Digitale Plattformen

Wegbereiter für die Mobilität von morgen

12. November 2022, 18:12 Uhr | Frank Zahn, Endava
Auf digitalen Plattformen werden Verkehrsdaten gesammelt, verknüpft und verarbeitet, um wichtige Erkenntnisse zu generieren und einen Mehrwert zu schaffen, etwa in Form verbesserter oder neuer Produkte und Services.
© j-mel/Adobe Stock

Wie soll die Mobilität der Zukunft aussehen? Auf diese Frage gibt es viele Antworten, von einem landesweit nahtlosen ÖPNV über autonome Fahrzeuge bis zu einer intelligenten Verkehrsführung – gerade in Städten. Möglich werden solche Szenarien durch den Einsatz digitaler Plattformen.

Durch die beschleunigte Digitalisierung gewinnt auch die Plattform-Ökonomie zunehmend an Bedeutung. Für Unternehmen ist der Vorteil eindeutig: Sie bieten auf einer Plattform, einer Art digitalem Marktplatz, eine Reihe von Produkten oder Services an – teilweise eigene, oft aber auch ausschließlich die anderer Unternehmen und Partner – und erhalten einen Anteil der Einnahmen.

Amazon ist sicherlich das Musterbeispiel für eine solche Plattform. Aber auch Lieferdienste, Immobilien- und Unterkunftsportale oder App-Stores sind Plattformen und bestechen durch Einfachheit und Convenience.

Vorteile einer allumfassenden Mobilitätsplattform

Auch im Bereich der Mobilität bietet sich die Entwicklung von Plattformen an, beispielsweise um den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) attraktiver zu gestalten. Denn im Hinblick auf die von der Regierung angestrebte Verkehrswende ist ein attraktiverer ÖPNV dringend notwendig. Hier sollten die Verkehrsverbünde auf dem Erfolg des 9-Euro-Tickets aufbauen, das sich natürlich aus finanziellen Gründen großer Beliebtheit erfreute, aber auch weil es die Nutzung von Bus und Bahn in ganz Deutschland enorm vereinfachte.

Eine gemeinsame ÖPNV-App wäre dabei ein Schritt in die richtige Richtung und nützt den Fahrgästen in zweierlei Hinsicht: Zum einen wäre es beim Ticketkauf kein Hindernis mehr, wenn Start und Ziel in Regionen liegen, die von unterschiedlichen Verbünden bedient werden. Zum anderen müssten Reisende keine zusätzliche App des örtlichen Verkehrsunternehmens mehr installieren, in der sie möglicherweise (Zahlungs-)Daten hinterlegen müssen. In einer solchen Plattform könnten auch noch weitere Daten zusammenlaufen. Dazu zählen beispielsweise Daten anderer öffentlich zugänglicher Verkehrsmittel, etwa von Leihfahrrädern, -rollern und -autos oder Taxis, sowie Daten zum Verkehrsaufkommen oder zum Anschluss an Fernverkehrsmittel wie Zug, Flugzeug oder Fernbus.

Mit einer solchen App könnte man aus seiner Haustür treten und sofort wissen, wie man sein Ziel am schnellsten und/oder bequemsten erreicht: Welche Verkehrsmittel befinden sich in der unmittelbaren Umgebung und wie weit reicht beispielsweise der Akku des E-Scooters noch? Lohnt es sich, beim aktuellen Verkehr mit dem Bus zu fahren oder sollte man 100 Meter weiter zur S-Bahn-Haltestelle gehen, um schneller zu sein? Ist der ICE pünktlich oder kann man sich auf dem Weg zum Bahnhof Zeit lassen? Es sollte darum gehen, ein nahtloses Angebot zu schaffen – auch beim Bezahlvorgang.

Echtzeitdaten sind der Schlüssel

Abseits der technologischen Umsetzung der Plattform müssen allerdings erst zwei wesentliche Voraussetzungen erfüllt werden, damit eine umfassende, deutschlandweite Mobilitätsapp Realität werden kann. Es braucht einerseits den Willen, um ein solches Unterfangen zu verwirklichen. An dieser Stelle sind Politik sowie die unterschiedlichen Verkehrsverbünde und -unternehmen gleichermaßen gefragt, die ein gemeinsames Ziel verfolgen müssen. Immerhin existiert mancherorts schon die Integration anderer Verkehrsmittel in ÖPNV-Apps – darauf gilt es aufzubauen.

Andererseits braucht es Echtzeitdaten, die in der Plattform gesammelt und verarbeitet werden können. Fahrpläne oder Standortdaten von Fahrzeugen aller Art existieren natürlich, aber wie sieht es mit Daten aus dem Straßenverkehr aus? Hier fehlen nahezu überall noch Kameras und Sensoren, um diese zu liefern. Entsprechend müssen die Verantwortlichen in den Städten und Gemeinden die Installation vorantreiben.

Manche Städte wie Wiesbaden oder Magdeburg sind hier allerdings schon einen Schritt weiter, wenn auch aus einem anderen Grund: Erstere hat intelligente Ampeln eingeführt, die anhand von Wärmebildkameras und Sensoren Verkehrs- und Umweltdaten erheben, während letztere Funkmodelle im Stadtgebiet installiert hat. Beide Projekte zielen darauf ab, den Verkehr automatisch zu lenken, um beispielsweise die Anzahl der Staus zu verringern und grüne Ampelphasen besser zu nutzen.

Die Daten laufen dabei in einer Plattform zusammen, die Erkenntnisse zum Verkehrsaufkommen und Schlussfolgerungen für eine bessere Infrastruktur liefert. Und auch hier lässt sich die Plattform in Zukunft weitergehender nutzen, als bislang angedacht, zum Beispiel um ein smartes Parkleitsystem einzuführen. Wer schon einmal in einer Stadt einen Parkplatz gesucht hat, weiß, wie mühsam dies oft ist. Mithilfe von Echtzeitdaten aus Kameras und Sensoren, aber auch aus Parkhäusern könnten Autofahrer künftig effizient zu einem freien Parkplatz gelotst werden. Und, um zur umfassenden Mobilitätsapp zurückzukommen, an dieser Stelle könnten dann mithilfe der App direkt Informationen zum ÖPNV und anderen Verkehrsmitteln bereitstehen, um das Endziel schnellstmöglich zu erreichen.

Fazit

Daten und Plattformen werden auch im Bereich Mobilität immer wichtiger. Dadurch kann das Verkehrsaufkommen insbesondere in den Städten reduziert und besser gelenkt werden, was die Umweltbelastung verringert und die Städte gleichzeitig für die Bewohner lebenswerter macht.

Damit dies Realität wird, braucht es aber von den Verantwortlichen in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft den Willen, das Budget und vielleicht auch die Fantasie, sich an solche Projekte zu trauen.

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Endava Frank Zahn
Frank Zahn, Endava
© Endava

Der Autor

Frank Zahn
ist Delivery Director bei dem britischen Softwareentwicklungsunternehmen Endava. Es bietet Beratung zur digitalen Transformation, agile Softwareentwicklungsdienste und verschiedene Automatisierungslösungen.


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