzeugen gespeicherte Energie zur Versorgung eines Gebäudes, beispielsweise eines Bürokomplexes, genutzt wird.


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