VDMA erweitert Verbandsplattform Photovoltaik-Produktionsmittel

»Die Kostendegression ist für uns Herausforderung und Chance«

21. Mai 2010, 8:12 Uhr | Karin Zühlke

Seit 30. März ist der Bereich Photovoltaik-Produktionsmittel ein eigener Verbandsteil im VDMA. Damit wollen die rund 100 Mitglieder ihre Interessen künftig besser bündeln und ihre Lobbyarbeit stärken. Das Hauptziel für den deutschen PV-Maschinenbau sieht Dr. Peter Fath, Vorstandsvorsitzender des neuen PV-Verbandes und Technologievorstand von centrotherm, darin, die Kosten der PV-Massenfertigung auf dem Weg zur Netzparität weiter zu senken.

Energie & Technik: Im VDMA organisiert sind die PV-Produktionsmittel im Fachverband Productronic schon seit 15 Jahren. Was war ausschlaggebend für diese Neugründung und warum erfolgte dieser Schritt jetzt?

Dr. Peter Fath: Wir haben 2007 ja bereits mit dem fachverbandsübergreifenden Forum eine eigene Photovoltaik-Marke im VDMA geschaffen. Als eigenständiger Verbandsteil haben wir eine bessere Ausgangssituation, wenn es darum geht, unsere Interessen zu vertreten. Der PV-Maschinenbau ist in der öffentlichen Wahrnehmung bei Weitem nicht so präsent, wie wir uns das wünschen. Als Organisation mit eigenem Vorstand können wir nach außen noch stärker klar machen, welchen Stellenwert die einzelnen Segmente des Maschinenbaus haben. Aber auch innerhalb des VDMA wurde die Stellung der Photovoltaik gestärkt.  Warum jetzt? Der Wettbewerb der asiatischen Maschinenbauer nimmt deutlich zu. Das bedeutet für uns, wir müssen künftig enger entlang der Prozesskette zusammenarbeiten, damit wir auch international in der »Pole Position« bleiben. Als eigenständiger VDMA-Verbandsteil hat unser Wort mehr Gewicht und ist richtungweisend für die Branche: So wollen wir beispielsweise gemeinsame Leitmessen festlegen und Standardisierungen vorantreiben. Wir haben konkrete Projekte definiert, wie wir den Photovoltaik-Zulieferbereich stärken wollen. Dazu gehört auch das Technologie-Roadmapping: Während sich bisherige Roadmaps vor allem mit der Entwicklung des Marktes und der Produktentwicklung beschäftigen, ist es insbesondere zur Kostensenkung wichtig, die Innovationen auf der Produktionsseite zu thematisieren. Wir fokussieren unsere Roadmap auf den Photovoltaik-Maschinenbau. Allein das ist schon eine Mammut-Aufgabe.

Der deutsche Maschinen- und Anlagenbau gilt als Technologie- und Innovationstreiber der PV-Fertigung und ist Weltmarktführer in diesem Sektor. Wodurch punkten die deutschen PV-Maschinenbauer im Vergleich zu asiatischen Wettbewerbern?

Dr. Peter Fath: Der Wettbewerb aus Asien bietet bei Weitem nicht die Qualität der Maschinen, wie sie die  deutschen Maschinenbauer bieten können. Wir haben auch technologisch die Nase deutlich vorne. Das liegt zum einen am fundierten Ingenieurswissen hierzulande, zum anderen haben wir frühzeitig unsere  Erfahrungen aus verwandten Branchen, etwa der Elektronik-, Flachdisplay- und Automobil-Produktion, in die Photovoltaik-Fertigung eingebracht. Hinzu kommt, dass wir die gesamte Wertschöpfungskette der PV-Fertigung abbilden: vom Silizium bis hin zur Modulfertigung. Wir Maschinenbauer arbeiten eng vernetzt sowohl mit unseren Zulieferern als auch in die andere Richtung mit den Herstellern zusammen. Solche weit reichenden Kooperationen gibt es in Asien noch nicht.

Reicht das wirklich aus, um den PV-Maschinenbau langfristig hier zu halten? Der deutsche Maschinenbau konnte ja auch nicht verhindern, dass das Fertigungs-Equipment für Displays und Halbleiter inzwischen überwiegend in Asien produziert wird.

Bei den Displays und den Halbleitern haben wir sehr gute Sondermaschinen gebaut. Die Kunden haben aber lieber schlüsselfertige Komplettanlagen, so genannte Turn-Key-Systeme, gekauft. Der PV-Maschinenbau in Deutschland hingegen konnte sehr früh auch solche komplette Linien anbieten und pflegt eine sehr enge Zusammenarbeit mit den Maschinenteileherstellern, von denen wir die Komponenten, z.B. Pumpen und Laser für unsere Anlagen beziehen. Der entscheidende Unterschied zum Display- und Halbleiter-Equipment besteht darin, dass die Maschinenbauer im PV-Bereich ein Gesamtkonzept haben. Das heißt, der Kunde kauft nicht bloß eine Maschine oder Anlage, sondern er bekommt auch das komplette Technologiepaket, wie der Fertigungsprozess optimal gestalten kann »mitgeliefert«. Das unterscheidet unseren Ansatz schon deutlich von dem asiatischer Maschinenanbieter. Dort geht es rein um Verkaufszahlen, den Prozess müssen Sie selber in den Griff bekommen.         

Asien ist Wettbewerber für den deutschen PV-Maschinenbau, aber gleichzeitig mit 50 Prozent Exportanteil auch der größte Abnehmer Ihrer Maschinen und Anlagen. Ist das nicht ein großes Spannungsfeld?   

In gewisser Weise schon. Zum einen profitieren wir als Weltmarktführer von allen Märkten und jeder Produktionsstätte - also natürlich auch davon, wenn in Asien viel produziert wird. Zum anderen werden unsere  Konkurrenten insbesondere  in Asien versuchen, ihren Heimvorteil auszunutzen. Wir müssen schon sehr genau aufpassen, wie wir agieren und mit unserem technischen Vorsprung dafür sorgen, dass selbst die »fast Follower« auch wirklich »Follower« bleiben und uns nicht eines Tages überholen. Deshalb ist es – wie ich eingangs schon gesagt habe - essenziell, dass wir unser Wissen als VDMA Photovoltaik bündeln und gemeinsam unsere Stärke demonstrieren.

 

 

 

 


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