3. VDI-Fachkongress Elektromobilität 2011

Nicht nur reden, sondern etwas tun

17. März 2011, 9:15 Uhr | Iris Stroh

Auch wenn sich Christine Tissot, General Manager Electric Vehicle Business Development bei Renault, einigen bohrenden Fragen stellen musste, gab es auch ein ausgesprochenes Kompliment für das Unternehmen, das sinngemäß lautet: Renault-Nissan ist eines der wenigen Unternehmen, das beim Thema „Elektromobilität“ nicht nur heiße Luft generiert, sondern wirklich Taten folgen lässt.

Und das stimmt insofern, als dass Renault-Nissan eine komplette Modellpalette emissionsfreier Fahrzeugen einführen wird, die laut Tissot auch noch erschwinglich sind. Um soweit zu kommen, sind bislang über 4 Mrd. Euro in Fahrzeuge und Batterien investiert worden. Und die Einführung ist nicht für 2015 oder später geplant, die ersten zwei Modelle kommen bereits dieses Jahr. So sind für 2011 der Kangoo Rapid Z.E. und der Fluence Z.E. geplant. Diesen Autos liegt in beiden Fällen die bereits bekannte Plattform für die Variante mit Verbrennungsmotor zugrunde. Bei den für nächstes Jahr geplanten Twizy und ZOE sieht das ganz anders aus, denn diesen Autos basieren auf vollkommen neuen Fahrzeugkonzepten.

Der Kangoo Rapid Z.E. weist die gleichen Abmessungen wie der ursprüngliche Kangoo auf, die Batterie ist platzsparend unterflur eingebaut. Die Motorleistung ist mit 44 kW spezifiziert, das Drehmoment ist mit 226 Nm angegeben, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 130 km/h. Tissot: „Wir erreichen mit diesen Fahrzeugen heute eine Reichweite von 170 km.“ Eine Standardladung dauert zwischen 6 und 8 Stunden. Beim Fluence Z.E. wiederum konnte die Batterie nicht unterflur eingebaut werden, so dass sie hinter dem Hintersitz ist. Um dennoch einen vernünftigen Kofferraum zur Verfügung stellen zu können, hat Renault-Nissan das Auto etwas länger gemacht. Die Motroleistung liegt bei 70 kW, das Drehmoment bei 226 Nm, die Höchstgeschwindigkeit bei 135 km/h. Tissot: „Mit diesem Fahrzeug sind Reichweiten von 185 km möglich. Die Standardladung der Batterie dauert 6 bis 8 Stunden, eine Schnellladung ist derzeit nicht möglich. Dafür verfolgt Renault-Nissan mit diesem Auto auch den Ansatz mit Wechselbatterien. So ist mit der so genannten Quickdrop-Technologie ein Batteriewechsel innerhalb von nur 3 Minuten möglich.

Der vollkommen neue Renault Twizy Urban wiederum hat zwei hintereinander angeordnete Sitze, kommt auf eine Motorleistung von 15 kW, ein Drehmoment von 70 Nm und eine Höchstgeschwindigkeit von 75 km/h. Für den Twizy ist ein Führerschein Klasse B ausreichend. Die Reichweite beträgt 100 km. Tissot: „Dieses Fahrzeug kostet 6.999 Euro, hinzu kommen noch 45 Euro monatliche Leasing-Gebühr für die Batterie. Der Renault ZOE ist für Pendler gedacht. Er hat eine Reichweite von 160 km, eine Motorleistung von 60 kW (80 PS) und ist mit einem Onboard-Lader ausgestattet. Es ist eine Standard- und Schnellladung möglich (3 bis 43 kW AC). Auch in diesem Fall ist ein Batteriewechsel-System vorgesehen.

Tissot stellt selbst die Frage, was die Eile soll, warum heute schon Elektrofahrzeuge auf den Markt bringen, wenn es doch eigentlich meist heißt, dass hier noch einige technische Probleme speziell mit Blick auf die Batterietechnik gelöst werden muss. Aus der Sicht von Tissot sprechen mehrere Gründe für eine zügige Markteinführung von Elektrofahrzeugen. Zum einen natürlich aus ökologischen Gründen und  hier hilft auch kein Jammern, dass die Technologie noch nicht ausgereift genug ist. Die Automobilindustrie müsse sich der Herausforderung stellen und Lösungen finden. Tissot: „Der globale CO2-Ausstoß eines reinen Elektrofahrzeugs variiert. Er ist aber immer noch besser als der CO2-Ausstoß des besten Fahrzeugs mit thermischen Antrieb.“ Zum anderen seien die Elektrofahrzeuge heute schon alltagstauglich, Tissot nennt dies „Anwendbar“. Denn mit der von Renault-Nissan genutzten Batterietechnologie sei bereits heute eine Reichweite von 160/170 km möglich, was für die Mehrheit heutiger Fahrten durchaus ausreicht, es treten keine Memory-Effekte auf und die Haltbarkeit liegt über 10 Jahre.

Als dritten Grund führt Tissot an, dass sich Elektrofahrzeuge bereits heute rechnen, macht allerdings die klare Einschränkung: Unter bestimmten Bedingungen. So erklärt Tissot: „Unser Ziel ist es, Elektrofahrzeuge zu einem Preis anzubieten, der mit dem eines Diesels vergleichbar ist. Und das Ganze auch noch mit konkurrenzfähigen Betriebskosten ab 12.000 km/Jahr.“ Derzeit ist dieses Ziel so noch nicht erreichbar, dementsprechend hält Tissot staatlich finanzierte Kaufanreize für die Markteinführung in den ersten Jahren für wichtig. Allerdings macht sie auch klar, dass Renault-Nissan nicht ewig am Staatstropf hängen will. Ganz im Gegenteil, bereits heute steht das Ziel fest: 2014/2015 sollen die Volumen entsprechend so stark angestiegen sein, dass die Kosten für die Elektrofahrzeuge deutlich sinken und damit staatliche Anreize überflüssig werden.

Tissot merkt weiter an, dass bereits heute ein Fluence Z.E. in Frankreich für 21.300 Euro zu haben ist, wenn man die staatliche Förderung abzieht. „Ein vergleichbarer Skoda Octavia 1.6 TDI mit 77 kW kostet 21.390 Euro in Deutschland. Wobei klar ist, dass der Fluence Z.E. in Deutschland mehr kostet, denn hier fehlen die Subventionen. In beiden Fällen kommen allerdings noch die 79 Euro Leasing-Gebühr für die Batterie hinzu.

Anbieter zum Thema

zu Matchmaker+

Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu E-Mobility und Infrastruktur