»Living Lab«

Walldorf wird »Smart Energy«-Standort auf EEBus-Basis

9. Dezember 2015, 11:22 Uhr | Hagen Lang
© ams

40 Haushalte und Gewerbebetriebe werden im Projekt »Living Lab« in Walldorf so durch IT vernetzt, dass die dezentrale Energieerzeugung optimiert und Speicher- und Infrastrukturkosten effizient und gerecht verteilt werden. Auch neue Strompreismodelle werden durchgespielt.

Dezentrale Energieanlagen wie Wärmepumpen, Photovoltaikanlagen, Blockheizkraftwerke und Stromspeicher werden in Walldorf optimiert aufeinander abgestimmt betrieben. Die Pilotgebäude bilden eine Gemeinschaft von Stromproduzenten und Stromkonsumenten, deren Rolle dynamisch wechselt. Basierend auf selbstlernender Software steuert intelligentes Energiemanagement den Austausch von Strom innerhalb der Pilotcommunity und darüber hinaus.

So wird ein dezentrales Netzwerk entstehen, das regenerative Energien optimal einbindet und vorzugsweise vor Ort nutzbar macht. Unterstützend wird ein neuer Stromspeicher mit 100 kWh Kapazität (Lithium-Ionen-Technologie) in das Energiesystem einbezogen.

Das »Living Lab« setze die dezentrale Stromversorgung aus erneuerbaren Energien pilothaft um und helfe »der Politik bei der Ausgestaltung zukünftiger Rahmenbedingungen« so BEEGY Geschäftsführer Dr. Christian Feißt. Um »hohe Anteile erneuerbarer Energien kostengünstig und sicher zu integrieren« müsse die nur geringfügig erschlossene Flexibilität »mit dezentralen Koordinationsmechanismen optimal ausgeschöpft werden«, so FZI-Projektleiter Prof. Hartmut Schmeck. »Effiziente Algorithmen in einer hierarchischen Optimierungs- und Kommunikationsstruktur garantieren dabei Robustheit sowie Ressourcen- und Datensparsamkeit zugleich«, so Schmeck weiter.

Für Peter Kellendonk, Geschäftsführer der KEO GmbH, steht der Ausgleich von Schwankungen bei der Erzeugung erneuerbarer Energien im Vordergrund: »Eines der Ziele des Living Lab ist es daher, Software zur Steuerung und Optimierung von Virtuellen Kraftwerken und ihren Einzelkomponenten weiterzuentwickeln und das schon vorhandene smarte Potential nochmals zu steigern«, sagt Kellendonk.

»Dann können verstärkt in Zeiten von Stromüberschüssen, beispielsweise an einem windigen Sommertag mit hohen Erträgen aus Photovoltaik und Windkraft, die Strom- und Wärmespeicher in den Gebäuden gefüllt werden. Die interoperable und intelligente Vernetzung durch den EEBus ermöglicht es, die Potenziale aller relevanten Geräte in den Häusern einzusammeln und für das dezentrale Netzwerk zur Verfügung zu stellen«, so Kellendonk weiter.

Gleichzeitig »spielen« die Forscher mit neuen Strommarktregeln, wie KIT-Projektleiter Prof. Wolf Fichtner, erklärt: »Im Rahmen der Simulation werden im Pilotgebiet einige Regeln des Strommarkts, wie Netzgebühren, außer Kraft gesetzt und neue Ansätze zur Abrechnung und Marktregulation ausprobiert. Die Höhe von Strompreisen könnte sich künftig unter anderem an der maximal bezogenen Leistung eines Haushalts orientieren – entgegen der bestehenden Praxis, dass verbrauchte Strommengen abgerechnet werden. Ganz ähnlich wie es bei Telefon- oder Internet-Datentarifen schon längst üblich ist.«

Projektpartner sind BEEGY (Mannheim) und KEO (Köln) in Zusammenarbeit mit der Mannheimer MVV Energie, den Stadtwerken Walldorf, sowie dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und dem FZI Forschungszentrum Informatik. Das Umweltministerium Baden-Württemberg bewilligte den Projektstart zum 1.12.2015 und fördert das Projekt im Rahmen seines BWPLUS Programms mit rund einer Mio. Euro über drei Jahre.

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