Virtuelle Kraftwerke und Grüner Strom

»Wenn TeraJoule Energy sich durchgesetzt haben wird, ist der Markt liberalisiert«

22. Februar 2011, 11:01 Uhr | Heinz Arnold
Dr. Frank Baumgärtner, TeraJoule: »Wir decken die gesamte Wertschöpfungskette ab, vom Anlagenbau und Handel, über Lastmanagement bis zum Contracting und Consulting: Und das alles „Grün“! Darin sehen wir unsere Differenzierung im Markt.«
© Terajoule

Ein halbes Jahr nach der Gründung kann TeraJoule Energy bereits die gesamte Wertschöpfungskette rund um den grünen Strom anbieten. Die größte Herausforderung liegt laut CEO Dr. Frank Baumgärtner darin, die Liberalisierung im Energiemarkt tatsächlich durchzusetzen.

Energie & Technik: Bis wann will TeraJoule Energy die virtuellen Kraftwerke aufbauen und wie viel Energie werden sie liefern können?

Dr. Frank Baumgärtner: Interessant wird die Sache für uns bei Anlagen ab 400 kW. Bis Mitte dieses Jahres wollen wir im Bundesgebiet auf insgesamt 40 MW kommen, bis Ende des Jahres werden wir 120 MW erreicht haben.

Wie viel Notstromaggregate, die TeraJoule Energy zu virtuellen Kraftwerken zusammen schalten könnte, gibt es in Deutschland überhaupt  und wo befinden sie sich?

Notstromaggregate finden sich in zahlreichen Einrichtungen. Dazu zählen Krankenhäuser, Hotels, Wasser-und Klärwerke, IT-Firmen, Telekommunikationsunternehmen, die ebenfalls über große Server-Farmen verfügen, und Firmen, die Kühlhäuser betreiben. Insgesamt gibt es in Deutschland zwischen 4000 und 6000 Notstromaggregate in der relevanten Größenordnung, die insgesamt eine positive Minutenreserve von rund  4000 MW zur Verfügung stellen könnten. Das entspricht der Leistung von drei Kernkraftwerken die jedoch – im Gegensatz zu Notstromaggregaten – nicht kurzfristig hoch- oder runtergefahren werden können.

Wie wird aus einem existierenden Notstromaggregat ein Teil eines virtuellen Kraftwerks?

Dazu ist zunächst eine Steuerungseinheit erforderlich, die an das Notstromaggregat angeschlossen wird. Dadurch lässt sich das Notstromaggregat per Funk ein- und ausschalten. Diese Einheit baut die in Trier ansässige Kirsch GmbH für uns. Das Gerät kostet rund 5.000 Euro. Der technische Aufwand ist nicht allzu komplex und das Notstromaggregat wird in seiner Grundfunktion – der Lieferung von Notstrom – nicht beeinträchtigt, da die interne Anlagensteuerung stets Vorrang genießt

Lassen sich alle Notstromaggregate so einfach aufrüsten?

Es gibt ältere Typen aus den 60er und 70er Jahren, die den Strom nicht nach außen liefern können. Diese sind nicht netzparallelfähig. Wenn ein Unternehmen ein solches Aggregat besitzt, bieten wir an, es auszutauschen und können dieses dann im Contracting  auch betreiben.

Wie können die Aggregate dann als ein virtuelles Kraftwerk funktionieren?

Das Management und die aggregierte Einspeisung der Minutenreserve geschieht über eine Leitwarte, von der aus die Leistungsabrufe vorgenommen werden. Die Aktivierung der Anlagen erfolgt mit Hilfe einer Steuersoftware die am Transferzentrum Bingen entwickelt wurde. Konkret wird der Strom dann in die einzelnen Verteilnetze eingespeist. Hier stehen wir  regelmäßig in Verhandlungen mit den Stromversorgern. Diese gestalten sich teilweise als sehr schwierig, aufgrund der Interessenslage der Versorger. Doch es gibt gesetzliche Regelungen, die umgesetzt werden wollen – wir arbeiten an diesem Teil der Liberalisierung!

Die tägliche Angebotserstellung, das Bilanzkreismanagement sowie die Abrechnung mit dem Kunden und den Netzbetreibern übernimmt das TeraJoule Poolmanagement.

Mit den virtuellen Kraftwerk aus Notstromaggregaten kann TeraJoule Energy allerdings nur positive Minutenreserven anbieten. Künftig wird aber die negative Minutenreserve wichtiger und wirtschaftlich interessanter?

Das stimmt, negative Minutenreserven werden in Zukunft eine wesentlich größere Rolle spielen. Hierzu bieten wir einen Pool zur Vermarktung von negativer Minutenreserve an. Eine negative Minutenreserve können wir über die Vernetzung von BHKWs wie beispielsweise Biogas- und Grubengasanlagen anbieten.

Zurück zum virtuellen Kraftwerk: Technisch gibt es keine Probleme, um auf Basis der Notstromaggregate positive Minutenreserven anbieten zu können?

Die technischen Fragen hierzu sind geklärt. Wir können mit unseren Partnern ein durchgängiges, effizientes und sicheres System bieten.


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