Langsam wächst die Bereitschaft, auf Smart Meter umzurüsten

»Wir stehen erst am Anfang einer Bewegung«

27. September 2010, 9:22 Uhr | Nicole Wörner
© Yello

Noch vor wenigen Monaten wurde dem Markt für intelligente Stromzähler ein rasches Wachstum vorausgesagt. Doch Faktoren wie etwa die bislang noch fehlenden staatlichen Regularien haben zu einem eher verhaltenen Branchenstart geführt. Aber auch wenn der Markt nur langsam anläuft, blickt Uli Huener, Sprecher der Geschäftsführung des als einer der Pioniere im Smart-Metering-Segment geltenden Stromanbieters Yello, dennoch optimistisch in die Zukunft der neuen Energiespar-Technologie.

Markt&Technik: Smart Metering setzt sich in Deutschland nur recht zögerlich durch. Woran liegt das?

Uli Huener: Der Wettbewerb im Zählermarkt ist Ende 2008 eröffnet worden; es braucht natürlich Zeit, bis er in Schwung kommt - ähnlich wie wir es bereits vor zwölf Jahren nach der Liberalisierung des Strommarktes erlebt haben, als Yello den Markt als Anbieter der ersten Stunde aufgebrochen hat. Das liegt unter anderem auch an fehlenden regulatorischen Rahmenbedingungen, die erst nach und nach geschaffen werden. Und trotzdem können wir sagen, dass wir selber sehr positive Erfahrungen mit unserem intelligenten Stromzähler, dem »Yello Sparzähler online«, gesammelt haben, der bereits seit Ende 2008 für alle Kunden in Deutschland verfügbar ist.

Die Bundesnetzagentur hat kürzlich einen Empfehlungskatalog für Smart Metering veröffentlicht, allerdings immer noch keine Standards geschaffen. Wird der Markt erst dann durchstarten können, wenn es die gibt? Und welche Prozesse sollten überhaupt standardisiert werden?


Wir können aus unserer Perspektive sagen: Der Yello-Sparzähler ist seit Ende 2008 bundesweit auf dem Markt - und der Markt funktioniert. Allerdings gibt es noch regulatorische Rahmenbedingungen, die geschaffen werden müssen, damit der Wettbewerb angekurbelt wird; eine Standardisierung der Wechselprozesse zum Beispiel. Technische Standards für intelligente Zähler hingegen sind Gift. Eine Standardisierung hätte zur Folge, dass Anbieter ihre Produktideen nur in einem vorgegebenen Rahmen verwirklichen könnten. Hätte man damals beispielsweise den C64 als Standard für Computer festgelegt, würden wir wahrscheinlich noch heute auf dieser Basis arbeiten. Vom Wettbewerb hingegen profitiert der Kunde: Je mehr Angebote es gibt, desto individueller kann den Bedürfnissen des einzelnen Kunden Rechnung getragen werden.

Seit 1.1.2010 müssen alle Neubauten mit Smart Metern ausgerüstet werden. Gibt es bereits Erkenntnisse über die Akzeptanz seitens der Kunden? Ist ihnen die Bedeutung der Energieeffizienz überhaupt schon bewusst?

Ein Sparzähler wie der von Yello ist ein Wahl-Produkt, für das sich der Kunde bewusst entscheidet. Der Mehrwert liegt darin, dass der Kunde erstmals Transparenz über den eigenen Stromverbrauch bekommt - »Durchblick« ist ja genau das, was Stromkunden vom Sparzähler wollen. Wichtig ist natürlich, den Kunden umfassend über das Produkt zu informieren; denn Smart Meter ist noch lange nicht gleich Smart Meter. Yello leistet das. Wir möchten unseren Kunden Mehrwerte bieten und haben deshalb mit dem Sparzähler einen intelligenten Stromzähler entwickelt, der den Stromverbrauch für den Kunden innerhalb des eigenen Haushalts sekundengenau sichtbar macht. Durch diese Transparenz können Kunden ihr Effizienzpotenzial innerhalb ihres Haushaltes ganz einfach heben.

Aber ein intelligenter Stromzähler ist nur dann sinnvoll, wenn der Kunde auch wirklich Interesse hat, seinen eigenen Stromverbrauch zu optimieren und er entsprechend agiert - denn ein intelligenter Zähler alleine sorgt noch nicht für Energieeffizienz. Leider gibt es auf dem Zählermarkt aber noch zu wenige marktreife Angebote, die dem Kunden einen solchen unmittelbaren Mehrwert bieten - im bundesweiten Markt ist Yello unseres Wissens nach allein auf weiter Flur.

Wie schwierig ist es, neue Kunden für Smart Metering zu gewinnen und sie vom neuen Konzept zu überzeugen?

Wir haben da keine Berührungsängste festgestellt - im Gegenteil: Wer einmal gesehen hat, dass der Sparzähler tatsächlich sekundengenau anzeigt, wie viel Strom gerade verbraucht wird, ist schnell überzeugt; vorausgesetzt, der Kunde hat in seinem Haushalt entsprechendes Einsparpotenzial. Kunden bekommen mit dem Sparzähler jeden Monat eine exakte Stromrechnung, ähnlich wie beim Telefon - das heißt, es gibt keine Abschläge mehr. Und es gibt einen weiteren Vorteil für den Kunden: Am Abend und in der Nacht und teilweise auch am Wochenende bieten wir die so genannte Sparstromzeit für Sparzähler-Kunden an. In diesen Zeiten gibt es dann einige Cent Rabatt auf den Strompreis. Der Yello-Zähler ist technisch auch heute schon in der Lage, noch variablere Tarife abzubilden - allerdings können wir solche Tarife erst dann anbieten, wenn der regulatorische Rahmen hierfür geschaffen ist.

Ein immer wieder kritisch betrachteter Aspekt der konstanten Energieverbrauchsüberwachung ist die Datensicherheit. Wie begegnen Sie diesen Bedenken?

Der Mehrwert des Yello-Zählers liegt ja gerade darin, dass der Kunde erstmals in seinem Leben Transparenz über seinen eigenen Stromverbrauch bekommt. Die Verbrauchsdaten werden nach den Bestimmungen des Bundesdatenschutzgesetzes und der datenschutzrechtlichen Vorschriften behandelt. Niemand außer dem Kunden - auch nicht Yello - erhält Einblick oder Zugriff auf die Echtzeit-Verbrauchsdaten. Die sekundengenauen Daten verlassen die Wohnung oder das Haus des Kunden nicht - sie bleiben inhouse.
Die Datenübertragung erfolgt über ein im Sparzähler integriertes Kommunikationsmodul, das die Zählerdaten via Inhouse-Powerline an eine LanBox im Haus sendet. Von dort aus werden die Verbrauchswerte über einen Router sekundengenau an den Kunden-PC geschickt. Summarische Viertelstundenwerte werden über eine verschlüsselte Internetverbindung an Yello geschickt und dem Kunden dann über seinen persönlichen Online-Account zugänglich gemacht. Der Kunde kann so seine persönlichen Daten - auch etwa im Urlaub via Internet - jederzeit einsehen und erhält dadurch ein Wissen über seinen Stromverbrauch, das er vorher nicht hatte.

Mittels Smart Metering sollen Kunden zwischen 5 und 10 Prozent der Energie einsparen können. Hat sich dieser Wert bestätigt?

Wir können natürlich nur von unseren Erfahrungen mit dem »Yello Sparzähler online« ausgehen. Kunden, die den Sparzähler nutzen, können ihren Stromverbrauch im eigenen Haushalt sekundengenau sehen und durch diese Transparenz - je nach Haushaltsgröße und individuellen Gegebenheiten - bis zu 10 Prozent Strom sparen; in Einzelfällen sogar bis zu 30 Prozent.

Bis 2020 ist laut EU die Ausstattung von 80 Prozent der Haushalte mit intelligenten Zählern vorgesehen. Ist dieses Ziel realistisch?

Die genannten 80 Prozent der Haushalte beziehen sich nicht auf alle Haushalte in Deutschland, sondern nur auf die Zahl der Haushalte, die ein bestimmtes Einsparpotenzial haben. Welche Haushalte Effizienzpotenzial haben, soll in Form einer Potenzialanalyse bis Herbst 2012 ermittelt werden. Ob eine solche Analyse durchgeführt wird und ob damit der Richtwert von 80 Prozent zum Tragen kommt, hat Deutschland allerdings noch nicht entschieden - es ist aber wahrscheinlich. In diesem Fall sollen bis zum Jahr 2020 80 Prozent derjenigen, für die Einsparpotenzial festgestellt wurde, einen intelligenten Stromzähler nutzen. Je nachdem, für wie viele Haushalte ein intelligenter Stromzähler laut Ergebnissen der Analyse sinnvoll ist, kann es also auch sein, dass bis 2020 insgesamt nur jeder vierte oder fünfte Haushalt mit einem Smart Meter ausgestattet sein soll.

Wie schätzen Sie die Zukunft des Smart Metering ein?

Yello hat als erster Anbieter Ende 2008 ein Smart-Meter-Produkt bundesweit auf den Markt gebracht. Die Erfahrungen zeigen, dass die Kundengruppe, für die intelligente Zähler interessant sind, kontinuierlich wächst. Wenn man davon ausgeht, dass die Energiekosten generell eher steigen werden, wächst auch das Bewusstsein, Energie effizient und sparsam zu nutzen. In diesem Kontext hilft Smart Metering. Allerdings - davon sind wir überzeugt - stehen wir hier erst am Anfang einer Bewegung. Kunden werden verstärkt nach individuellen Lösungen suchen. Intelligente Zähler als Basisplattform sind hierfür gut geeignet.


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