Mobility as a Service in der Stadt

»Wir liefern eine Blaupause für ein smartes Mobilitätssystem«

14. Februar 2022, 14:27 Uhr | Kathrin Veigel
Das Fraunhofer IESE hat gemeinsam mit Partnern eine B2B-Serviceplattform für Mobility as a Service entwickelt und diese beispielhaft in Aachen umgesetzt.
© iStock.com/chombosan/Fraunhofer IESE

Angebote für Carsharing, E-Scooter und Leihräder gibt es viele, oft sind sie sogar mit dem ÖPNV vernetzt. Für smarte Mobilität braucht es aber mehr. Was genau, hat Dr. Karina Villela vom Fraunhofer IESE gemeinsam mit anderen im Projekt Smart MaaS erforscht. SmarterWorld hat sie Näheres dazu erzählt.

Frau Dr. Villela, Sie sind Expertin für Requirements Engineering am Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering IESE und haben das Forschungsprojekt »Smart Mobility as a Service (Smart MaaS)« am Institut geleitet. Was verstehen Sie persönlich unter Mobility as a Service?

Dr. Karina Villela: Das, was der Begriff Mobilität heute umfasst, ist etwas gänzlich anderes als beispielsweise noch vor 50 Jahren. Inzwischen gibt es nicht nur eine Vielzahl höchst unterschiedlicher Mobilitätsanbieter, sondern auch die Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer sind sehr heterogen. Jemand, der beispielsweise in einer Großstadt wohnt, benötigt andere Verkehrsmittel als jemand aus einer eher dünnbesiedelten ländlichen Kommune. Mobility as a Service beschreibt für mich vor diesem Hintergrund ein Mobilitätsangebot, das in der Lage ist, jeder Person auf einfachste Art und Weise genau die Transportdienste zur Verfügung zu stellen, die gerade benötigt werden. Das heißt, das Thema Nutzerfreundlichkeit hat bei dieser Form der Mobilitätsgestaltung oberste Priorität, ebenso wie das Thema Nachhaltigkeit. Schließlich ist klar: Ein System, das Mobilität genau dann verfügbar macht, wenn sie benötigt wird, schont die Umwelt und verhindert den Ausstoß vermeidbarer CO2-Emissionen.

Bitte erklären Sie uns zunächst einmal, welche Idee hinter dem Projekt Smart Maas steckt.

In den vergangenen Jahren sind bundesweit eine Vielzahl an Projektideen für Mobility as a Service entstanden, die mitunter auch schon in der Praxis umgesetzt werden. Woran es jedoch noch fehlt, ist ein Verkehrsverbund-übergreifendes System. Stellen wir uns etwa eine Person X vor. Sie möchte gerne von ihrem Zuhause in einer Kleinstadt auf dem Land zunächst mit dem Bus zum Bahnhof, von dort mit dem Fernbus in die nächstgelegene Großstadt und dort mit dem E-Scooter weiter in die Innenstadt. Aus Nutzersicht wäre es ideal, könnte diese Reise gebündelt aufeinander abgestimmt und gebucht werden – etwa über eine zentrale Mobilitätsplattform. Und genau hier setzt das Forschungsprojekt Smart MaaS an: Um Mobilitätsangebote im Sinne eines sogenannten Digitalen Ökosystems zu bündeln, sollte im Rahmen des Projekts eine offene, modulare und dienstorientierte B2B-Plattform entwickelt werden, über die Mobilität als smarter Service angeboten wird.

Fraunhofer IESE Karina Barreto Villela
Dr. Karina Villela hat das Projekt Smart MaaS am Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering (IESE) geleitet.
© Fraunhofer IESE

Neben dem Fraunhofer IESE gab es noch weitere Partner, die an dem Forschungsprojekt beteiligt waren. Wer war das genau und welche Aufgaben haben diese Partner übernommen?

An dem Forschungsprojekt waren insgesamt fünf Verbundpartner beteiligt, also neben dem Fraunhofer IESE noch insgesamt vier weitere Partner. Das Spannende dabei ist, dass jeder dieser Projektbeteiligten über eine jeweils ganz eigene Expertise verfügt. So konnte sich die Fiware Foundation etwa mit ihrem sehr technischen Wissen hinsichtlich der Plattform einbringen, das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz ist Experte im Bereich Semantic Web, als ein auf Mobilität spezialisierter IT-Dienstleister war Better Mobility stark an der Gestaltung und Evaluation der IT-Lösungen beteiligt. Die Konsortialführung oblag Cleopa, einem Innovationsanbieter im Bereich Ressourceneffizienz und Energie.

Und wie sah die Unterstützung aus, die Ihr Institut zum Projekt beisteuerte?

Wir vom Fraunhofer IESE konnten in Smart MaaS insbesondere unsere Kompetenz zur Konzeption und Gestaltung Digitaler Ökosysteme einbringen. Dazu wenden wir eine umfassende Modellierungsmethodik an, die einerseits flexibel auf die Anforderungen und Rahmenbedingungen der Mobilitätsbranche eingeht, andererseits aber auch die verschiedenen Aspekte eines Ökosystems beachtet. Ganz grundsätzlich spielt für uns nämlich das Requirements Engineering eine extrem wichtige Rolle. Das heißt, wir fragen uns, was die Nutzerinnen und Nutzer genau möchten und wie in Abhängigkeit davon ein geeignetes Digitales Ökosystem aufgebaut sein müsste.


  1. »Wir liefern eine Blaupause für ein smartes Mobilitätssystem«
  2. Ziel des Projekts Smart MaaS
  3. Hürden in der Praxis

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